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ZUM GELEIT

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Als neue Generaldirektorin für das kulturelle Erbe in Rheinland-Pfalz ist es mir ein Anliegen, dem vorliegenden Band einige Worte zum Geleit mitzugeben.

Glanz und Elend prägten gleichermaßen die Geschichte des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz. Als Residenz eines der führenden Reichsfürsten stand es seit dem späten Mittelalter im Mittelpunkt eines bedeutenden Hofes, der zahlreiche Künstler und Gelehrte auch jenseits der Landesgrenzen anzog. Kriege und politische Ereignisse unterbrachen jedoch immer wieder den Ausbau der Anlage, die Französische Revolution, die Phase der Zweckentfremdung unter der napoleonischen Herrschaft und zuletzt die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg vernichteten vieles von dem, was Repräsentationswille und Kunstsinn der Kurfürsten, aber auch bürgerliches Engagement im 19. und frühen 20. Jahrhundert geschaffen hatten.

Diese Schicksale teilt das Mainzer Schloss mit weiteren Hofhaltungen im deutschen Südwesten, insbesondere links des Rheines. Von einer ehemals blühenden Residenzenlandschaft aus der Zeit des Römisch-Deutschen Reiches, in die sich drei Kurfürsten- und Erzbistümer, zwei Fürstbistümer, Herzog- und Fürstentümer sowie zahlreiche kleinere Territorien teilten, ist heute – im Unterschied zu anderen Regionen in Deutschland – nicht mehr viel geblieben. Weitgehend unversehrt haben nur wenige der großen Bauten die Zeit überstanden. Manche Schlösser – wie der barocke Bischofshof in Worms, die kurfürstliche Favorite in Mainz, die kurtrierische Philippsburg in Koblenz-Ehrenbreitstein, das Leininger-Schloss in Bad Dürkheim oder das pfalz-zweibrückische Schloss Karlsberg auf der Grenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz – sind gänzlich untergegangen. Andere konnten nach dem Zweiten Weltkrieg wenigstens in ihrer äußeren Hülle wiederaufgebaut werden, darunter die Schlossbauten von Trier, Koblenz und Zweibrücken sowie in Mainz. Historische Ausstattungen mit Mobiliar und Kunstgegenständen, die einst den Reichtum und das Prestige einer Residenz sichtbar vor Augen stellten, sind fast völlig verloren.

Will man die Bedeutung des Landstrichs am Rhein in seinen politisch-historischen, geistigen und künstlerischen Leistungen verstehen, so beanspruchen die verbliebenen Zeugnisse dieser Residenzkultur einen unverzichtbaren Erinnerungswert. In ihrer meist fragmentarischen Überlieferung bedürfen sie jedoch der Vermittlung und Veranschaulichung. Gesetzlicher Auftrag der Denkmalpflege ist nicht nur, zur Erhaltung der historischen Zeugnisse beizutragen, sondern diese auch zu erforschen und in ihren geschichtlichen Dimensionen als konstituierender Bestandteil unserer gebauten und gelebten Umwelt begreifbar zu machen. Als Denkmalfachbehörde arbeitet die GDKE mit ihren Fachbereichen und Fachdiensten in unterschiedlicher Weise an dieser Aufgabe mit. Durch Veranstaltungen und Fachtagungen, wie das Kolloquium zum Mainzer Schloss im Jahre 2016, werden die Erkenntnisse und Fragestellungen weiterentwickelt und zugleich in die Öffentlichkeit getragen.

Der konkrete Bezug zum Kulturdenkmal steht für die Denkmalpflege dabei stets im Mittelpunkt. Dies gilt auch für die anstehende Sanierung des Mainzer Schlosses. Hier stellt sich die Aufgabe, angesichts der kriegsbedingten Substanzverluste die historischen Bezüge im Inneren sowie im Umfeld in die Planung mit ihren technischen sowie funktionalen Erfordernissen zu integrieren und in geeigneter Form anschaulich werden zu lassen. Die Bandbreite der Möglichkeiten dabei ist groß und reicht von der reinen Konservierung und Präsentation materiell überlieferter Spuren über die vorbildgerechte Wiederherstellung oder eine sinngemäße Ergänzung in modernen Formen bis zur virtuellen Vergegenwärtigung baugeschichtlicher Prozesse oder verlorener Zustände mit Hilfe digitaler Techniken. Voraussetzung für jede verantwortliche Entscheidung ist immer die umfängliche Kenntnis der Bau- und Ausstattungsgeschichte und deren Auswertung im Sinne der historischen Aussage und des daraus abgeleiteten Narrativs.

Das vorliegende Buch mit den Kolloquiums-Beiträgen, das die Bedeutung der Mainzer Residenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, bietet eine Basis für die fachliche und öffentliche Diskussion über den weiteren Umgang mit dem Kurfürstlichen Schloss und seinem Umfeld. Gleichzeitig ist der reich bebilderte Band auch eine Fundgrube für alle Mainzer, denen ihr Schloss am Herzen liegt.

Dr. Heike Otto

Generaldirektorin Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Das Mainzer Schloss

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