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DIE SPÄTMITTELALTERLICHE MARTINSBURG

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An den vermutlich integrierten Grinsturm am nördlichen Ende des rheinseitigen Abschnitts der Stadtmauer ließ der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg in den Jahren 1478 bis 1480 die spätmittelalterliche Martinsburg anfügen, die offensichtlich den rheinseitigen Stadtmauerverlauf berücksichtigte. Die Burg wurde bei einem verheerenden Brand in der Nacht vom 2. zum 3. März 1481 zerstört und in der Folgezeit wiederhergestellt.

Abb. 1: Mainz, Martinsburg, Ansicht von Osten, Stadtplan von Gottfried Mascop 1575 (Ausschnitt)

Nach einer erneuten Zerstörung der Anlage durch den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach während des Aufstandes der deutschen Reichsfürsten gegen Kaiser Karl V. im Jahr 1552 ließ der Mainzer Erzbischof Brendel von Homburg (1555–1582) die Burg wiederaufbauen. Da über die Martinsburg ausschließlich historische Abbildungen Auskunft geben (Abb. 2), lassen sich keine Aussagen treffen, was noch spätmittelalterlicher Bestand war und was im 16. Jahrhundert verändert wurde. Lediglich ein Zwillingsfenster der Burg, das sich im Erdgeschoss des Rheinflügels im Schloss erhalten hat, zeigt die Wappen des Mainzer Erzbischofs Brendel von Homburg und des Domkapitels.

Abb. 2: Martinsburg, Ansicht von Norden, Zeichnung von Wenzel Hollar vor 1631

Die Martinsburg bestand aus einem annähernd L-förmigen Hauptbau mit einem nördlichen Burghof und einer westlichen Vorburg. Burghof und Vorburg waren von Wirtschaftsbauten, Mauern und Türmen umgeben. Der dicht am Rheinufer errichtete Hauptbau besaß an beiden Enden und an der Knickstelle Turmbekrönungen, die sich möglicherweise an den Formen des Grinsturms aus dem 14. Jahrhundert orientierten. Er bezog seine Verteidigungsfähigkeit vor allem aus einem hohen Sockelgeschoss auf der Rheinseite. Die Mauern von Burghof und Vorburg hingegen waren zusätzlich durch einen wasserführenden Graben gesichert, der von einem Bach gespeist wurde. Nur an einer Stelle führte eine Brücke über den Burggraben zu einem großen Platz, der die Burganlage von der Stadt trennte. In ihrer Konzeption entsprach die Martinsburg einer spätmittelalterlichen, auf Verteidigung angelegten Niederungsburg, die sich sowohl nach außen als auch zur Stadt hin sichern ließ.6

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind bereits Tendenzen zu einer Residenzbildung erkennbar. Unmittelbar nach dem Wiederaufbau der Burganlage wurde im Jahr 1555 mit der Errichtung eines Kanzleigebäudes südlich von ihr begonnen. An dessen Südseite wurde in den Jahren 1570 bis 1581 die Schlosskirche St. Gangolph angefügt.7 Einen Abschluss fanden diese Baumaßnahmen durch die Errichtung eines Zeughauses mit einer Münzprägestelle im Jahr 1603. Wenngleich diese Bauten bereits den Charakter einer Mainzer Residenz verstärkten, so befanden sie sich dennoch außerhalb des Burggeländes. Von einer zusammenhängenden Anlage kann folglich noch keine Rede sein.8

Wichtige Informationen für das Verständnis der späteren Veränderungen an der Martinsburg bietet eine Zeichnung Wenzel Hollars von 1627, welche die Hofansicht der Burg zeigt (Abb. 3). Deutlich erkennbar sind die Westseite des Hauptgebäudes mit den Erdgeschossfenstern, von denen eines bis heute erhalten blieb, und die sich südlich anschließende Mauer der Vorburg. Im Hintergrund erscheinen ein Torbau zum Burghof und mehrere Wirtschaftsgebäude nördlich davon schemenhaft.

Das Mainzer Schloss

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