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a) Die Kolophone des Deuteronomiums
ОглавлениеIn Dtn 31 kommt wieder derjenige Erzähler zu Wort, der in Dtn 1,1–5 das Buch eingeleitet hatte. Im Gegensatz zum redaktionell gerahmten Text in Dtn 1–30* handelt es sich in Dtn 31 um keine durchgängige Moserede, sondern um ein Potpourri aus verschiedenen Mose- und Gottesreden, die wohl einer pentateuchischen Redaktion zuzuschreiben sind. Ins Gewicht fallen die beiden Abschnitte Dtn 31,9–12.24–26, die jeweils von der Verschriftlichung der »Weisung« (Tora) handeln – und zwar mit unterschiedlichen Zweckangaben: Im ersten Abschnitt (V. 9–12) geht es um die Verschriftlichung der (mündlichen) Tora, damit diese in jedem siebten Jahr der Versammlung am Laubhüttenfest wiederum mündlich vorgetragen werden könne, im zweiten Fall (V. 24–26) soll die schriftlich niedergelegte Tora deponiert werden, um später als Zeugnis gegen die Verfehlungen Israels dienen zu können. Die Redaktion legt großen Wert darauf, dass die eigentlich mündliche Moserede nun in ein schriftliches Medium überführt wird, damit sie für spätere Verwendung möglichst wortgetreu zur Verfügung steht. Entsprechend werden an anderen Stellen ebenfalls in einem späten Stadium der Buchgenese auch Textsicherungsformeln angebracht, so in Dtn 4,2 und in Dtn 13,1, die den verbindlichen Urkundencharakter des eigentlich mündlichen Vortrags herausstreichen. Es hat den Anschein, als wolle man zugleich mit der überlieferten Rede des Mose auch dessen Autorität transportieren. In jedem Fall deuten die beiden o. g. Zweckbestimmungen (Lesung in der Versammlung; Zeugnis gegen Verfehlungen) auf einen autoritativen Charakter der Schrift hin, die in dieser Form erst die Redaktion eingebracht hat. Wahrscheinlich identifizieren sich in 2Kön 22,8–10 auch deren Trägerkreise, wenn der Hohepriester Hilkija die »Urkunde der Weisung« (Tora) im Tempel gefunden haben will und sie dem Schreiber Schafan übergibt, der sie wiederum dem König Joschija zu Gehör bringt (und so Dtn 31,24–26 in Kraft setzt). Die folgende Reaktion des Königs jedenfalls macht den schlummernden Text zu einem Politikum, wie die anschließend geschilderte »joschijanische Reform« zeigt.46 Das Ensemble aus Priester, Schreiber, Prophetin (Hulda), Tempel und Palast erinnert in jedem Fall an entsprechende Kreise und ihre Funktion im Alten Orient und im Alten Ägypten.