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d) Die Propheten und die Schriften

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Entsprechend der Entstehung der Tora wird man auch bei den Corpora der Vorderen und Hinteren Propheten sowie den »Schriften« (hebräisch ketubîm) sammelnde und redigierende Kreise anzunehmen haben, die ihre jeweilige Überlieferung tradierten.52 Es ist wahrscheinlich, dass die prophetischen und die weisheitlichen Texte sowie die poetische Lieddichtung zunächst in eigenen Zirkeln tradiert wurden; denn es fällt auf, dass sich erst in späteren Stadien der Sammlung und Redaktion Anspielungen auf andere biblische Bücher, v. a. die Tora, finden lassen. Die Vermutung legt sich nahe, dass die Tora zunehmend als einflussreicher und wichtiger Text angesehen wurde. Jedoch blicken einige Texte, die die Toratradition rezipieren, hierauf auch kritisch: Jes 56,1–7 spiegelt einen Diskurs mit Dtn 23,1–7, dem »Gemeindegesetz«, und vertritt dabei eine andere Vorstellung einer Integration von Fremden und anderen gesellschaftlichen Außenseitern in den Kult; Hos 12 bietet eine äußerst kritische relecture der Jakobstradion aus der Genesis (25–36), wahrscheinlich bereits mit antisamaritanischem Hintergrund, der eine Abwertung von Jakob/Efraim, pars pro toto verstanden, vertrat. Auch das Buch Rut dürfte sich kritisch mit dem »Gemeindegesetz« beschäftigen, wenn eine Moabiterin in die soziale Gemeinschaft Israels und die religiöse Gemeinde Jhwhs aufgenommen wird (Rut 2,10–12). Andererseits zeigen besonders die genannten Bücher Esra und Nehemia sowie zahlreiche Psalmen (u. a. 1; 19; 78; 119) und apokryphe Schriften wie Sirach und Baruch eine sehr positive Haltung gegenüber der Tora, wenn diese etwa in Bar 3,9–4,4 als die höchste Weisheit entfaltet wird. Hier geht die ursprünglich internationale und eigenständige weisheitliche Tradition in die Toratradition über. Odil Hannes Steck hat gezeigt, dass insbesondere Eingangs- und Abschlusstexte wie Mal 3,22–24 (Bezüge auf: Tora – Jos 1 – Propheten) oder Ps 1 (Bezug auf: Tora) und Ps 2 (Bezug auf: Propheten) die einzelnen Kanonteile nicht nur beschließen oder eröffnen, sondern sie auch inhaltlich-thematisch miteinander verbinden.53 Schließlich ist es namentlich das Buch Kohelet, dessen toragemäßer Beginn und Schluss allein es trotz seiner Heterodoxie für die Sammlung nicht-apokrypher, also kanonischer Bücher akzeptabel machte (Babylonischer Talmud, Schabbat 30b).

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