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8. Die Sammlungen des jüdischen und des christlichen Bibelkanons

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Es kann nach dem Gesagten also davon ausgegangen werden, dass in der Zeit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahre 70 n. Chr., also bereits vor der Zeit des Lehrhauses in Jabne, ein jüdischer Bibelkanon vorlag, der große Ähnlichkeit mit demjenigen hatte, den der Babylonische Talmud (Baba batra 14b–15a) feststellt und der auch den großen masoretischen Textausgaben wie dem Kodex Aleppo (frühes 10. Jh. n. Chr.) oder dem Kodex Leningradensis (frühes 11. Jh. n. Chr.) prinzipiell zugrunde liegt. Die masoretische Arbeit am tradierten Text zeigt dabei, dass es den Gelehrten darauf ankam, das Gesamt des für das Judentum verbindlichen dreiteiligen Kanons heiliger Schriften möglichst akkurat zu erfassen und zu sichern.

Da das Neue Testament auf Griechisch abgefasst ist, sind auch die Zitate »gemäß der Schrift« der Septuaginta entnommen, so dass für das frühe Christentum nur deren Überlieferung als Quelle der Lehre dienen konnte. Die Benutzung der Septuaginta im Neuen Testament zeigt, dass es bereits Rezensionen der griechischen Übersetzung auf Grundlage des hebräischen Textes gab. Die rezensionelle Tätigkeit spielte im frühen Christentum auch aufgrund der Diskussion mit dem Judentum eine wichtige Rolle und zeigt sich beispielsweise in der Hexapla des Origenes, der in sechs synoptischen Spalten versuchte, den hebräischen Bibeltext und seine Übersetzungen möglichst genau zu dokumentieren. Die ältesten, aus dem 4.–5. Jh. n. Chr. stammenden Kodizes der Septuaginta, Vaticanus, Alexandrinus und Sinaiticus, sind bereits christliche Bibeln, die die beiden Kanonteile des Alten und Neuen Testaments enthalten. Dabei fällt ins Gewicht, dass die Reihenfolge der alttestamentlichen Bücher abweicht.67 Bereits Hieronymus mahnte aber an, dass man zwischen den Büchern des hebräischen und griechischen Kanons unterscheiden müsse, worin ihm beispielsweise Erasmus und Luther folgten,68 während die römisch-katholische Tradition auf dem Konzil von Trient (IV sessio) die lateinische Vulgata des Hieronymus, die die Apokryphen ebenfalls bietet, insgesamt als verbindliche Bibelausgabe (scriptura) festlegte und als Quelle der christlichen Lehre neben die kirchliche Überlieferung, die traditio, stellte.

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