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Ein neuer Job

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Irgendwann sagte ein Kollege: „Entweder du lernst, mit diesen Belastungen umzugehen, oder du musst dir einen anderen Job suchen.“ Da erinnerte ich mich wieder an den Mitpatienten, der mich ermutigt hatte: „Wenn sich die Umstände nicht ändern, dann musst du selbst dich verändern.“ Einen Strohhalm dazu hatte ich in der Hand. Meine Hausärztin und eine Freundin hatten mich unabhängig voneinander auf eine Stellenanzeige aufmerksam gemacht, die kurz vor meinem Klinikaufenthalt erschienen war: Die Stadtverwaltung meiner Heimatstadt suchte eine Journalistin auf 50-Prozent-Basis für die örtliche Pressestelle. Eigentlich hätte der Job nach fast vier Monaten schon längst vergeben sein müssen, doch als ich den Haupt-Pressesprecher anrief, sagte dieser: „Es laufen gerade die letzten Vorstellungsgespräche. Wenn Sie noch heute eine Bewerbung einreichen, können wir Sie vielleicht noch berücksichtigen.“

Kurz und gut: Ich habe die Stelle bekommen – für mich ein echtes Gottesgeschenk. Natürlich haben wir als Familie jetzt deutlich weniger Geld zur Verfügung als vorher, aber die wachsende Lebensqualität ist mir wesentlich wertvoller als ein gefülltes Portemonnaie. Ich arbeite drei volle Tage pro Woche in einem sehr netten und kooperativen Team, freue mich am Montagmorgen auf die Arbeit und am Mittwochabend auf ein langes Wochenende.

Ich habe viel mehr Zeit für Familie und Freunde, kann mich ehrenamtlich wieder stärker in der Kirchengemeinde engagieren (und dabei üben, auch mal Nein zu sagen) und lerne, auch mir selbst die eine oder andere Auszeit zu gönnen. „Sei lieb zu dir selbst“ – durch diesen Appell einer Freundin gewinnt Matthäus 22,37-39 für mich eine neue Dimension. Denn das „Doppelgebot der Liebe“ ist ja eigentlich ein Dreifachgebot: Nur wer gut zu sich selbst ist und achtsam mit sich selbst umgeht, kann auch Gott und seinen Nächsten aufrichtig lieben. Daran arbeite ich gerade – auch gemeinsam mit einer therapeutischen Gesprächsgruppe, die mir hilft, nicht ständig wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen oder in neue Fallen zu tappen.

Denn leider sind mir meine eigene Ungeduld und mein nach wie vor vorhandenes Bestreben, schnell und effizient zum Ziel zu kommen, immer wieder im Weg. Gut, dass Gott barmherziger mit mir ist, als ich selbst es bin. Mutmachend fand ich in diesem Zusammenhang eine Empfehlung von Kerstin Hack: „Erlaube dir selbst, dich in deinem eigenen Tempo zu verändern. Freu dich über jeden noch so kleinen Schritt der Veränderung!“

Es ist genug!

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