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Nadine Dennhardt:
Teebeutel

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»Hudson, ich habe mich klar ausgedrückt. Du gehst rein, tätigst den Kauf und dann direkt wieder raus. Du bist verkabelt. Wir hören alles mit, und die Knopfkamera zeichnet alles auf. Keine Alleingänge wie beim letzten Mal.«

Ich nickte und tippte auf meinen Ohrstöpsel, aus dem ich meinen Partner Dom klar und deutlich hören konnte.

Der Fall des illegalen Tierhändlerrings beschäftigte mich jetzt schon seit Monaten. Die völlig skrupellosen Gangster verschifften vom Aussterben bedrohte Tiere von einem Kontinent zum anderen. Aber was mich wirklich nicht losließ, waren die Wesen, die ich auf den Fotos nicht identifizieren konnte. Ich war nicht der Typ, der an Kryptozoologie glaubte, aber das, was ich da gesehen hatte … Nervös kratzte ich mich an der Hand. Meine Ichthyose war wieder aufgeflammt. Meine Hand sah aus, als hätte sie Fischschuppen.

Ich nickte meinem Kollegen noch einmal zu und stieg dann aus dem unauffälligen Van, der eine Querstraße von dem Zoohandel entfernt geparkt war. Ich zog den Leinenanzug glatt und rückte meinen Hut zurecht. Die Sonne spiegelte sich in meinen feinen Lederslippern. Das perfekte Bild des wohlhabenden Sonderlings, der auf der Suche nach dem Besonderen war.

Ein Glöckchen klingelte, als ich eintrat, und ein freundlich lächelnder, älterer Herr mit einem Vogeltattoo am Hals betrat den Verkaufsraum. Das stille Rauschen von mehreren Hundert Aquarien erfüllte den Raum. Über der Theke prangte ein Schild, das stolz den Namen des Geschäfts verkündete: Dädalus Tierimport.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ich bin auf der Suche nach etwas Besonderem. Etwas, das man nicht in jedem Zooladen erwerben kann.« Dann legte ich die Visitenkarte, die ich von einem Informanten bekommen hatte, auf die Theke.

Ein Glitzern kam in die Augen des Mannes.

»Ah, Sie sind auf der Suche nach etwas, das geradezu my-thisch wirkt? Dann kommen Sie doch bitte mit nach hinten ins Lager.«

Er öffnete eine Tür hinter der Theke und ließ mich passieren. Wir standen in einem Raum, der nur eine weitere Tür besaß, die mit einem hochmodernen Schloss gesichert war. Der Mann, laut seinem Namensschild der Inhaber Dädalus selbst, zog einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. Er sah mich an, und sein Blick blieb an dem Ausschlag an meiner Hand hängen.

»Wasserwesen? Ja, ich denke, da finden wir etwas Passendes.«

Er drehte den Schlüssel hin und her, und auf dem digitalen Feld oberhalb des Schlosses leuchteten nacheinander die alchemistischen Symbole für Feuer und Erde auf. Dann erschien das Symbol für Wasser, ein Dreieck, das auf der Spitze stand. Er öffnete die Tür in eine Lagerhalle, die sich mehrere Hundert Fuß in die Länge streckte. Er hielt mir die Tür auf, und ich trat ein. Im gleichen Moment knackte mein Ohrstöpsel. Der Funk fiel aus, aber angesichts der zahlreichen Wesen in kleinen und großen Wassertanks, fehlten mir sowieso die Worte.

»Haben Sie schon ein besonderes Haustier, oder ist es Ihr erstes?«

Ich schluckte trocken. »Das Erste.«

»Dann würde ich Ihnen empfehlen, mit etwas Kleinem anzufangen. Bitte folgen Sie mir.«

Der Mann führte mich vorbei an Tanks, in denen Sirenen schalldicht neben frisch geschlüpften Scylla lagen. Die Jungtiere fraßen ihre Eierschalen und gelegentlich auch einander, während die Sirenen einander gelangweilt die Haare flochten.

»Wir sind gleich da.«

Er führte mich tiefer in die Halle vorbei an Wasserwesen, für die ich nicht mal einen Namen hatte.

Dann traten wir in einen Raum, dessen Wände von vier Regalen gebildet wurden. In den Regalböden standen kleine Vier-Liter-Wassertanks.

»Für den Anfänger empfehle ich eine Wassernymphe. Eine Naiade oder eine Heleionomae vielleicht?«

In den Gläsern und Tassen saßen kleine menschenähnliche Wesen. Meist weiblich und mit langen Haaren, die zu Zöpfen geflochten waren, an denen ein Zettelchen angebracht war, das über den Rand hing. Fast wie ein Teebeutel in menschlicher Gestalt. Meistens steckte eine Blume oder ein grüner Zweig mit im Wasser.

Ich tippte an ein Glas und die winzige Nymphe sah mich erschrocken an. Sie klammerte sich an ihren Stil Pfefferminze. Vorsichtig nahm ich das Zettelchen in die Finger, um sie nicht an den Haaren zu ziehen. Auf dem Papier stand:

Heleionomae

Süßwasser,

liebt Pfefferminz,

täglich frisches Wasser.

Keine Zusatzstoffe verwenden!

»Ich hätte gerne diese hier.«

»Eine hervorragende Wahl. Sie können sie auch in eine Vase setzen. Dann bleiben die Blumen länger frisch. Oder in eine Tasse, wenn Sie Pfefferminztee mögen.«

Er lächelte und trat direkt auf mich zu. Erschrocken riss ich die Augen auf. Aber er griff nur an mir vorbei nach dem kleinen Wassertank. Dädalus hatte eine Plastiktüte in der Hand. Er kippte den Tank samt Inhalt, Nymphe und Stängel, hinein. Dann verschloss er sie mit einem Gummiband und reichte sie mir.

»Das macht dann zweitausend Dollar.«

»Nehmen Sie auch Karte?«

»Natürlich.«

Er schob mich vor sich her zum Ausgang, und noch bevor ich es richtig erfasst hatte, stand ich wieder vor dem Laden. In der Hand hatte ich die Tüte mit der kleinen Nymphe. Sie schwamm aufgeregt hin und her und blinzelte in die Sonne.

Es knackte wieder in meinem Ohr und ich hörte Doms Stimme. »Verdammt, Hudson, wir hatten den Kontakt verloren. Geht es dir gut?«

Ich nickte, bis mir einfiel, dass Dom mich nicht sehen konnte. »Ja, alles in Ordnung. Ich habe den Beweis. Du kannst das Amazonenkorps reinschicken.«

Ich zog den Ohrstöpsel heraus. Dann stupste ich gegen den Beutel.

»Und mit dir Mentha werde ich mich jetzt darüber unterhalten, was es heißt, dass du nicht meinen Fluss verlassen sollst.«

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