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II Grundannahmen

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Damit der Umgang mit Literatur als ›wissenschaftlich‹ gelten kann, müssen die Spielregeln der analytischen Wissenschaftstheorie anerkannt werden. Insbesondere ist gefordert, dass Aussagen, Ergebnisse, Thesen argumentativ hergeleitet und intersubjektiv nachvollziehbar sind. Diese Grundannahme bedeutet zum einen, dass Analyse und Interpretation von Texten als Operationen verstanden werden, die prinzipiell erlernbar sind und eingeübt werden können, und dass dazu den Akteuren ein Instrumentarium an die Hand zu geben ist, mit dem sie dies auch realisieren können. Zum anderen impliziert diese Annahme auch, dass die Methodik insofern textunabhängig ist, als sich prinzipiell jeder (literarische) Text mit diesem Handwerkszeug interpretieren lässt und sich Unterschiede dann erst als Ergebnis einer Analyse (aufgrund der Spezifik jedes einzelnen Textes) manifestieren.

Denn eine weitere Grundannahme bezüglich des Gegenstandes Literatur zeigt sich in dem Befund, dass jeder literarische Text ein Text ist und damit dessen prinzipiellen Konstruktionsprinzipien unterliegt: Er ist einerseits semiotisch verfasst (basiert also auf Zeichen) und andererseits an eine Kommunikationssituation rückgebunden, aus der heraus er entstanden ist. Dies heißt ganz banal zunächst, dass sich die Bedeutung (auch) eines (literarischen) Textes insofern rekonstruieren lassen muss, als den Zeichen, aus denen ein Text besteht, aufgrund von Kohärenzmechanismen ein semantisches Potential eigen bzw. inhärent ist. Da der Text in einer konkreten, historisch fixierten Kommunikation verankert und an diese rückzubinden ist, darf das semantische Potential wiederum nicht beliebig aufgefüllt werden. Die Spezifik von Literatur ergibt sich insofern, als Literatur als ästhetische Kommunikation verstanden werden kann, mit Lotman (1981) also als ein sekundäres, modellbildendes, semiotisches System. Sie baut auf dem bestehenden semiotischen System der natürlichen Sprache auf und benutzt dessen Codes (d. h. Codes der Syntax, Semantik, Pragmatik). Sie kann aber darüber hinaus eigene Semantisierungen und Strukturierungen vornehmen, die von diesem vorgelagerten System abweichen oder es verändern und modifizieren (dies meint: sekundäres System); immer wird dabei im konkreten Text ein neues System modelliert und damit ein eigener Weltentwurf kreiert (das meint: modellbildendes System).

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