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Оглавление|32|I.3 Mathematisierung der Natur und ihre Grenzen
Brigitte Falkenburg
Die Mathematisierung der Natur ist zentral für die neuzeitliche Naturphilosophie. Dabei reflektieren die Philosophen der Neuzeit die Bedingungen, unter denen der Mensch als erkennendes Subjekt zu Objektivität und Gewissheit in der Naturerkenntnis gelangen kann; und sie sehen den Garant für Gewissheit in der Mathematik. Die Ansätze von Descartes bis Kant sind typisch für die Aufklärung: Sie betonen den Imperativ, dass der Mensch sich des eigenen Verstandes bedienen soll, anstatt blindlings den Autoritäten zu folgen. Entsprechend werden diese Konzeptionen hier unter erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten skizziert.
(1.) Das Programm einer Mathematisierung der Natur geht einher mit der Physik von Galileo Galilei (1564–1642) und Isaac Newton (1643–1727), die ein mechanistisches und deterministisches Weltbild begründet. Dabei sind Physik und Naturphilosophie zunächst nicht strikt gegeneinander abgegrenzt. (2.) Die naturphilosophischen Konzeptionen im 17. und 18. Jh. sind (2.1) eng verbunden mit der Philosophie des Rationalismus, nach dem alle Erkenntnis auf der Vernunft beruht und der Weltlauf rational und berechenbar ist (René Descartes, 1596–1650; Baruch de Spinoza, 1632–1677; Gottfried W. Leibniz, 1646–1716). (2.2) Die Gegenposition ist der britische Empirismus, nach dem die Erkenntnis ausschließlich auf Erfahrung beruht (John Locke, 1632–1704; George Berkeley, 1685–1753; David Hume, 1711–1776). (3.) Um zwischen den widerstreitenden Strömungen zu versöhnen, konzipiert Immanuel Kant (1724–1804) die Naturphilosophie als ‚metaphysische‘ Disziplin, die auf der Struktur der menschlichen Erkenntnis beruht, deren Maßstäbe für objektive Erkenntnis aber an der mathematischen Physik orientiert bleiben (4.). Kant sieht die Biologie nicht als ‚eigentliche‘, d.h. mathematische Naturwissenschaft an; für ihn ist die Natur in physikalische Mechanismen und teleologische Strukturen unterteilt.