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Das Trivium

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An erster Stelle der sieben artes steht die GRAMMATIK, die als Basis des Zugangs zu den übrigen Disziplinen fungierte. In der römischen Antike wurde Grammatik als Spracherziehung betrieben und sollte zum Verständnis der klassischen Autoren dienen; der grammaticus war also auch Literaturlehrer. Im Mittelalter wurde die Grammatik umso wichtiger, da sie jetzt dazu verhalf, nicht die Muttersprache, sondern eine fremde Sprache, Latein, zu erklären und ihren korrekten Gebrauch einzuüben; letztlich war es das Ziel, das Wort Gottes zu verstehen. Sie umfasste neben Formenlehre und Syntax auch die Metrik und Redefiguren.

Die RHETORIK, die Lehre von der Redekunst, war – wie wir schon sahen – im alten Rom integraler Bestandteil des Kanons des Bildungsgutes, wenn auch zunächst mehr an der juristischen und politischen Praxis orientiert. Bald wurde ihr Bereich erweitert um die Poesie; so gehörten seit Quintilian (um 35–100), dem gefeierten Lehrer der Rhetorik in Rom, die Lektüre poetischer Texte wie die Auflösung von Poesie in Prosa zur Ausbildung des Rhetors. Wurde in der christlichen Spätantike auch übertriebener rhetorischer Aufputz missbilligt, so forderte der heilige Augustinus, man dürfe die an sich wertfreie Rhetorik nicht den Heiden zur sprachlichen Ausschmückung ihrer Irrtümer überlassen, sondern solle sie selbst im Kampf für die christliche Wahrheit einsetzen. Insbesondere für eine gute, wirkungsvolle Predigt brauchte man rhetorische Kenntnisse. Als seit dem 11. Jahrhundert auch in der weltlichen Verwaltung die Schriftlichkeit zunehmend intensiviert wurde, bekam die Rhetorik in Verbindung mit Briefpraxis und rechtlichen Fragen eine neue Bedeutung als sprachliche Disziplin. Von Oberitalien ausgehend, entstanden dazu ganze Lehrbücher mit Anweisungen zur kunstmäßigen Abfassung von Briefen. „Diese neue Rhetorik, ars dictandi oder ars dictaminis genannt, war in erster Linie eine Lehre vom Briefstil“ (Detlef Illmer).

Die antike DIALEKTIK – nach Platon die Methode des richtigen Fragens und Antwortens zwecks Einsicht in die Ideen – wurde im System der sieben artes zu einem Synonym für Logik. Die griechische Philosophenschule der Stoa (3. Jahrhundert v. Chr.) hatte die Logik als Teil der Philosophie in Rhetorik und Dialektik eingeteilt; daraus erwuchs später oft eine Verwischung der Grenzen zwischen Rhetorik und Dialektik, denn beide Disziplinen wurden als Wissenschaft vom richtigen Sprechen aufgefasst. Auch Boethius lehrte die Unterordnung der Rhetorik unter die Logik. Dem folgte auch Cassiodor, auf den sich wiederum Isidor von Sevilla stützte, der Dialektik und Rhetorik als Teile der Logik verstand; in seinen Etymologiae behandelte er beide in einem Kapitel. Er bot folgende Definition: „Dialektik bedeutet Lehre und Methode des Erörterns, sie schärft den Intellekt und lehrt das Wahre vom Falschen zu unterscheiden“ (Differentiarum liber II,39). Der irische Gelehrte Johannes Scotus Eriugena (um 810–877), einer der gelehrtesten Köpfe seiner Zeit und seit 847 Leiter der Hofschule am Hof des westfränkischen Königs Karls des Kahlen, sah in der Dialektik „die Wissenschaft vom gelungenen Argumentieren“ (bene disputandi scientia); gleichzeitig beklagte er die heillose Verwirrung über die Abgrenzung der drei Disziplinen Grammatik, Rhetorik und Dialektik. So wurden zuweilen auch Grammatik und Rhetorik als Teile der Dialektik aufgefasst.

Lange, bis weit ins Hochmittelalter, behielt dann in der gebräuchlichen Terminologie logica gegenüber dialectica die umfassendere Bedeutung; mit der Rezeption der Werke des Aristoteles setzte sich dann der Terminus „Logik“ durch. „Die Begriffsgeschichte spiegelt hier die Tatsache wider, daß die mittelalterliche Dialektik bis ins 12. Jh. nicht viel mehr als Sprachschulung und ein Ringen um gültige Definitionen von Begriffen war. Denn gerade in der begrifflichen Ungenauigkeit lag wohl die folgenreichste Schwäche des mittelalterlichen Intellekts“ (Detlef Illmer).

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