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Bildliche Darstellungen

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Die Personifizierung der artes durch Martianus Capella und seine Beschreibung ihres Aussehens beeinflusste die zahlreichen bildlichen Darstellungen im Mittelalter. Nach ihm, wahrscheinlich auch in Anlehnung an antike Darstellungen der Musen und an die personifizierten Tugenden, wurden die artes fast ausnahmslos als weibliche Figuren, meist alterslos, vorgestellt. So wie den antiken Musen Dichter und Gelehrte zugesellt wurden, so wurden häufig den einzelnen artes berühmte Gelehrte als ihre Repräsentanten beigefügt.

Schon in der Karolingerzeit existierten bildliche Darstellungen, vor allem in der Kunst des kaiserlichen Hofes, die allerdings zumeist nicht erhalten und nur aus literarischen Erwähnungen bekannt sind. Von Theodulf von Orléans besitzen wir ein umfangreiches Gedicht „Über die sieben freien Künste, auf einem Kunstwerk abgebildet“. Es beginnt: „Es gab einen Tisch, geformt nach dem runden Bild der Welt, den die künstlerische Darstellung eines einzigen Baumes zierte. An dessen Wurzel saß die mächtige Grammatik, die daran erinnert, dass sie diese [Wurzel] erzeugt oder zurückhält. Bekanntlich wächst aus dieser der ganze Baum, weil die ars ohne diese nicht zu gedeihen vermag.“ Im weiteren Verlauf des Textes wird geschildert, wie auf den Zweigen des Baumes die übrigen artes sitzen, zusammen mit den Kardinaltugenden.


Die Grammatik. (Martianus-Capella-Handschrift, Anfang 10. Jahrhundert)


Die Dialektik. (Martianus-Capella-Handschrift, Anfang 10. Jahrhundert)

In einer Prachthandschrift von Boethius’ De institutione arithmetica (aus Tours, vor 845) ist uns die älteste Darstellung der Personen des Quadriviums erhalten. (siehe Abbildung Seite 50) Die vier Frauengestalten werden durch Überschriften klar gekennzeichnet. Die Musik zupft an einem dreisaitigen Instrument. Gekrönt erscheint die Arithmetik (sie ist ja Thema des Textes), deren Haltung wohl einen Zählgestus verdeutlichen soll; dazu passt die Zählschnur in der rechten Hand. Das große agraffenartige Schmuckstück auf der Brust ist in Segmente unterteilt und verweist damit auch auf Rechenkunst. Mit kronenartiger Kopfbedeckung zeigt sich auch die Geometrie. Vor ihr auf einer Art Pult in Form einer korinthischen Säule liegt ein Abakus, in der rechten Hand hält sie einen Stab zur Demonstration. Die Astrologie schließlich (damals ja identisch mit der Astronomie) hält zwei brennende Fackeln in der Rechten; über ihrem Kopf deuten Mond, Sonne und mehrere Sterne auf ihr Fachgebiet hin.

Zuweilen wurden auch Handschriften des Martianus Capella-Textes mit Darstellungen der artes illustriert, wobei man sich mehr oder weniger eng an den Beschreibungen des Autors orientierte. Das älteste erhaltene Beispiel bietet eine in Paris liegende Handschrift aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts; der Stil ihrer Illustrationen lässt an die Verwendung einer älteren (5.–7. Jahrhundert?) Vorlage denken. Die Grammatik sitzt vor einem Gebäude, wohl einer Schule; in der Rechten einen langen Stab, die Linke in demonstrativer Haltung. Eine Schülerschar verfolgt aufmerksam ihre Ausführungen. Die Dialektik steht ebenfalls vor einem angedeuteten Gebäude. In der rechten Hand hält sie eine Tafel mit formulae (wie bei Martianus erwähnt), in der linken eine Art Angelstock mit Haken, mit dem sie sich einen Schüler/Gesprächspartner „angelt“. Aus ihrem linken Ärmel winden sich zwei Schlangen (bei Martianus nur eine); die gewundene Schlange symbolisiert die Wendungen der Argumente und ist durchgängiges Attribut der Dialektik. Die Astronomie weist mit dem Zeigefinger in die Höhe auf ein kreisförmiges Sternen-Firmament; sie selbst steht auf der durch Pflanzen und stilisiertes Wasser angedeuteten Erde.


Die Astronomie. (Martianus-Capella-Handschrift, Anfang 10. Jahrhundert)

Vergleicht man damit die Darstellungen in späteren Martianus-Handschriften, so fällt neben den zeitbedingten stilistischen Unterschieden das verstärkte Bemühen auf, möglichst deutlich die Merkmale und Attribute der artes, wie der Autor sie beschreibt, wiederzugeben. Nehmen wir als Beispiel die Dialektik. Während ein Florentiner Codex aus dem frühen 12. Jahrhundert zwar die zu erwartende Schlange in der linken Hand zeigt, hält die Rechte eine Art Blütenzepter, „das eigentlich der Philosophie oder Sapientia zukommende Attribut“, möglicherweise „eine Auszeichnung, die jener Auffassung des 12. Jahrhunderts entspricht, die der Dialektik nicht nur innerhalb des Triviums eine hervorragende Stellung zuweist, sondern so weit geht, sie mit der Philosophie an sich gleichzusetzen“ (Ludwig H. Heydenreich). Spätere Abschreiber dieses Codex im 15. Jahrhundert haben bei ihren Illustrationen nicht einfach die mittelalterlichen Miniaturen kopiert, sondern – genauer dem Text folgend – das eher befremdliche Blütenzepter so verändert, dass die Blütenzweige als getarnte Angelhaken erscheinen – so wie in einem aus Urbino stammenden Codex und in einer Prachthandschrift für Matthias Corvinus, den König von Ungarn. In Letzterer hat sich der Illustrator um eine scharfsinnige Interpretation der bei Martianus genannten formulae bemüht: Sie sind hier im wörtlichen Sinn als „Förmchen“ aufgefasst, „d.h. kleine gestaltartige Formen in buntfarbigem Wachs, die als Köder eines Angelhakens dienen“ (Heydenreich).

Ein schönes Beispiel für die Kombination der bildlichen Darstellung der artes mit jeweils einem Repräsentanten bietet der Bildanhang eines Preisgedichts auf Robert von Anjou, den König von Sizilien (†1343), das einem Rhetorik- und Grammatik-Lehrer Convenevole da Prato (um 1270– vor 1338) zugeschrieben wird. Drei Handschriften (entstanden zwischen 1334 und 1343) überliefern den Text, bei zweien ist der Bildanhang erhalten. Der Darstellung der sieben Tugenden und der unter ihnen sitzenden Laster folgen die sieben artes, jeweils paarweise auf einem Blatt. Jede ars wird mit einer Namensinschrift und einem Titulus versehen; der darunter sitzende repräsentative Autor hält ein aufgeschlagenes Buch mit Beischrift in Händen. Der Text unterhalb der Miniaturen bringt jeweils einschlägige Augustinus-Zitate. Die letzte der Tugenden, fides katholica, ist kombiniert mit der ersten ars Grammatik, die mit Rute und einem von ihr gestillten (lactans) Schüler erscheint, an dessen linkem Arm ein Abc-Täfelchen hängt. (siehe Abbildung Seite 51) Als Autor wird der berühmte Priscianus abgebildet. Das folgende Blatt zeigt zunächst die Dialektik, die in jeder Hand eine Schlange hält; neu ist ein kleiner Kopf in ihrem Kleidausschnitt mit der Beischrift racio. (siehe Abbildung Seite 52) Begleitet wird sie von Soreates, dem iranischen Religionsstifter Zoroaster, der Schriftzeichen auf ein Blatt schreibt. Die mit einem Lorbeerkranz bekrönte Rhetorik, in einem mit Schriftzeichen übersäten Kleid, hält eine Schriftrolle in Händen. Auf dem folgenden Blatt eröffnet die Arithmetik das Quadrivium; sie schreibt arabische Zahlen auf eine Rechentafel, Pythagoras ist ihr Repräsentant. (siehe Abbildung Seite 53) Die Geometrie hält mit beiden Händen einen Zirkel; das Winkelmaß klemmt unter ihrem Arm. Zu ihren Füßen sitzt Euklid. Auf dem letzten Blatt folgt die Musik, auf einer Laute spielend; in ihrem Schoß liegt eine weitere Laute. (siehe Abbildung Seite 54) Das von ihrem Mund ausgehende Textband enthält die Tonsilben ut re mi fa sol la. Als ihr Repräsentant wird ein Schmied mit Hammer und Amboss abgebildet, Tubal; gemeint ist der Nachkomme Kains Tubalcain, „der die Geräte aller Erz- und Eisenhandwerker schmiedet“ (Genesis 4,22; man hätte als passend zur Musik eher Jubal erwartet, der nach 4,21 „der Stammvater aller Zither- und Flötenspieler“ wurde). Die Inschriften auf den beiden Stützsäulen, Dyapason und Dyatesaron (= Dyatessaron) bezeichnen die griechischen Begriffe für die Oktave und die Quart. Die Astrologie (identisch mit der Astronomie) schließlich hält in der Rechten einen Sextant, während am linken Arm eine Art Himmelsscheibe hängt. Aufblickend zu ihr sitzt als gekrönter König die bekannte Autorität Ptolemäus.

Auch für plastische Darstellungen der artes an kirchlichen Denkmälern gibt es zahlreiche Beispiele, wobei die frühesten oft nicht mehr oder nur unvollständig erhalten sind. Den ältesten vollständig erhaltenen Zyklus mit Repräsentanten finden wir am Marienportal der Westfassade der Kathedrale von Chartres aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die repräsentierenden Gelehrten sind jeweils unter der entsprechenden ars bei ihrer Tätigkeit dargestellt, allerdings sind sie nicht mit Namens-Inschriften versehen; dabei bleiben immer wieder versuchte Zuordnungen reine Spekulation. Profane Wissenschaften am Kirchengebäude: zunächst erstaunlich – aber aus der Anordnung wird die christologisch-heilsgeschichtliche Einordnung deutlich. Die Figuren finden sich in den äußeren Archivolten, die sich um das Tympanon gruppieren, in dessen Zentrum Maria mit Kind thront als sedes sapientiae, darunter Szenen von der Verkündung bis zur Darstellung im Tempel. „Das menschliche Wissen ist auf das göttliche bezogen und hat teil an ihm“ (J. Seibert im LCI).


Zyklus der freien Künste. (Westfassade der Kathedrale von Chrartres, Mitte 12. Jahrhundert)

Aus dem späten 13. Jahrhundert stammt der einzige vollständige artes-Zyklus an einer deutschen Kirche: die Skulpturen in der Vorhalle des Freiburger Münsters, auch hier eingeordnet in ein Gesamtprogramm mit Szenen aus dem Leben Christi und Jüngstem Gericht, Engeln, Heiligen usw. Die nicht inschriftlich benannten artes liberales sind in ihrer Bestimmung umstritten. Im 18. Jahrhundert existierten wohl noch – aus alten Zeichnungen ersichtlich – inschriftliche Benennungen, die aber seit der Restaurierung im späten 19. Jahrhundert fehlen. Eindeutig zu bestimmen ist die Grammatik mit der Rute; zu ihren Füßen zwei Schüler, der eine angezogen, brav im Buch lesend, der andere ausgezogen, offenbar in Erwartung der Prügelstrafe wird er am Ohr gezogen. Die folgende Figur dürfte die Dialektik darstellen. Wie sie mit zwei Fingern ihrer rechten Hand in die erhobene Handfläche ihrer Linken deutet, findet sich als Argumentationsgestus auch anderwärtig. Sehr umstritten ist die dritte Figur, die mit beiden Händen einen Haufen Münzen hält und sie offenbar ausschüttet, also etwas herschenkt. Hatten manche Interpreten hier an die mit Münzen rechnende Arithmetik gedacht, so spricht mehr für die ja an dieser Stelle im Trivium zu erwartende Rhetorik. Sie gewährt den Menschen einen Schatz; „diese Reichtümer, die Pflege der Rede und den Schmuck des Wortes, schüttet die Rhetorik in Menge aus“, heißt es in einem vielgelesenen Text eines doctor universalis des 12. Jahrhunderts (Alanus de Insulis, Anticlaudianus VII,6). Zusätzlich hat man auch einen symbolischen Hinweis auf die gewinnbringende Disziplin vermutet.


Das Trivium – Grammatik, Dialektik und Retorik. (Vorhalle des Freiburger Münsters, 13. Jahrhundert)

Das Quadrivium wird – wieder ganz eindeutig – von der Geometrie mit ihren charakteristischen Attributen Winkelmaß und Zirkel eröffnet. Ihr folgt die Musik, die – auch das wohlbekannt – mit einem Hammer die Glocke schlägt. Die sechste Figur ist die umstrittenste des Zyklus, da sie beschädigt war und bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert „ein Attribut erhalten hat, bei dem nicht einmal Einigkeit darüber besteht, was es bedeuten soll, und daß es sehr zweifelhaft ist, ob die Ergänzung richtig ist“ (Gustav Münzel). Man sah darin u.a. eine Palette und glaubte an eine Darstellung der Malerei, womit dann eine der „klassischen“ artes fehlen würde. Es ist mehr „eine Scheibe, der merkwürdige Stäbe auf der Unterseite aufgelegt sind“ (Münzel); auch die Haltung der Figur passt kaum zu einer Palette. Es dürfte sich wohl doch um die zu erwartende Arithmetik handeln; von ihren drei sonst typischen Attributen – Fingerrechnen, Zählschnur und Rechenbrett bzw. Abakus – spricht am meisten für ein Rechenbrett. Für die letzte Figur bleibt dann nur die Astronomie übrig, deren Attribut allerdings auf den ersten Blick stark an ein Harnglas, das häufige Symbol für die Medizin, erinnert; und so sahen manche Forscher hier die Astronomie durch die Medizin ersetzt, zumal schon seit der Antike der Einfluss der Gestirne auf den menschlichen Organismus als bewiesen galt („astrologische Medizin“). Diese Ersetzung wäre allerdings eine sonst kaum belegte Ausnahme, und so hat eine genauere Untersuchung – auch wegen der offenbar überquellenden Flüssigkeit (bei einem Harnglas undenkbar) – eher an eine Wasseruhr gedacht (Münzel). So wäre der zu erwartende vollständige Zyklus der sieben artes liberales doch zu retten.


Das Quadrivium – Geometrie, Musik, Arithmetik und Astronomie. (Vorhalle des Freiburger Münsters, 13. Jahrhundert)

Wohl am häufigsten abgebildet findet man die Miniatur der Herrad von Landsberg (†1196), der Äbtissin von Hohenburg (Saint-Odile) im Elsass, in ihrem enzyklopädischen Werk Hortus deliciarum („Garten der Wonnen“). Die Handschrift verbrannte 1870; von den ursprünglich 336 mit Wasserfarben kolorierten Miniaturen sind ca. 240 in Kopien erhalten. Herrad bietet nicht nur in höchst kunstvoller Form eines Rosettenfensters eine Darstellung der sieben artes, sondern baut diese in ein Schema des ganzen Wissenschaftssystems ein. Beherrschende Figur im Mittelkreis ist die Philosophie mit einer Krone aus drei Köpfen: ethica, logica, phisica (Naturwissenschaft). Programmatisch verkündet ihr Schriftband: „Alle Weisheit stammt von Gott, dem Herrn. Nur die Weisen vermögen das zu tun, was sie wünschen“ (Ecclesiasticus [Buch Sirach] I,1). Aus ihrer Brust quellen nach der einen Seite vier, nach der anderen drei Ströme, was auch inschriftlich erläutert wird: „Sieben Quellen der Weisheit fließen aus der Philosophie; sie heißen liberales artes. Der Heilige Geist ist der Erfinder der sieben liberales artes [die dann aufgezählt werden].“


Die Philosophie umgeben von den artes liberales. (Handschrift des Hortus deliciarum der Äbstissin Herrad von Landsberg, 12. Jahrhundert)

In dem abgetrennten, kleineren unteren Teil des Mittelkreises – aber noch im zentralen Bereich – sitzen die Philosophen Socrates und Plato (noch nicht Aristoteles!), zu ihren Köpfen die Feststellung: „Die Philosophie hat gelehrt, wie die Natur des Universums zu erforschen ist.“ Ihre fundamentale Rolle wird inschriftlich erläutert: „Die Philosophen lehrten zuerst Ethik, dann Naturwissenschaft (phisicam) und schließlich Rhetorik.“ Und dass sie auch in der geistlichen Sphäre wirkten, betont der zweite Satz: „Die Philosophen waren die Weisen der Welt und die Kleriker der Völker.“ Die Umschrift um den inneren Kreis verdeutlicht noch einmal die beherrschende Stellung der Philosophie: „Ich, die Philosophie, beherrsche alles, was ist. Die mir unterworfenen artes unterteile ich in sieben Teile.“

Um diesen inneren Kreis sind in sieben Kreisen konzentrisch die artes angeordnet; „this perfect geometrical layout expresses the idea of their equal validity and their interdependence“ (Adolf Katzenellenbogen). Jede ars wird mit ihren meist auch durch Beischrift bezeichneten Attributen vorgestellt; darüber werden in Kürze jeweils ihre Lehraufgaben benannt. Die Grammatik erscheint mit Rute (scopa) und Buch, die Rhetorik mit stilus und tabula. Die Dialektik wird nicht wie üblich von einer Schlange (oder alternativ von einem Skorpion), sondern von einem Hundekopf (caput canis) begleitet; im Text darüber heißt es: „Ich lasse die Argumente zusammenstoßen (gegeneinander anstürmen?) nach Hundeart (more canino).“ Das als Schimpfwort in mittelalterlichen Texten nicht seltene caput canis erweckt eher negative Assoziationen; dazu passt, dass bei Martianus Capella die Dialektik als einzige ars negativ beschrieben wird. Der Musik sind gleich drei Instrumente beigegeben: lira (Laute), cithara (Zitter) und organistrum (Drehleier). Eine Zählschnur charakterisiert die Arithmetik; ein riesiger Zirkel und eine Messlatte eignen der Geometrie. Die Astronomie weist hoch zu den Sternen; in der Hand hält sie ein – leider – unbeschriftetes Gefäß (vielleicht eine Wasseruhr, vgl. oben).

Das Ganze wird von einem großen Kreis umschlossen, dessen Schriftband noch einmal die Lehraufgaben der Philosophie beschreibt: „Dies sind die Übungen, die die weltliche Philosophie aufgespürt hat; das Untersuchte hat sie bezeichnet, durch Schrift fixiert und den Schülern beigebracht. Durch Studien lehrt die Philosophie die sieben artes und erforscht diese Geheimnisse der Anfangsgründe und der Welt.“

Am unteren Rand, außerhalb des „geheiligten“ Kreises, sitzen vier männliche Figuren, die als poetae vel magi gekennzeichnet sind, die „von unreinem Geist angetrieben sind“. Hierbei ist weniger an Magier, Zauberer zu denken, sondern an Verfasser eben nicht wissenschaftlicher, sondern fiktiver, unterhaltender Literatur. Das wird bestätigt durch die Inschrift zwischen den mittleren Figuren: „Diese, von unreinen Geistern inspiriert, schreiben magische und dichterische Kunst, d.h. sagenhafte Erfindungen (fabulosa commenta).“ Die vier von der sapientia Ausgeschlossenen werden bei unterschiedlichen Tätigkeiten gezeigt: Der erste denkt noch nach; seine Haltung erinnert unwillkürlich an den „angestrengt nachdenkenden“ Walther von der Vogelweide („ich hatte in meine Hand das Kinn und eine meiner Wangen geschmiegt“). (siehe Abbildung Seite XX) Der zweite schreibt, der dritte deklamiert und der vierte spitzt die Feder an. Jeweils ein schwarzer – und damit böser – Vogel und nicht eine weiße Taube wie bei heiligen Autoren flüstert dem Autor ins Ohr.

Die längeren Erläuterungen dürften deutlich gemacht haben, dass „this beautifully lucid composition“ (Katzenellenbogen) über die Darstellung der artes liberales hinaus eine höchst kunstvolle, didaktisch geschickte Visualisierung des ganzen Kosmos der weltlichen Wissenschaften bietet.

Mönche, Schreiber und Gelehrte

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