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Prioritäten für das deutsche Gesundheitswesen der Zukunft
ОглавлениеDas dritte Themenfeld der Umfrage gliederte sich in einen Fragenkomplex, der insgesamt 16 Teilaspekte umfasste. Die Frage lautete: „Beim Gesundheitssystem können jedem Bürger ja verschiedene Dinge wichtig sein. Bitte geben Sie bei den folgenden Aspekten und Vorschlägen jeweils an, ob Ihnen das für unser Gesundheitssystem in Deutschland in den nächsten Jahren sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder gar nicht wichtig ist.“ Die zu bewertenden Aspekte wurden in zufälliger Reihenfolge dargestellt.
Die zu bewertenden Aspekte werden hier entsprechend der Zustimmung durch die Befragten aufgeführt, wobei der unter 1. genannte Aspekt die höchste Zustimmung erhielt:
1. Dass die Gesundheitsversorgung für den Einzelnen bezahlbar bleibt
2. Dass die Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal verbessert werden, z.B. durch bessere Bezahlung oder bessere Arbeitszeiten
3. Dass jeder Bürger den gleichen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung hat
4. Dass das Gesundheitssystem auch langfristig solide finanziert ist und dabei berücksichtigt wird, dass es künftig immer mehr alte Menschen geben wird
5. Dass mehr in die Ausbildung von medizinischem und Pflegepersonal investiert wird
6. Dass sich Ärzte und Pflegekräfte für den einzelnen Patienten mehr Zeit nehmen (können)
7. Dass Patienten schneller medizinisch versorgt werden, z.B. durch schnellere Termine beim Haus- oder Facharzt
8. Dass die Kosten für die Sicherung des Gesundheitssystems gerechter verteilt werden
9. Dass die bisherige Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung aufgehoben und eine einheitliche Krankenversicherung für alle eingeführt wird
10. Dass mehr Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Pandemien ergriffen werden
11. Dass Gesundheitszentren eingerichtet werden, in denen verschiedene Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, um eine Versorgung „aus einer Hand“ zu ermöglichen
12. Dass die Bürger künftig mehr als bisher darüber informiert werden, wie Erkrankungen vermieden werden können, z.B. durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten, Hygieneregeln usw.
13. Dass die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung ergeben, auch bei der Gesundheitsversorgung stärker als bisher genutzt werden, z.B. digitale Patientenakte, Einsatz von Computern bei Operationen o.ä.
14. Dass Patienten bei einem Arztbesuch mehr Einblick in die Kosten einer Behandlung erhalten als bisher, z.B. indem auch gesetzlich Versicherte von ihrem Arzt eine Rechnung über die abgerechnete Behandlung erhalten
15. Dass Pflegekräfte mehr Verantwortung übernehmen dürfen
16. Dass Hausärzte oder Fachärzte ihren Patienten neben einem Besuch in der Praxis auch die Möglichkeit der Video- oder Telefonsprechstunde anbieten
Alle der vorgeschlagenen 16 Aspekte wurden von einer deutlichen Mehrheit der Befragten als sehr wichtig oder wichtig bewertet, wobei die Zustimmung von 98 Prozent (Aspekt 1) bis 58 Prozent (Aspekt 16) reichte. Bei den ersten sieben Aspekten lag der Anteil der Antwortmöglichkeit „gar nicht wichtig“ bei null Prozent, unter den weiteren Aspekten variierte dieser Anteil von einem Prozent (Aspekt 8) bis sechs Prozent (Aspekt 16).
In Abbildung 3 sind die Aspekte dargestellt, für die am häufigsten die Antwort „sehr wichtig“ gewählt wurde. Deutlich wird hier, dass der Finanzierung und Bezahlbarkeit des Gesundheitssystems ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Gleichzeitig ist es den Befragten sehr wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger den gleichen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Diese Ergebnisse decken sich mit denjenigen aus den Bürgerdialogen, die im Rahmen der Initiative Neustart! 2019 und 2020 durchgeführt wurden (s. Kap. „Die Bürgerdialoge – Bürgerinnen und Bürger gestalten das Gesundheitswesens“). Daneben wünschen sich die Befragten der forsa-Umfrage, dass mehr Augenmerk auf die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen von Pflegepersonal gelegt wird.
Frauen halten nahezu alle Aspekte tendenziell etwas oder deutlich häufiger für sehr wichtig als Männer. Dies gilt insbesondere für den Vorschlag, dass das Gesundheitswesen so gestaltet sein sollte, dass sich Ärzte und Pflegekräfte für den einzelnen Patienten künftig mehr Zeit nehmen können (Aspekt 6). Dies bewerteten 68 Prozent der Frauen als sehr wichtig, wohingegen lediglich 49 Prozent der männlichen Befragten diese Antwort wählten. Allein den Vorschlag, zukünftig die Möglichkeiten der Digitalisierung stärker zu nutzen (Aspekt 13), sehen Männer mit 34 Prozent häufiger als sehr wichtig an als Frauen mit 25 Prozent.
Dass Ärzte und Pflegekräfte sich mehr Zeit für den einzelnen Patienten nehmen können, wird darüber hinaus mit zunehmendem Alter als wichtiger betrachtet. In der Altersgruppe 60 Jahre und älter bewerteten 67 Prozent diesen Aspekt als sehr wichtig, während er unter den 18- bis 29-Jährigen nur 49 Prozent der Befragten sehr wichtig erschien. Dies dürfte auch damit zu erklären sein, dass ältere Menschen sich häufiger in einem Versorgungssetting aufhalten als jüngere Menschen und häufiger die Erfahrung gemacht haben, dass Ärzte und Pflegekräfte sich nicht ausreichend Zeit für das Gespräch mit ihnen nahmen bzw. nehmen konnten.
Ein mit dem Alter steigender Grad an Zustimmung ist auch bei Aspekt 8 (gerechtere Verteilung der Kosten für das Gesundheitssystem), Aspekt 9 (Aufhebung der Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung) und Aspekt 14 (mehr Einblick in die Kosten einer Behandlung) ablesbar.
Die jungen Befragten der Altersgruppe 18 bis 29 halten dagegen Aspekt 2 (Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegepersonal) sowie Aspekt 5 (mehr Investitionen in die Ausbildung von medizinischem und Pflegepersonal) häufiger für sehr wichtig als die älteren Teilnehmenden.
Die – kleine – Gruppe derjenigen, die meinen, dass das Gesundheitssystem von Grund auf verändert werden müsste, hält die meisten vorgeschlagenen Reformansätze tendenziell häufiger für sehr wichtig als der Durchschnitt der Befragten. Insbesondere betrachten sie den gleichen Zugang aller zu medizinischer Versorgung (Aspekt 3), die schnellere Versorgung (Aspekt 7), eine gerechtere Verteilung der Kosten des Gesundheitssystems (Aspekt 8) und die Aufhebung der Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung (Aspekt 9) deutlich häufiger als sehr wichtig.
Beim Gesundheitssystem können jedem Bürger ja verschiedene Dinge wichtig sein. Bitte geben Sie bei den folgenden Aspekten und Vorschlägen jeweils an, ob Ihnen das für unser Gesundheitssystem in Deutschland in den nächsten Jahren sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder gar nicht wichtig ist.
Abb. 3 Darstellung der fünf Aspekte, die den Befragten für das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren am wichtigsten erscheinen