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Telefonische Krankschreibungen
ОглавлениеDie Einführung einer telefonischen Krankschreibung bei Erkältungen wäre ohne die Corona-Pandemie kaum durchsetzbar gewesen. Einmal ermöglicht, stellt sich jedoch die Frage, ob dieses Vorgehen auch unabhängig von der Pandemie-Situation beibehalten werden sollte. Als Argument für diese Form der Krankschreibung kann beispielsweise angeführt werden, dass sich während einer Grippewelle weniger Infizierte in den Arztpraxen aufhalten würden und somit auch das Ansteckungsrisiko für andere Patientinnen und Patienten sowie für das Praxispersonal reduziert würde. Zudem könnte die telefonische Krankschreibung zu einer Entlastung der vielfach überlasteten Hausarztpraxen führen.
Als Einwand gegen die telefonische Krankschreibung wird angeführt, dass damit die Hemmschwelle der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sinken könnte, sich krankzumelden. Mehr AU-Tage würden in einer geringeren volkswirtschaftlichen Produktivität resultieren.
Die sechste Frage zielte darauf ab, ein Meinungsbild der Bevölkerung zu diesem Punkt zu gewinnen. Unter den Befragten sind, wie in Abbildung 6 dargestellt, 60 Prozent der Ansicht, dass unter „normalen“ Bedingungen eine Untersuchung in der Praxis die Voraussetzung für eine Krankschreibung sein sollte, wobei diese Meinung unter den Männern etwas weiter verbreitet ist als unter den Frauen. Dagegen würden unter allen Befragten 36 Prozent die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung gern dauerhaft beibehalten.
Im Zuge der Corona-Krise war es für einige Wochen möglich, dass Ärzte Patienten bei Erkältungen auch telefonisch krankschreiben konnten. Dies bedeutet, dass der Arzt auf Grundlage eines telefonischen Gesprächs mit dem Patienten über die Krankschreibung entscheidet und der Patient nicht in der Praxis vorstellig werden muss. Sollte das auch in Zukunft bei leichteren Erkrankungen wie Erkältungen generell möglich sein oder sollte auch in solchen Fällen künftig vor einer Krankschreibung wieder eine Untersuchung in der Praxis nötig sein?
*es sollte wieder eine Untersuchung in der Praxis Voraussetzung sein
Abb. 6 Ergebnisse zu Frage 6 – telefonische Krankschreibung bei Erkältungen
Die höchste Zustimmung zur telefonischen Krankschreibung findet sich mit 49 Prozent unter den 30- bis 44-Jährigen, gefolgt von den 18- bis 29-Jährigen mit 47 Prozent. In der Altersgruppe 60 Jahre und älter ist nur jede bzw. jeder vierte Teilnehmende für die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung (25 Prozent). Dies lässt sich möglicherweise darauf zurückführen, dass die jüngeren Altersgruppen gleichzeitig diejenigen mit dem höchsten Anteil an Erwerbstätigen sind. Sie profitieren somit am stärksten von der neuen Möglichkeit. Zudem könnte der Faktor Digitalisierung eine Rolle spielen: Jüngere Menschen wickeln vermutlich generell mehr Alltagstätigkeiten mit medialer Unterstützung ab, beispielsweise Bankgeschäfte, Einkäufe oder Urlaubsbuchungen. Ältere Menschen bevorzugen dagegen häufiger den persönlichen Kontakt.