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Was passiert

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Die Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit, Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitskompetenz könnten zunehmen.

Postindustrielle Wissensgesellschaften wie Deutschland erfahren grundlegende Veränderungen ihrer gesellschaftlichen Werte und individuellen Normen. Das Vorherrschen von Entwicklungen wie Individualisierung, Demokratisierung, kleinerer und veränderter Familienverbünde, aber auch Prinzipien wie die soziale Wohlfahrt bringen einige Herausforderungen sowie Chancen für die künftige Gesundheitsversorgung mit sich. Im Einzelnen ist der gesellschaftliche Wertewandel derjenige unter den Megatrends, der aufgrund vielfältiger Interdependenzen und seiner Dynamik am schwierigsten präzise vorherzusagen ist. Dennoch kann angenommen werden, dass einige der im Think Lab skizzierten Entwicklungen Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel haben werden und umgekehrt die gelebten gesellschaftlichen Werte ihrerseits entscheidend dazu beitragen, Gesundheit und Gesundheitsversorgung in Zukunft zu gestalten.

Individualisierung spielt in den jetzt jüngeren Generationen eine noch größere Rolle als bereits für die Generationen der letzten Jahrzehnte.

Mit dem „Ich“ als Maß der Dinge gehen ein anderes Rollenverständnis und andere Ansprüche einher.

Dies kann sich in einer zunehmenden Selbstoptimierung, aber auch in einer eigenständigeren und selbstbewussteren Wahrnehmung einer Kundenrolle im Gesundheitswesen äußern. Insbesondere die Digitalisierung kann als zusätzlicher Verstärker für Rollenwandel in diese Richtung wirken, da sie vereinfacht – individuell abruf- und kommunizierbar – Informationen bereitstellt und Zugang ermöglicht und damit Konsumverhalten und Kundenidentität verstärkt. Ein gesteigertes Konsumverhalten wird womöglich die Nachfrage nach (privaten) Gesundheitsleistungen wachsen lassen und in dieser Logik dem Arzt vermehrt eine „Unternehmer“-Rolle zuweisen. Dies dürfte die Arzt-Patienten-Beziehung beeinflussen und Folgen für die Qualität der Gesundheitsversorgung haben und – im Fall von Überversorgung – Risiken für die Gesundheit beinhalten. Selbstoptimierung bis zur Perfektionierung und „Health on Demand“ können leicht von einer Gemeinwohlorientierung und der Bereitschaft, sich an Solidarsystemen zu beteiligen, wegführen. Soziale Isolation und sich selbstbedienende Verhaltensweisen könnten die Folge sein. Gleichzeitig könnte aber gerade der Fokus auf dem „Ich“ die Eigenverantwortung der Bürger für die eigene Gesundheit verstärken und für mehr Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitskompetenz sorgen.

Der Einzelne kann mithilfe digitaler Technologien, z.B. in Form von Gesundheits-Apps, sein gesundheitsförderliches Verhalten verbessern, das Verfolgen eigener Gesundheitsziele besser einfordern und mitgestalten und damit die Rolle des „gesundheitsbewussten“ Bürgers prägen. In Deutschland haben sich die Familienstrukturen in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert. Neben Klein- und Patchworkfamilien prägen 17,3 Millionen Single-Haushalte mit einem erwarteten Anstieg auf 19,3 Millionen bis 2040 die gesellschaftliche Realität, mit erheblichen Auswirkungen für das Gesundheitssystem und die Gestaltung der Gesundheitsversorgung. Einsamkeit wird zunehmend als Gesundheitsrisiko wahrgenommen.

Bereits heute wird eine hohe, durch psychische Erkrankungen bedingte Sterblichkeit in Deutschland berichtet. Ebenfalls wird durch die wachsende Zahl alleinlebender Personen der Bedarf an Langzeitpflege steigen und sich die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Krankenhäusern verändern. Die Notwendigkeit von mehr Hausbesuchen durch medizinisch-pflegerisches Personal wird einen wesentlichen Bestandteil zukünftiger Gesundheitsversorgung ausmachen. Digitale Technologien werden eine erhebliche Rolle dabei spielen, eine Reihe dieser physischen Besuche zu ersetzen. Es wird erforderlich sein, das kommunale Umfeld einzubeziehen und kommunale Maßnahmen im Hinblick auf den Zugang zu Beratungsleistungen sowie Gesundheits- und Notfallversorgung zu verstärken.

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