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Kompetenz

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Die Rolle von Bildung und Gesundheitskompetenz spielt im Zusammenhang mit Gesundheits- und Selbstversorgung eine entscheidende Rolle. So haben sie direkte Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Gesundheitszustands und die Nutzung des Gesundheitssystems. Schaeffer et al. (2017) kommen in ihrem Papier zu dem Schluss, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügt und mit Problemen im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen konfrontiert ist. Nach heutigem Erkenntnisstand verfügen ältere Menschen, chronisch Kranke, Personen mit Migrationshintergrund und Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status über eine geringere Gesundheitskompetenz. Gerade der im Anstieg befindliche Anteil der älteren und alten Menschen sowie der Menschen mit Zuwanderungshintergrund sind Bevölkerungsgruppen, die traditionell über eine schwächer ausgeprägte Gesundheitskompetenz verfügen. Die geringere Kompetenz kann zu Gesundheitsproblemen beitragen, wenn nicht rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland ist ebenfalls geringer als in einigen der europäischen Nachbarländer, wie zum Beispiel den Niederlanden oder Irland (Sørenson et al. 2015). Eine zukünftige Chance liegt in der verstärkten Förderung und Akzeptanz digitaler Dienste und dem Nutzen technologischen Fortschrittes und digitaler Innovation in der Gesundheitsversorgung.

Die Kombination von digitaler Kompetenz und Gesundheitskompetenz wird voraussichtlich eine Schlüsselrolle bei der Organisation und Bereitstellung der künftigen Gesundheitsversorgung spielen.

Im Jahr 2019 lag der Anteil der Internetnutzer im Alter von über 10 Jahren in Deutschland immerhin bei 88% der Gesamtbevölkerung (Destatis 2019). Trotz dieser hohen Nutzungszahlen ist von einer digitalen Spaltung aufgrund von Alter, sozialer Schicht, Region etc. auszugehen. Zwar verfügt die deutsche Bevölkerung über einen Internetzugang – 94,8% aller Haushalte sind an das Internet angebunden (OECD 2020) –, dies liegt jedoch noch immer etwas unter dem Niveau des Vereinigten Königreichs, Islands, der Niederlande und Norwegens.

Die Aufnahme von Gesundheitskompetenz und digitalen Kompetenzen als Merkmale von Patiententypen ist deshalb ein vielversprechender Ansatz, um gezielte Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung zu entwickeln.

Nicht zuletzt die aktuelle Corona-Krise zeigt, wie wichtig sowohl der Zugang zu digitalen Plattformen als auch ein solides Maß an Gesundheitskompetenz für die Suche nach Informationen, das Verständnis dieser und die Befolgung daraus abzuleitender Handlungsempfehlungen und Verhaltensmaßregeln ist.

Zudem zielt das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) darauf ab, das deutsche Gesundheitssystem digital umzugestalten. Das Verständnis der digitalen und gesundheitsbezogenen Kompetenz der Patienten ist dabei entscheidend für den Erfolg solcher Initiativen.

Durch die Verknüpfung von Gesundheitskompetenz und digitaler Kompetenz des Einzelnen lassen sich vier Patientengruppen identifizieren (s. Abb. 2). Die Gruppe der als „Digitalkompetente Gesundheitsaffine (DKGA)“ zu bezeichnenden Patienten verfügen über ein hohes Maß an digitaler und gesundheitsrelevanter Kompetenz. Analog dazu sind „Digitalaverse Gesundheitsignorierende (DAGI)“ diejenigen Personen, die über ein niedriges Niveau an digitaler und gesundheitsbezogener Kompetenz verfügen. Personen mit geringer Gesundheitskompetenz, aber einem hohen Maß an digitaler Kompetenz sind „Digitalkompetente Gesundheitsignorierende (DKGI)“, während Personen mit hoher Gesundheitskompetenz, aber einem geringen Maß an digitaler Kompetenz als „Digitalaverse Gesundheitskompetente (DAGK)“ bezeichnet werden können. Weder Gesundheits- noch Digitalkompetenz sind statisch. Sie können auch im späteren Leben erlernt werden, erfordern jedoch kontinuierliche Anpassung des Wissens an neue Erkenntnisse, Gegebenheiten und Möglichkeiten. Insofern sind die Konzepte Gesundheits- und Digitalkompetenz grundsätzlich potenzialträchtig, dynamisch und unterliegen permanenten Änderungen – abhängig von ihrem Grad der Verwirklichung beim Individuum.

Abb. 2 Patiententypen basierend auf digitaler Kompetenz und Gesundheitskompetenz

Werden die vier oben beschriebenen Typen in einen Krankheitskontext gestellt, lassen sich daraus unmittelbar die spezifischen Bedarfslagen der Gruppen in Bezug auf kompetenzverbessernde Ansätze ableiten. Eine Person mit geringer digitaler Kompetenz, geringer Gesundheitskompetenz und labiler Gesundheit wird vom Gesundheitssystem an die Hand genommen und geleitet werden müssen. Diese könnten auch als traditionelle Patienten bezeichnet werden, da sie in der tradierten Patientenrolle verbleiben, viel professionelle Unterstützung benötigen und durch das System geleitet werden müssen. Auch wenn keine Krankheiten vorliegen, muss das Gesundheitskompetenztraining insbesondere darauf ausgerichtet sein, Individuen mit geringer digitaler und geringer Gesundheitskompetenz zu schulen und gesund zu erhalten. In ähnlicher Weise sind komplette digitale Gesundheitslösungen für Patienten mit einem hohen Grad an digitaler Kompetenz und Gesundheitskompetenz umsetzbar. Für Patienten mit digitalen Kenntnissen, die jedoch gesundheitliche „Ignorierende“ sind, sind digitale Lösungen unzureichend und müssen durch Schulungen zur Gesundheitskompetenz ergänzt werden. Ebenso ist für einen Patienten, der zwar über Gesundheitskompetenz, nicht aber über digitale Kompetenzen verfügt, ein digitales Kompetenztraining die angemessene Maßnahme.

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