Читать книгу Neustart! - Группа авторов - Страница 146
Die Notwendigkeit von Patienten-Typologien
ОглавлениеTraditionell beschränkte sich die Klassifizierung von Patienten in der Gesundheitsversorgung auf sozio-demografische und sozio-ökonomische Faktoren wie Alter, Einkommen, Bildung, Beschäftigung, Familienstatus usw. Auch wenn dies notwendige Variablen für die Charakterisierung von Patienten sind, so reichen sie bei Weitem nicht mehr aus, um einen ganzheitlichen Ansatz für die Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Ein weiterer gängiger Ansatz ist die Verwendung einer krankheitsbasierten Kategorisierung. Eine solche Kategorisierung führt jedoch dazu, dass man sich zu sehr auf die Behandlung von Krankheit konzentriert. Weitere nicht-medizinische, aber auch die Gesundheit bedingende Faktoren und Einflüsse werden außer Acht gelassen. Die Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Bildungsstatus, soziale Lage bis zu den legitimen individuellen nichtmedizinischen Bedürfnissen und Erwartungen der Patienten sollte ein wichtiges Ziel jedes Gesundheitssystems sein (WHO 2000). Die bisherige Herangehensweise zeigt sich zunehmend ungeeignet den Bedarfen und Bedürfnissen der Bürger und Patienten von morgen zu begegnen. Nicht nur werden entscheidende, die Gesundheit beeinflussende Faktoren für die jeweilige Behandlung außer Acht gelassen, sondern die Wirkkraft medizinischer Therapien durch den zu engen krankheitsbezogenen Ansatz tendenziell eingeschränkt.
Um eine Weiterentwicklung einer qualitativ guten Versorgung des Gesundheitssystems zu erreichen, bedarf es daher einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Patientenmerkmalen, die nicht auf demografische oder morbiditätsbasierte Kriterien beschränkt ist. Darüber hinaus sollten sich die Bemühungen darauf konzentrieren, diese erweiterten Patientenmerkmale zu nutzen, um die Versorgung effektiver und effizienter zu gestalten und außerdem die Patientenzufriedenheit zu verbessern. Die Bestimmung von Patiententypen kann Entscheidungsträgern und Versorgungseinrichtungen bei der Wahl der richtigen medizinischen und nicht-medizinischen Strategien, der Entwicklung zielgerichteter Interventionsmöglichkeiten und der Organisation einer Gesundheitsversorgung als Richtschnur dienen. Sie müssen den Besonderheiten der Nachfrage und des Bedarfs der Nutzer gerecht werden und bilden darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines wirklich patientenzentrierten Gesundheitssystems.