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1 Gibt es Modalpartikeln im Französischen? – Stand der Forschung
ОглавлениеModalpartikeln, häufig auch als Abtönungspartikel bezeichnet, sind ein nähesprachliches Phänomen (cf. Koch/Oesterreicher 1985). Umstritten aber ist, ob Modalpartikeln auch außerhalb der germanischen Sprachen beziehungsweise des Deutschen existieren. Insbesondere für die romanischen Sprachen verneinen dies diverse Autoren (cf. u.a. Waltereit 2006:2). Als Argumente werden dabei in der Regel syntaktische Unterschiede, wie das (durchaus diskussionswürdige) Fehlen eines Mittelfelds/Mittelfeldäquivalents, also des prototypischen Orts der Okkurrenz deutscher Modalpartikeln (cf. Abraham 1988; Coniglio 2011; Thurmair 1989; Waltereit 2006), herangezogen. Dennoch kennt z.B. das Französische einige Lexeme, bei denen auch Kritiker Parallelen zu den deutschen Modalpartikeln nicht von der Hand weisen können: So stellt Waltereit (2006:76–78) trotz seiner Positionierung pragmatische Ähnlichkeiten einiger französischer Lexeme mit deutschen Modalpartikeln fest und auch bei Weydt (1969) finden sich bereits ähnliche Aussagen. Aber erst neuere Arbeiten erkennen vollumfänglich an, dass es auch im Französischen Elemente gibt, die als Modalpartikelnangesehen werden müssen. Einer jener Befürworter der jüngsten Zeit ist Schoonjans (2013; 2014; 2015), der im Rahmen seiner Forschung zu französischen Modalpartikeln mehrere potenzielle Kandidaten durch korpusbasierte Übersetzungen ausmachen konnte. Zwar basiert seine Argumentation in erster Linie auf der pragmatisch-funktionalen Äquivalenz der in den Übersetzungen verwendeten Lexeme, doch postuliert er in Schoonjans (2015) zudem die Existenz eines Mittelfelds auch im Französischen. Nichtsdestotrotz sind Schlussfolgerungen, die weitgehend auf Basis von Übersetzbarkeit entstehen, problematisch. Aufbauend auf Meisnitzer (2012) warben wir deshalb an anderer Stelle (cf. Gerards/Meisnitzer 2017) dafür, romanische Lexeme nach einem festen Kriterienkatalog dahingehend zu bewerten, ob sie als Modalpartikeln zu klassifizieren sind oder nicht. Jener Kriterienkatalog ist kontrastiv und wurde in Anlehnung an die formalen und funktionalen Definitionskriterien von deutschen Modalpartikeln entwickelt. Das Deutsche ist und bleibt die prototypische Modalpartikelsprache, da es – im Gegensatz zu den romanischen Sprachen – ein Modalpartikelparadigma besitzt.
Um die Grammatikalisierung von Modalpartikeln im Französischen nachzuzeichnen, werden wir zunächst in Kapitel 2 die definitorischen Kriterien für Modalpartikeln auf den unterschiedlichen sprachlichen Ebenen darstellen, um dann in Kapitel 3 die Herausbildung der französischen Modalpartikeln quand même, donc und bien korpusbasiert zu beschreiben. Darauf folgen Ausführungen zu den Fragen, ob es sich bei der Entstehung um einen Grammatikalisierungs- oder einen Pragmatikalisierungsprozess handelt (Kapitel 4) und ob die semantische Relation zwischen dem Quelllexem und der Modalpartikel Homonymie oder Polysemie ist (Kapitel 5). Abschließend werden wir in einem Ausblick auf die Notwendigkeit der Berücksichtigung von Modalpartikeln in einer deskriptiven Grammatik des Französischen eingehen.