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Das Phänomen der Devianz im Alter Stefan Pohlmann

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Dieser Sammelband hat den Zusammenschluss unterschiedlicher Expertinnen und Experten ermöglicht. Aus der Perspektive diverser Disziplinen und professioneller Handlungsfelder bezieht diese Publikation dezidiert Stellung zu Themen der Alterskriminalität. Als Alterskriminalität bezeichnet man gemeinhin alle Formen von Straftaten, die von Personen über 60 Jahren verübt werden oder die zu einem Strafprozess im höheren Alter führen (vgl. Pohlmann, 2009). Auf den nachfolgenden Seiten richtet sich der Blick darüber hinaus aber auch auf diejenigen Straftaten, die bei einer Verurteilung in jüngeren Jahren zu einer Verweildauer in Haft bis in das höhere Lebensalter beitragen. Hinzu kommen Normabweichungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht strafrechtlich geahndet, gleichwohl auch jenseits von Strafrechtsnormen als deutliche Regelverstöße von Sozialnormen zu gelten haben. All diese Aspekte sind unter das Dach der Devianz im Alter zu fassen. Devianz ist dabei als zunächst neutraler Begriff für sämtliche Regelabweichungen zu verstehen, deren konkrete Ursachen, Hintergründe und Folgen es im Detail zu klären gilt.

Das Phänomen der Devianz im Alter ist nicht neu. Hinweise auf Straffälligkeit und Verbrechen im Alter gibt es in der Geschichte viele (vgl. Radbruch & Gwinner, 1951). Allerdings sind sowohl die Datenlage als auch der Forschungseifer für eine aktuelle und akkurate Einschätzung der Devianz im Alter weiterhin ausbaufähig.

In den einschlägigen forensischen Fachpublikationen stehen noch vor allem junge Straftäter und Straftäterinnen im Mittelpunkt. Dies trifft ebenso auf die deutsche wie auf die internationale Berichterstattung zu. Dennis Howitt umschreibt diesen Umstand wie folgt:

»For many offenders, the roots of their criminality are manifested in childhood. Important differences between the childhood of criminals and that of others may exist even at birth – perinatal factors may be involved in future criminality. Criminality can result from poor parenting, can be learnt from parents or others, can be encouraged by some types of community and can be affected by the greater opportunities for crime available in some types of community« (vgl. Howitt, 2008, S. 83).

Was hingegen ältere Täterinnen und Täter auszeichnet, darüber schweigen sich einschlägige Veröffentlichungen in diesem Feld bis heute mit wenigen Ausnahmen fast gänzlich aus (Farrington, 2019). Dieser Band wird mittels zahlreicher Belege gründlich dokumentieren, inwiefern es neben belastbaren Studien und praxisorientierten Handlungsansätzen noch vieler neuer Einsichten, überarbeiteter Methoden, innovativer Praxisansätze und grundlegender Überzeugungsversuche bedarf. Er wird zugleich aufzeigen, welche Erkenntnisse und Best-Practice-Modelle bereits vorliegen, denen aber die hinreichende Beachtung bislang versagt geblieben ist.

Alter und Devianz

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