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|34|3. Wirkung

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Abgesehen von der Verwendung seiner theologischen Schriften an protestantischen Hochschulen entfaltete Barnes, dessen diplomatische Bemühungen letztlich ohne Erfolg blieben, im Reich unmittelbare Wirkung vor allem nach seinem Tod; als Hauptperson einer anonym im Stil eines Augenzeugenberichts verfassten Flugschrift mit dem Titel Bekenntnis des Glaubens, die Barnes’ Martyrium beschreibt sowie seine mutmaßlich letzten Worte überliefert. In publizistischer Hinsicht war diese Flugschrift, für die Martin Luther ein Vorwort verfasste und die in den Jahren 1540 und 1541 in wenigstens neun Auflagen in verschiedenen Druckzentren des Reichs erschien, ein großer Erfolg. Inhaltlich auffällig ist, dass in Bezug auf die von Barnes vertretene Glaubenslehre Wittenberger Prägung hier eine starke Kontrastierung zu den Auffassungen der Täufer vorgenommen wird. Das weist auf die Funktion hin, die der Flugschrift beziehungsweise der Person Barnes und ihren letzten Worten zugedacht war: Im Zusammenhang mit innerprotestantischen Abgrenzungsprozessen wurde Barnes herangezogen, um den Protestantismus Wittenberger Prägung vom Lager der Täufer und Sektierer zu scheiden.

Zudem wurde Barnes’ Leben und Sterben durch die Stilisierung zum „heilige[n] Marterer Sanct Robertus“ (M. Luther, Vorrede zu Robertus Barnes’ Glaubensbekenntnis, 1540, in: WA 51, 449) in einen heils- und kirchengeschichtlichen Kontext gestellt und er in die Reihe der Glaubenszeugen eingeordnet, die die Existenz einer seit der Apostelzeit bestehenden und vom Protestantismus Wittenberger Prägung in Anspruch genommenen Tradition der wahren Kirche belegen sollten. Barnes wurde somit nach seinem Tod für die evangelische Deutung der Kirchengeschichte instrumentalisiert. Durch die Aufnahme in zahlreiche protestantische Heiligenkalender und Martyrologien, wie beispielsweise Kaspar Goltwurms Kirchen Calender oder Ludwig Rabus’ Historien der Martyrer nahm Barnes in der lutherischen Erinnerungskultur einen prominenten Platz ein und wurde Teil des kollektiven kulturellen Gedächtnisses der Protestanten lutherischer Prägung.

In seiner Heimat hingegen wurde Barnes nach seinem Tod zunächst vor allem negativ wahrgenommen: Die in der Supplication dargelegten theologischen Aussagen respektive seine letzten Worte wurden zu widerlegen versucht, Barnes selbst wurde mit Spottgedichten bedacht. Gegen Ende von Heinrichs VIII. Regierungszeit wurde zudem sowohl der Druck als auch der Besitz der Supplication – sowohl die Sentenciae als auch die Vitae Romanorum Pontificum waren in England weitgehend unbekannt – unter Strafe gestellt. Eine Veränderung erfuhr die Wahrnehmung Barnes’ erst mit der Thronbesteigung Elisabeths I. Nun wurde Barnes auch auf der anderen Seite des Ärmelkanals „kanonisiert“; hier durch die Aufnahme in John Foxes sehr erfolgreiches und einflussreiches Martyrologium |35|Acts and Monuments, in dem sich auch eine englischsprachige Version des Bekenntnis des Glaubens findet. Inhaltlich hatte Foxe dieses allerdings an die englischen Gegebenheiten angepasst: Da die Religionsgesetzgebung Elisabeths I. eher eine symbolisch ausgerichtete Auffassung vom Abendmahl vertrat, fehlt der Teil der Flugschrift, in dem Barnes als Verfechter der Realpräsenz auftritt. Des Weiteren gab John Foxe Teile der Werke Barnes’ gemeinsam mit den Schriften William Tyndales und John Friths heraus und stellte ihn somit in eine Reihe mit diesen zwei „principall teachers of this Churche of England“ (J. foxe, The whole workes of W. Tyndall, Iohn Frith, and Doct. Barnes, 1573, A1r). Auf lange Sicht wurde Barnes somit auch in England für traditionsbildende und legitimierende Zwecke in Anspruch genommen und Teil des kulturellen Gedächtnisses der anglikanischen Kirche.

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