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|59|Guy de Brès
(ca. 1522–1567) 1. Leben und Wirken

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Guy de Brès (Guido von Bray) wurde etwa 1522 als Sohn des Färbers Jean de Brès in Bergen (Mons, Provinz Hennegau) geboren und starb am 31. Mai 1567 in Valenciennes. Von seiner Mutter ist nur bekannt, dass sie eine tief fromme Frau war. Wenigstens zwei seiner Brüder waren für die Ausbreitung der Reformation tätig und wurden Opfer von Verfolgung, Folter und Haft. Guy wurde Glasmaler, übte diesen Beruf aber wegen seines Übertritts zum Protestantismus, der zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr erfolgte, nur kurz aus. Grund für seine Konversion soll die intensive Bibellektüre gewesen sein. Wegen seines protestantischen Bekenntnisses musste er 1548 nach England fliehen. 1552 konnte er in die Niederlande zurückkehren. Von nun an diente ihm Rijsel (Lille) als Basis für seine Existenz als umherreisender Prediger.

Durch die blutige Verfolgung der Protestanten wurden die „blühenden Gemeinden unter dem Kreuz“, wie die verfolgten geheimen reformierten Gemeinden genannt wurden, größtenteils vernichtet. De Brès musste wieder fliehen. Er war kurz in Gent, ging dann aber nach Frankfurt am Main, wo sich viele Glaubensflüchtlinge aufhielten und er neben Johannes à Lasco wahrscheinlich auch Johannes Calvin begegnete. In Frankfurt hielt er auch eine Disputation mit den ansässigen Täufern. Zum theologischen Weiterstudium zog er nach Lausanne und Genf (1556). Nach seiner Rückkehr in die Niederlande organisierte er in Doornik (Tournai) abendliche Treffen, bei denen er sich mit Katholiken auseinandersetzte, um sie zum Bruch mit Rom zu bewegen. Ebenfalls in Doornik heiratete er 1559 Catharina Ramon, mit der er fünf Kinder bekam. Um Gemeinden zu stiften und zu organisieren, besuchte er umliegende Städte wie Bergen, Valenciennes und Rijsel en Douai; hier trat er heimlich unter dem Decknamen Jerome auf. 1559 stellte de Brès auf Bitten von Jean Crespin, dem Verfasser der Histoire des martyrs, eine französische und lateinische Liste der Märtyrer aus den Gegenden, in denen sich de Brès aufgehalten hatte, zusammen. Er lebte in jener Zeit im Pfarrhaus von St. Brixe und trieb in einem alten Gartenhäuschen eines Freundes intensive Studien der Werke von Luther, Melanchthon, Oekolampad, Zwingli, Bucer, Bullinger, Brenz und Calvin. An diesem Ort entstand 1561 auch die Confession de foy.

|60|An den Abenden des 29. und 30. September 1561 fanden in Doornik die vom Diakon Robert du Four organisierten chanteries statt. Hierbei handelte es sich um einen öffentlichen Protest gegen die Verfolgungen in Gestalt friedlicher Züge durch die Stadt, bei welchen die Psalmen Davids gesungen wurden. Viele der Teilnehmer wurden verhaftet und einige getötet. Obwohl de Brès vor diesen chanteries gewarnt hatte, weil er die Folgen fürchtete, kam er unter den Verdacht, sie mit veranstaltet zu haben. Interessant ist die Charakterisierung, die in dieser Zeit von ihm gegeben wurde: „Er ist ein Mann von etwa vierzig Jahren, große Gestalt, blasses Ansehen, ziemlich mager mit einem langen Gesicht, einem rötlichen Bart, hohe Schultern, hoher Rücken, er sieht ungepflegt aus und trägt einen schwarzen Mantel mit heruntergeschlagenem Kragen“ (Papiers d’Ètat. Correspondence de Tournay, 1561–1563, 99). Um sich gegen die Gleichsetzung der Reformierten mit aufrührerischen Täufern zu wehren, warf de Brès in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1561 seine Confession in einem Päckchen über die Mauer des Schlosses von Doornik. In einem anonymen Begleitbrief schrieb er dem König, dass er und die anderen reformatorisch Gesinnten keinen Aufruhr wollten und treue Untertanen Philipps II. seien. De Brès wollte mit dieser Aktion erreichen, dass der Befehlshaber die Dokumente der Landvögtin Margarethe von Parma schickte und diese sie dem König überreichte, was am 19. Dezember 1561 auch geschah. Als am 10. Januar 1562 das Versteck von de Brès entdeckt wurde, musste er wieder fliehen. Das Gartenhäuschen wurde samt Büchern und Briefen von Freunden schnell angezündet, aber das Feuer konnte gelöscht werden, und die Dokumente gelangten in die Hände der Verfolger von de Brès. Nach sorgfältiger Kenntnisnahme wurden sie jedoch noch verbrannt.

De Brès wich aus nach Amiens und Sedan, wo er kurz Henri-Robert de La Marck, dem Herrn van Bouillon, diente. Er kehrte oft in die Niederlande zurück und war 1564 einige Tage in Brüssel, um mit dem Prinzen Wilhelm von Oranien über Religionssachen zu beraten. Der Prinz wollte die Einheit von Lutheranern und Calvinisten. De Brès stimmte mit ihm überein und verhandelte in dieser Zeit mit den lutherischen Prädikanten von Metz über eine solche Union auf Grundlage der Wittenberger Konkordie von 1536. Die mittlerweile aufgekommene lutherische Ubiquitätslehre erschwerte diese Gespräche aber massiv.

1566 kam de Brès nach Antwerpen, um die dortige Gemeinde vor der Gefahr der Wiedertäufer zu warnen. Er nahm an den Beratungen im Konsistorium teil und predigte während einer Versammlung von Adligen in St. Truiden. Über Doornik kam er nach Valenciennes, wo er bei Charles de Levin, dem Herrn von Famars, wohnte. Am 10. August 1566 predigte de Brès in Gegenwart seines Kollegen Pérégrin de la Grange und 60 bewaffneten Reitern vor einer großen Gruppe von Menschen in Anzin. Die Predigt dauerte anderthalb Stunden, und es wurde im Verlauf |61|des Gottesdienstes ein Kind getauft. Infolge dieses Auftretens schlossen sich mehr als zwei Drittel der Bevölkerung der Reformation an. Gegen de Brès’ Willen fand am 24. August 1566 ein Bildersturm statt, nach dessen Abschluss de Brès in der leergeraubten St.-Jans-Kirche und sein Kollege de la Grange in der Beginenkirche predigte. Philippe de Noircarmes, der von Margarethe von Parma mit der Unterdrückung der reformatorischen Bewegungen beauftragt worden war, ergriff jetzt Maßnahmen und belagerte die Stadt im Dezember 1566. Weil Valenciennes damit rechnete, bewaffnete Hilfe von auswärts zu bekommen, wollte man sich nicht auf eine Einigung mit den Belagerern einlassen. Als diese Hilfe nicht eintraf, war die Stadt verloren und wurde am 23. März 1567 eingenommen.

Die Landvögtin ordnete an, dass de Brès und de la Grange unter Folter verhört und danach gehängt werden sollten. Ihnen gelang aber die Flucht über die Stadtmauer, und sie verbargen sich in den Wäldern. Dort wurden sie entdeckt, erneut gefangen genommen und am 31. März 1567 in das Schloss Doornik überführt. Hier wurden sie wieder verhört und mussten über Heiligenverehrung, Abendmahl, das Beten zu Maria und ähnliche Themen debattieren. Nach einiger Zeit wurden sie nach St. Amand gebracht. In Valenciennes kam es zu erneuten Verhören und Disputationen, u.a. mit François Richardot, dem Bischof von Atrecht (Arras) und Leichenprediger von Karl V. Die Briefe, die de Brès seiner Frau und seiner alten Mutter aus dem Gefängnis schrieb, sind erhalten geblieben. Am 31. Mai 1567 wurden er und de la Grange auf dem Markt vor der Stadthalle aufgehängt. Die Leichen wurden am frühen Nachmittag vom Galgen genommen und auf Mont Anzin beerdigt, aber bewusst nicht tief verscharrt, damit wilde Tiere sich darüber hermachen konnten.

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