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2. Wirkung
ОглавлениеKarlstadts schlechter Ruf als ehrgeiziger und eigensinniger Unruhestifter wurde durch Luthers Schrift Wider die himmlischen Propheten (1525) zementiert. Luther wandte sich gegen Karlstadts Auffassung, dass Christus mit den Worten „Das ist mein Leib“ nicht auf das Brot, sondern auf seinen Leib verweise, und spottete über seine Griechischkenntisse, zumal Karlstadt versucht hatte, philologisch zu argumentieren. Spätere Lutheraner, wie z.B. Joachim Westphal, bezogen ihre Kenntnis über Karlstadts Abendmahlsverständnis aus Luthers Schriften. Aber auch Gegner der Realpräsenz distanzierten sich von Karlstadt. Die Schweizer Reformatoren kritisierten zwar seine Auslegung der Einsetzungsworte, aber scheuten sich nicht, andere Argumente Karlstadts gegen die leibliche Anwesenheit Christi in Brot und Wein zu benutzen, ohne seinen Namen zu nennen. Karlstadts Abendmahlsverständnis fand große Verbreitung in radikalen Kreisen und wurde in deren Flugschriften weitergetragen. Auch sie verschwiegen seinen Namen, so dass sein Einfluss auf den Abendmahlsstreit lange unbemerkt blieb.
Karlstadts mystisches Denken ist nicht nur von zeitgenössischen Spiritualisten wie Hans Denck und Kaspar Schwenckfeld, sondern auch von späteren evangelischen und pietistischen Schriftstellern rezipiert worden. Teile seiner zwei Flugschriften aus dem Jahr 1523 wurden stillschweigend in die Theologia Wiegelii (1618) aufgenommen, und seine Flugschrift Was gesagt ist: Sich gelassen wurde im |50|selben Jahr unter dem Namen Valentin Weigels veröffentlicht. Diese Flugschrift wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch dreimal nachgedruckt. Philipp Jakob Spener hatte zwei Ausgaben davon in seiner Bibliothek.