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Theodor Beza
(1519–1605)

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Theodor Beza (Théodore de Bèze) wurde am 24. Juni 1519 in Vézelay (Burgund) als jüngstes von sieben Kindern der Eheleute Marie Bourdelot und Pierre de Bèze, Landvogt von Vézelay, geboren. Damit entstammte er einer recht wohlhabenden Familie des Kleinadels. Ein Onkel, Nicole de Bèze, Inhaber mehrerer Kirchenpfründen, nahm sich seiner Erziehung an und übergab ihn 1528 der Obhut des bekannten württembergischen Hellenisten Melchior Volmar, der in Orléans eine kleine Schule eröffnet hatte, an welcher er einige wenige privilegierte junge Männer unterrichtete – eine Entscheidung, die für das weitere Leben Bezas bestimmend war. Er blieb sieben Jahre bei Volmar, zunächst in Orléans, später in Bourges, und erwarb dort eine äußerst gründliche lateinische und griechische Bildung, die sein gesamtes Werk und seine Korrespondenz durchdringt. Hier kam er in Berührung mit den bedeutendsten Erkenntnissen humanistischer Gelehrsamkeit, und vor allem mit den Ideen der Reformation, der sich Volmar schon um 1525 angeschlossen hatte.

Als Volmar wegen der Verfolgungen Frankreich verlassen musste, wurde Beza von seinem Vater gezwungen, bis 1539 in Orléans zu bleiben und sein Jurastudium abzuschließen. Mit inzwischen zwanzig Jahren zog er daraufhin nach Paris, wo er sich jeglicher Karriere als Amtsträger verweigerte und sich stattdessen ausschließlich der Literatur widmete, als Dichter von Adel, der sich um Geld nicht zu kümmern brauchte. 1548 veröffentlichte er eine kleine Gedichtsammlung (Juvenilia, unter dem Titel Poemata bis zu seinem Tod immer wieder neu aufgelegt und erweitert), der großer Erfolg beschieden war. In dem Werk finden sich ein paar leichtfüßige Verse im Stile Catulls, die man ihm sein Leben lang vorhielt. Über die zehn Jahre nach dem Abschluss seines Studiums ist wenig bekannt; seine Biographen sprechen von einer Zeit der Reifung in einem gebildeten evangelischen Umfeld, in dem sich viele kluge Köpfe befanden, die zwar mit der Institution der Römischen Kirche unzufrieden, aber nur selten bereit waren, den Bruch mit ihr zu vollziehen.

|38|Wahrscheinlich 1546 ehelichte Beza heimlich Claudine Denosse, die Tochter eines bürgerlichen Pariser Kaufmanns, in Anwesenheit zweier Trauzeugen. Er versprach, die Ehe öffentlich bestätigen zu lassen, sobald er das in einer „wahren“ Kirche tun könne. Dennoch zauderte Beza weitere zwei Jahre, wahrscheinlich weil ihn die ererbten kirchlichen Pfründen zurückhielten. Erst eine schwere Krankheit bewog ihn, den Bruch zu vollziehen, mit seiner Frau Frankreich zu verlassen und nach Genf zu gehen, wo er Ende Oktober 1548 eintraf. Da er sich nun seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste, nahm er an der Akademie in Lausanne, mit damals ungefähr 700 Studenten die einzige funktionierende protestantische Akademie, eine Stelle als Professor für Griechisch an. Dort blieb Beza fast zehn Jahre. Dies war eine sehr ergiebige Zeit. Seine Confession de la foy chrestienne (1559), die er für seinen altgläubigen Vater verfasste, sollte eine Art Argumentationshilfe sein für alle, die in Frankreich oder anderswo ihren Glauben zu vertreten hatten. Sie wurde Bezas erster großer Erfolg und mehrfach in verschiedenen Sprachen aufgelegt (allein 14 französische Ausgaben von 1558–1563). Das Volmar gewidmete Vorwort ist zudem einer der wenigen überlieferten autobiographischen Texte Theodor Bezas. Mit Abraham sacrifiant schrieb er für die Studenten in Lausanne ein Theaterstück, das bis heute seinen Platz im französischsprachigen Theaterrepertoire hat.

Da die Stadt Lausanne zu Bern, dem damals mächtigsten Ort der Eidgenossenschaft, gehörte, hatte sich ihre Akademie an einen strengen Zwinglianismus zu halten. Dies führte zu ständigen Spannungen und schließlich zum kollektiven Rücktritt aller Professoren, die 1559 nach Genf abwanderten. Noch vor dieser Krise hatte Beza, der sich als Verfechter des Calvinismus gerade einen internationalen Ruf zu erwerben begann, um seine ehrenhafte Entlassung gebeten und diese erlangt: Seine Haltung sei mit der eines Bediensteten der Herren von Bern nicht mehr vereinbar. Er ließ sich 1558 in Genf nieder und behielt dort seinen Wohnsitz bis zu seinem Tod im Jahr 1605.

Die kleine Stadt Genf, seit Jahrhunderten hin- und hergerissen zwischen ihrem Fürstbischof und dem Herzog von Savoyen, hatte es geschafft, sich von der bischöflichen Vormundschaft zu befreien, indem sie sich den Schweizern annäherte. Diese allmähliche Emanzipation, die 1534 ihren Abschluss fand, wurde 1535 mit der Annahme der Reformation, durch die sich die neue unabhängige Republik des Schutzes der mächtigen Berner versicherte, noch verstärkt. Calvin, den man 1536 gerufen und dann für zwei Jahre erst wieder weggeschickt hatte, war es nur mit großer Mühe gelungen, eine Kirchenverfassung durchzusetzen, die auf dem Prinzip der Unabhängigkeit der Kirche von der Obrigkeit beruhte, der Kirche das Recht zur Exkommunizierung einräumte und eine gemischte Sittengerichtsbarkeit schuf, in der weltliche Richter und Pastoren zusammenwirkten (Konsistorien). Als sich Beza in Genf niederließ, war die Stadt aber schon Mythos geworden; der katholischen |39|Kirche ein Hort des Abscheus, den Reformierten dagegen heilige Stadt und Zitadelle der Reformation, leuchtendes Vorbild für die ganze evangelische Welt. Von hier aus entfaltete Beza nunmehr eine intensive und vielgestaltige Tätigkeit, immer in dem Bestreben, seinen Glauben zu verteidigen und in Europa zu verbreiten.

Zunächst ist seine Rolle für die Erhaltung und Fortentwicklung einer Genfer Kirche zu nennen, die als Vorbild und Modell dienen sollte. Schon von Lausanne aus war er zum Teil an die Stelle des alternden und kranken Calvin getreten, nun widmete er sich zunehmend der Theologie und vertrat gegen Jerome Bolsec die Positionen seines Meisters in der Frage der Prädestination (Summa totius christianismi, 1555, mit der berühmten Tabula praedestinationis). Er war es auch, der den Genfer Streit mit Sebastian Castellio im Wesentlichen ausfocht (De Haereticis a Civili Magistratu Puniendis Libellus, 1554; Ad sycophantarum quorundam calumnias, 1558; Responsio ad defensiones et reprehensiones Sebastiani Castellionis, 1563). Nach Calvins Tod 1564 wurde Beza offiziell dessen Nachfolger. Er verlangte, den Vorsitz der Compagnie des Pasteurs alljährlich zu erneuern, was ihn nicht daran hinderte, das Amt bis 1580 selbst zu besetzen. Schnell wurde die zunehmend wichtige Stellung Bezas in den theologischen Streitfragen seiner Zeit anerkannt, und schon 1570 war sie so herausragend, dass der Verleger Jean Crespin eine Ausgabe seines „Gesamtwerks“, der Tractationes theologicae, vorschlug. Diese erste Publikation, die schon in Richtung der Opera omnia weist, umfasst 16 bis dahin veröffentlichte Werke Bezas (spätere Ausgaben: 1573 mit zehn weiteren Werken; 1582 mit noch 13 zusätzlichen Schriften). Zur gleichen Zeit erschien eine Sammlung von 84 Briefen, von Beza selbst ausgewählt mit dem Ziel, seine theologische Haltung darzulegen (Epistolae theologicae, 1573). Zusammen mit den Quaestiones et Responsiones (1570 und 1576) stand damit der Öffentlichkeit ein umfassendes Corpus seiner Lehre zur Verfügung, gut zehn Jahre nach seiner Ankunft in Genf. Sein Leben lang war Beza außerdem Prediger, auch wenn von dieser Tätigkeit nur wenige Zeugnisse überliefert sind. Erst gegen Ende seines Lebens wurden einige seiner Predigten veröffentlicht (1586, 1588, 1592), alle gehalten in den schweren Jahren des Genfer Krieges gegen Savoyen. Viel Energie widmete Beza dem Aufbau der Genfer Akademie, die 1559 eingeweiht wurde und deren erster Rektor er war. Im Bewusstsein um die maßgebliche Rolle, die diese Einrichtung für Genf spielte, ließ er die Leges der Akademie zusammen mit einer Einführung und seiner Eröffnungsrede drucken und brachte den Text auf Lateinisch und Französisch in ganz Europa in Umlauf. Oberstes Ziel der Institution war die Ausbildung französischsprachiger Pfarrer für die hugenottischen Kirchen. Doch für Beza war es auch wichtig, künftige christliche Beamte heranzubilden. Durch qualitätsvolle Lehre hoffte er die Elite der europäischen Reformierten nach Genf zu ziehen und so den Calvinismus in Europa zu verbreiten. Von Bezas Tätigkeit als |40|Professor ist wenig bekannt. Jedes Jahr erläuterte er ein anderes Buch der Bibel, besonders häufig den Römerbrief. Eine Vorlesung konnte dank der Notizen eines Studenten rekonstruiert werden (Cours sur les Epîtres aux Romains et aux Hébreux, 1564–1566). Im Prinzip nahm Beza für sich in Anspruch, den Meinungsstreit aus seinen Vorlesungen herauszuhalten. Eine Broschüre aus dem Jahr 1574 (Adversus sacramentariorum errorem, veröffentlicht unter dem Pseudonym Nathanael Nesekius) zeigt allerdings, dass er bei der Erläuterung des Abendmahls vor ausländischen Studenten die reformierte und die lutherische Lehre durchaus kontrastierte. Politisch versuchte Beza, trotz mancher Krise im Laufe seiner Karriere mit einer gewissen Flexibilität die Schwierigkeiten zu glätten, die in Genf zwischen Regierung und Kirche zwangsläufig auftreten mussten. In vielen Fällen wurde er sogar um Rechtsgutachten gebeten, die er oft in Zusammenarbeit mit den Juristen Germain Colladon oder François Hotman erstellte. Seine stetigen Bemühungen um Harmonie in der Zusammenarbeit mit der Obrigkeit stehen in vollkommener Übereinstimmung mit seiner Vorstellung von der Macht und den Rechten eines christlichen Magistrats, wie er damals in Genf wirkte: ein gottesfürchtiger Magistrat, der die Untertanen zur Einhaltung der Gebote Gottes anhielt.

Sein Leben lang war die Sorge um die reformierten Kirchen in Frankreich Bezas höchstes Anliegen. 1557 wurde er beauftragt, in Begleitung von Guillaume Farel und Guillaume Budé in Deutschland Unterstützung für die Pariser Hugenotten der Rue Saint-Jacques zu suchen, die bei ihrer Predigt „nach Genfer Art“ überrascht worden waren und denen der Scheiterhaufen drohte. Er reiste nach Bern, Zürich, Basel, Straßburg und Worms, wo das letzte große Reichsreligionsgespräch stattfand. Auf seiner Reise traf er in Marburg Landgraf Philipp von Hessen und dessen Sohn Wilhelm, in Heidelberg den pfälzischen Kurfürsten Friedrich III. und Herzog Christoph von Württemberg. Zwar scheiterten seine Bemühungen, doch erwarb sich Beza damit ab 1557 in Deutschland Bekanntheit als Vertreter der französischen Hugenotten und knüpfte Kontakte zu den Fürsten, die sich dem Calvinismus gegenüber aufgeschlossen zeigten und mit denen er in der Folge dauerhaft korrespondierte. Im Sommer 1560 hielt er sich fast drei Monate lang am Hof von Navarra auf, was ihn in die Rolle eines Beraters und einer moralischen Autorität bei den Führern der Hugenottenpartei (Jeanne d’Albret, Ludwig von Condé) und beim protestantischen französischen Adel brachte. So wurde Beza als offizieller Vertreter der französischen protestantischen Kirchen zum Religionsgespräch von Poissy entsandt, wo er auf die politische Macht und die römischen Prälaten traf: Im Versuch, die Einheit des Glaubens und damit des Königreichs wiederherzustellen, bemühten sich Katharina von Medici und ihre Umgebung um eine Vermittlungslösung, die deren Vordenker Calvin als Moyenneurs bezeichnete. Dies waren Humanisten erasmischer Prägung, die hofften, eine Teilreform der Kirche könne die Reformierten |41|wieder in deren Schoß zurückholen. Im Kloster von Poissy nahe Paris wurde ein Nationalkonzil einberufen, zu dem man auch die Protestanten zuließ. Die Führer der Hugenotten beschlossen, Beza anstelle von Calvin als ihren Sprecher zu entsenden. Das Kolloquium wurde am 9. September 1561 in Anwesenheit des jungen Königs Karl IX., seiner Mutter und des gesamten Hofes feierlich eröffnet. Beza erläuterte die calvinische Lehre mit Klarheit und Augenmaß. Doch als er sagte, der Leib Christi sei von Brot und Wein so weit entfernt wie der höchste Himmel von der Erde, unterbrach ein empörtes Grollen den Redner, der nur auf Befehl des Königs fortfahren konnte. Die Disputation scheiterte, doch sie verschaffte Beza große Berühmtheit. Die beiden von ihm gehaltenen Reden wurden veröffentlicht und umfassend verbreitet (21 Ausgaben alleine 1561), und er stieg zum geistlichen Führer und unangefochtenen Ratgeber der protestantischen Kirchen Frankreichs auf. Von der Königin, die ihn empfing, forderte er Religionsfreiheit, da er keinen anderen Weg sah, die Schrecken eines Bürgerkrieges zu verhindern. Am 10. Dezember 1561 hielt er in einem Vorort von Paris eine Predigt vor 10.000 Menschen. Er predigte vor den wichtigsten Familien des Adels und warb auf diese Weise für die Lehren aus Genf. Seine Briefe aus dieser Zeit zeigen einen Mann, der sich der Erreichung seines höchsten Zieles nahe glaubte. Doch die Illusion währte nicht lange. Das Blutbad von Vassy (1. März 1562) wurde zum Auslöser des ersten von acht Religionskriegen, die Frankreich bis 1598 Unruhe und Zerstörung brachten. Beza blieb zunächst in Frankreich und war unmittelbar an der Kriegsführung beteiligt, kehrte aber nach Genf zurück, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Künftig wachte er von Genf aus über Frankreichs Kirchen und schlichtete in den folgenden Jahrzehnten deren theologische und manchmal persönliche Streitigkeiten, was ihn zur Teilnahme an mehreren Synoden veranlasste (1571 in La Rochelle, um die durch Jean Morélys „demokratische“ Tendenzen gefährdete Ordnung wieder herzustellen und das sog. Bekenntnis von La Rochelle durchzusetzen, das bis heute in Frankreich Gültigkeit hat; 1572 in Nîmes). Zusammen mit der Compagnie des Pasteurs kümmerte er sich bis zu seinem Tod um den bestmöglichen Einsatz der knappen menschlichen Ressourcen, die den französischen Kirchen zur Verfügung standen. Auch blieb er, unangreifbar in seiner Genfer Position, weiterhin Ratgeber der hugenottischen Führung: Jeanne d’Albret, Coligny, Condé und Heinrich von Navarra wandten sich an ihn mit der Bitte um Rat, vor allem aber um Kontakte mit den Reformierten anderer Länder und um militärische und diplomatische Unterstützung, die er besonders Heinrich von Navarra großzügig angedeihen ließ. Dieser stellte ihm Beglaubigungsschreiben aus und beauftragte ihn mit der Anwerbung von militärischen Kräften in der Schweiz und in der Pfalz. Nach dem Blutbad der Bartholomäusnacht wurde Beza zum Theoretiker des Aufstands in Frankreich. Er beeilte sich, die grauenhaften Schilderungen der nach Genf strömenden Flüchtlinge |42|aufzuzeichnen, um möglichst schnell ein Zeugnis der unfassbaren Ereignisse veröffentlichen zu können. So entstand De furoribus Gallicis, abgeschlossen Ende 1572 und sogleich ins Lateinische und Deutsche übersetzt, um die Geschichte von dem Verbrechen des französischen Königs, der die eigenen Untertanen hinmetzelte, möglichst weit zu verbreiten. In der Folgezeit verfasste Beza anonym seinen berühmten Traktat De iure magistratuum (1574), in welchem er das Recht der unteren Obrigkeiten rechtfertigte, einem Tyrannen Widerstand zu leisten. Zwar stimmte er nicht immer und in allen Dingen mit den Schweizer Theologen überein, doch gelang es ihm, ernsthafte Konflikte zu vermeiden, auch indem er manchmal die Berner gegen die Zürcher ausspielte und so insgesamt die Einheit des reformierten eidgenössischen Lagers bewahrte.

Beza trat auch dort für den Calvinismus im Reich ein, wo er, obwohl ihm der Augsburger Religionsfrieden keine Duldung garantierte, Fuß gefasst hatte. Er stand in ständigem Kontakt mit den Fürsten, vor allem im Südwesten Deutschlands, die sich für den Calvinismus interessierten und die ihre Erbprinzen zum Studium nach Genf schickten (Hessen, Pfalz, Wetterau, besonders Wittgenstein). Auch korrespondierte er mit Schülern und Freunden Melanchthons wie Joachim Camerarius und dessen Söhnen, mit Caspar Peucer, der 1574 in Sachsen wegen seiner „kryptocalvinistischen“ Tendenzen verurteilt wurde, mit Crato von Crafftheim, dem Leibarzt der Kaiser Maximilian II. und Rudolf II., sowie mit calvinistischen Pfälzer Theologen wie Daniel Tossanus, Caspar Olevianus und Zacharias Ursinus. Außerdem machte Beza seinen Einfluss gegen Erastus geltend, der sich in Heidelberg gegen die Einführung einer Kirchenzucht nach Genfer Vorbild stellte, die aber schließlich von Kurfürst Friedrich III. durchgesetzt wurde. Auch mit Lorenz Dürnhofer und Christoph Herdesianus, die in Nürnberg gemäßigt reformierte Positionen vertraten, stand er in Kontakt. Sie alle versuchte er zu unterstützen, indem er jahrelang zum Teil sehr heftig mit den Gnesiolutheranern über das Abendmahl und über ihre Ubiquitätslehre stritt. Besonders hartnäckig wurde der Kampf in den Jahren der Erstellung des lutherischen Konkordienwerks geführt (1568–1580), da Beza nicht zuletzt aus politischen Gründen eine Zurückweisung und Verurteilung calvinistischer Positionen vermeiden wollte. Fast ein Viertel seiner vierhundert Werke sind dieser Auseinandersetzung gewidmet, die er nacheinander mit Joachim Westphal, Tilemann Heshusius, Matthias Flacius Illyricus, Johannes Brenz und vor allem Jakob Andreae und Nikolaus Selnecker führte. Als das Konkordienbuch 1580 herauskam und von zahlreichen Reichsständen unterschrieben wurde, veranlasste Beza seinerseits die Veröffentlichung einer Harmonia Confessionum, in der nebeneinander die Bekenntnisse aller calvinistischen Kirchen gesammelt waren. Beza setzte noch eine gewisse Hoffnung auf ein Religionsgespräch, das im März 1586 in Mömpelgard (Montbéliard) stattfand, wo er direkt |43|mit Jakob Andreae disputierte, dem württembergischen Superintendenten und Architekten der Konkordienformel. Aber das Kolloquium verschärfte die Gegensätze, die weitere polemische Veröffentlichungen auf beiden Seiten hervorriefen. Beza wandte sich nach und nach von diesen theologischen Streitigkeiten ab, die gegen Ende seines Lebens ohnehin abflauten und von Auseinandersetzungen über die Gnadenlehre abgelöst wurden. Neben den deutschen Calvinisten im Südwesten des Reiches hielt er Kontakt zu Glaubensgenossen in den habsburgischen Gebieten Mitteleuropas, so zu den Böhmischen Brüdern und zu protestantischen Adligen in Mähren (Zierotin) und Schlesien (Zastrisell), aber auch zu Ungarn und Polen.

Auch in historischen Werken, die keine akademischen Abhandlungen waren, sondern polemische Schriften, trat Beza für seine konfessionellen Überzeugungen ein. Stets verfolgte er das Ziel, die Bosheit und Grausamkeit seiner Gegner und die Heldenhaftigkeit und Glaubensfestigkeit der großen Vertreter der Reformation zu belegen. Seine Histoire ecclésiastique des Eglises réformées au royaume de France (1580) kann als das Werk gelten, das dem französischen Protestantismus erst seine Konturen gegeben hat; die Icones (1580), ein entgegen reformierter Tradition gestaltetes, originelles Werk, bietet Porträts von Persönlichkeiten, die die Reformation beförderten, begleitet von kurzen Biographien und Versen. Denn seine Affinität zur Poesie legte Beza nie ab: Er schrieb Gelegenheitsgedichte (Gedicht mit Glückwünschen an die englische Königin Elisabeth zu ihrem Sieg über die unbesiegbare Armada, Verse für die Grabmale verstorbener Freunde) und übertrug die Psalmen, die er besonders liebte, in französische und lateinische Verse. Mehr als hunderttausend Exemplare seines Psalters wurden verkauft, eine für die damalige Zeit schier unvorstellbare Zahl. 1583 erschienen außerdem seine Chrestiennes méditations sur huict pseaumes du prophète David, die von tiefer Innerlichkeit zeugen.

Bezas eigentliches Lebenswerk ist jedoch die Übersetzung des Neuen Testaments. Schon in Lausanne, 1552, begann er auf Bitten Robert Estiennes, daran zu arbeiten. Eine erste Fassung erschien 1556 in zwei Teilen: die Vulgata und deren neue Übersetzung aus seiner Feder, dazu umfangreiche Annotationes. Als führender Exeget seiner Zeit nahm er diese Arbeit immer wieder neu auf und publizierte insgesamt fünf Ausgaben (1556, 1565, 1582, 1598), ab 1565 den griechischen Text zusätzlich zu den beiden lateinischen Versionen. Mehr als 150 Neuauflagen sind bekannt (bis 1965). Besonders für das theologisch nicht gebildete Publikum ließ er das Neue Testament immer wieder auch im Oktavformat mit kurzen Anmerkungen drucken. Dahinter stand sein Anliegen, den Reformierten einen neuen biblischen Kanon zu geben, in klarem, verständlichem Latein, unter dem Namen einer anerkannten Autorität, als Wahrzeichen ihres gemeinsamen Bekenntnisses.

Beza war in seinem Alter eine internationale Berühmtheit geworden, der man von überall her seine Aufwartung machte. Er starb in Genf am 13. Oktober 1605, |44|so arm, dass er sich zuletzt gezwungen sah, seine Bibliothek dem Baron von Zastrisell gegen die Zahlung einer Leibrente zu verkaufen. Es ist der – auch kämpferische – Einsatz für den „wahren Glauben“, der seine so mannigfaltigen Aktivitäten miteinander verklammert: Dichtung, Theologie, Lehre, Politik, Diplomatie, Geschichte, Exegese. Die Tatsache, dass nach Calvin mit Theodor Beza ein zweiter starker Reformator in Genf wirkte, trug mit zu dem Erfolg und Bestand der Genfer und der calvinischen Reformation bei.

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