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|7|Vorwort

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Historische Ereignisse erschließen sich nicht nur, aber auch durch die in jeweils unterschiedlichen Kontexten handelnden und auf diese Weise den Gang der Ereignisse prägenden Personen. In Erinnerung bleiben oft nur wenige. Die Reformation z.B. scheint in der rückblickenden öffentlichen Wahrnehmung wie kaum ein anderes Geschehen auf eine einzige Person hin konzentriert zu werden: auf den Wittenberger Theologieprofessor Martin Luther. Längst hat die Forschung nicht nur darauf hingewiesen, dass Luther an seiner heimischen Universität in einen Kreis von Mitarbeitern eingebunden war. Immer deutlicher steht auch vor Augen, dass das Gesamtereignis der Reformation durch Akteure und Akteurinnen unterschiedlichster Herkunft und an unterschiedlichen Orten bestimmt wurde. Das gilt erst recht, wenn man den Blick über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus weitet und sich die internationale Dimension des Geschehens vor Augen hält. In ganz Europa wurden die neuen, reformatorischen Ideen aufgegriffen und verbreitet, nicht selten auch weiterentwickelt und in andere Kontexte eingepasst, umgesetzt und in dauerhafte Strukturen überführt – auch dort, wo die weiteren Entwicklungen wieder zum weitgehenden Verschwinden des Protestantismus geführt haben.

Diese Dimension will das Reformatorenlexikon vor Augen stellen. Es versucht, die verschiedenen Facetten der Reformation in Europa über ihre Akteure zu erschließen. Einem Anspruch auf Vollständigkeit kann es dabei freilich nicht gerecht werden. Es versammelt nicht flächendeckend alle Männer und Frauen, die man als „Reformator“ beziehungsweise „Reformatorin“ bezeichnen kann. Aber es präsentiert solche Personen, die an unterschiedlichen Orten Europas zentrale Funktionen für die Verbreitung reformatorischer Gedanken oder für die Einführung der Reformation ausübten. So steht der Reformator Finnlands, Michael Agricola, neben dem Schotten John Knox, die beiden antitrinitarisch gesinnten Italiener Sozzini neben der engagierten Publizistin Argula von Grumbach – und eingereiht in diesen Reigen reformatorischer Persönlichkeiten finden sich auch die berühmten Gestalten wie Calvin, Luther, Melanchthon oder Zwingli. |8|Zeitlich spannt sich der Bogen von den Anfängen der Reformation bis zur Entstehung der Konfessionen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Jede Gestalt wird von Experten mit einem Kurzportrait vorgestellt, das Leben, Werk und Wirkung umfasst und auf Quellen und Literatur hinweist (die benutzten Abkürzungen folgen – falls nicht anders angegeben – Siegfried M. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin 21994).

Wir hoffen, dass hierdurch nicht nur ein Nachschlagewerk entstanden ist, sondern ein Buch, das zur fortlaufenden Lektüre einlädt und dazu beiträgt, den Vorgang der Reformation plastisch in seinen theologischen Impulsen wie in seiner historischen Gestaltung nachzuvollziehen. Allen Autorinnen und Autoren danken wir für die gute Zusammenarbeit. Für die ausgesprochen umsichtige redaktionelle Bearbeitung danken wir Frau Dr. Andrea Hofmann (Mainz).

Mainz/Tübingen, im Oktober 2013 Irene Dingel
Volker Leppin
Das Reformatorenlexikon

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