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2. Werk
ОглавлениеAgricola schrieb seine Werke auf Finnisch. Dass er diese Sprache benutzte, hat weder mit einer Vorliebe für das Finnische noch mit einem besonderen Patriotismus zu tun, sondern rührt schlicht daher, dass die für die Kirche nötigen Texte in finnischer Sprache noch nicht existierten. In den schwedischsprachigen Gemeinden Finnlands konnte man die schwedische Bibel und die Bücher von Olaus Petri lesen, aber für die Mehrheit der Bevölkerung mussten sie übersetzt werden.
Die ersten finnischsprachigen Schriften erschienen in den Jahren 1543–1552 in Stockholm bei dem königlichen Buchdrucker:
1543 | Das ABC-Buch |
1544 | Das Gebetbuch |
1548 | Das Neue Testament |
1549 | Die Messe Die Agende Die Passionsharmonie |
1551 | Der Psalter Teile aus den Prophetenbüchern |
1552 | Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi |
Das erste finnischsprachige Buch, die 24-seitige Fibel, beginnt mit dem Alphabet und endet mit den Zahlwörtern, dazwischen befindet sich sein Kern, die Hauptstücke des Katechismus. Das Buch ist kein eigenständiges Werk. Agricola kannte den Kleinen Katechismus Luthers, benutzte aber auch den lateinischen Katechismus von Melanchthon (1536) und den Katechismus von Andreas Osiander, dessen |13|lateinische Ausgabe 1539 erschienen war. Agricolas Buch ist keine Kopie irgendeines deutschen Katechismus, sondern eine Kompilation, die der Autor mit großem Geschick vorgenommen hat. Er hat seine Quellen ausgewählt und abgewogen; dabei hat er nicht wortgetreu übersetzt, sondern einiges weggelassen und einiges hinzugefügt.
Agricolas eigenständigstes Werk ist das fast neunhundertseitige Gebetbuch von 1544 mit insgesamt 695 Gebeten. Es besteht aus drei Teilen: zuerst biblische Gebete, dann Gebete zum Gottesdienst (vor allem die Kollekten für das ganze Kirchenjahr) und drittens Gebete für die private Andacht. Die Gebete entstammen der Bibel, dem Missale Aboense (Messbuch von Turku) von 1488 sowie der reichhaltigen Gebetsliteratur in lateinischer und deutscher Sprache, die Agricola in Wittenberg kennenlernte. In seinem Quellenverzeichnis nennt er nach der Bibel und dem Missale drei Zeitgenossen, und zwar erscheinen hier „unser Vater Herr Doktor Martin Luther, unser Lehrer Herr Magister Philipp Melanchthon“ sowie Erasmus von Rotterdam (Agricolan teokset I, 3). Von den Wittenbergern übertrug Agricola nur einige Gebete, aber eine seiner Hauptquellen ist die Sammlung Precationes aliquot von Erasmus, welche er fast vollständig übersetzte.
Agricolas Hauptwerk ist das 1548 erschienene Neue Testament, ein prächtiger Quartband von 700 Seiten mit hundert Holzschnitten. Als Grundtexte dienten der von Erasmus veröffentlichte griechische Text, Erasmus’ lateinische Übersetzung, die Vulgata, die Lutherbibel sowie das schwedische Neue Testament von 1526 und die schwedische Bibel von 1541. Agricola benutzte alle diese Vorlagen, obwohl der Einfluss des Griechischen und Lateinischen in den Evangelien und in der Apostelgeschichte gewichtiger war als in den Briefen, bei deren Übersetzung Agricola meistens den deutschen und schwedischen Bibeln folgte.
Die Vorreden und Marginalglossen stammen aus der Lutherbibel und aus der schwedischen Bibel. Die von Hieronymus verfassten Vorreden zu den Evangelien übernahm Agricola aus dem Neuen Testament des Erasmus. In seiner Übersetzung unterschied Agricola „die eigenen Worte des Heiligen Geistes“, d.h. den Bibeltext, von den Vorreden und Randglossen, die nur „dem klareren Verständnis“ dienen sollten. Das Wort Gottes sei viel wertvoller als das Menschenwort, so dass der Übersetzer eng an den Text gebunden war. Eine freie Übersetzung kam nicht in Frage, von bewusster Verbesserung des Textes ganz zu schweigen. Agricola zitiert in der Vorrede den Brief von Hieronymus: „Simplex translatio potest errorem habere, non crimen.“ („Eine einfache Übersetzung kann einen Irrtum mit sich bringen, nicht aber ein Verbrechen.“ Zitate aus Agricolan teokset II, 16f.)
Bei den Vorreden und Randglossen konnte er freier vorgehen. Meistens übersetzte er wortgetreu, scheute sich aber nicht vor Auslassungen, Ergänzungen und Änderungen, wenn er sie für angebracht hielt. Im darauffolgenden Jahr (1549) |14|erschienen nach schwedischen Vorlagen die Messe und die Agende. Das erste deutsche Buch, das ins Finnische übersetzt wurde, war die Passionsharmonie von Johannes Bugenhagen.
Agricola hatte vor, die ganze Bibel zu übertragen, musste aber wegen Geldmangel die Arbeit abbrechen. Vom Alten Testament konnte er etwa ein Viertel übersetzen, und zwar den Psalter, die Kleinen Propheten und eine Auswahl aus den Großen Propheten. Seine Textvorlagen waren Vulgata, Lutherbibel und schwedische Bibel. Für den Psalter benutzte er dabei mehrere lateinische Versionen. Hebräisch konnte er nicht, verwendete aber die hebräisch-lateinische Bibelausgabe von Sebastian Münster. Die meisten alttestamentlichen Vorreden und Randglossen stammen aus der Lutherbibel oder der schwedischen Bibel. Dazu versah Agricola seinen Text mit Summarien, die er mit Hilfe der Werke von Johannes Bugenhagen, Veit Dietrich und Georg Major verfasste.