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Das Manuskript des „Edictum Theoderici“
ОглавлениеAm 13. Dezember 1578 schrieb der Humanist Pierre Pithou seinem Korrespondenten Edouard Molé, er habe dem Buchhändler und Verleger Sébastien Nivelles (Sebastianus Nivellius) für dessen Drucklegung einer Cassiodor-Ausgabe auf dessen Bitten hin ein Manuskript zugesandt, ein „Theoderici regis Edictum“, das dieser der geplanten Edition beigeben wolle. Er begründete dies damit, es handle sich dabei um eine ostgotische Rechtsquelle (Ostrogotici iuris), auch wenn es sich dabei um römisches Recht handle.1 Pithous Freund Molé besaß offenbar selbst eine weitere Handschrift – oder nur Abschrift? – des gleichen „Edictum“, die dieser ebenfalls Sébastien Nivelles zuleitete, der dann im Jahr 1579 in Paris die „Editio princeps“ vorlegte.
Nach der Erstpublikation des „Edictum“ verlor sich die Spur des Manuskripts (der Manuskripte?) – „Wir kennen nämlich niemanden“, schreibt Friedrich Bluhme, „der diese Manuskripte später noch sah, niemanden, der von einer weiteren Handschrift eine Spur entdecken konnte, trotz aller Suche in ganz Europa“2 –, so dass alles, was über Sprache, Inhalt und Gestaltung gesagt werden kann, lediglich auf der „Editio princeps“ beruht. Im Jahre 1613 veröffentlichte Friedrich Lindenbrog ebenfalls das „Edictum“, doch ist davon auszugehen, dass es sich um die von Pithou und Molé genannten Manuskripte oder bereits Druckvorlagen handelte, in die er – wie Iwan von Glöden vermutete3 – Einsicht nahm, ohne allerdings auf diese zu verweisen. Offenbar hatte Lindenbrog, um seinen eigenen Konjekturen Gewicht zu verleihen, behauptet, ein weiteres Manuskript eingesehen zu haben. Sollte jedoch die Vermutung Glödens, der auch Giulio Vismara zustimmt,4 richtig sein, so müssten sich die Manuskripte nach der Drucklegung des Nivellius noch im Besitz Pithous befunden haben, wofür wir aber keine weiteren Beweise besitzen.
Es war eine nicht unübliche Praxis der Humanisten, dank der besseren Lesbarkeit, aber auch Verbreitungsmöglichkeit von Schriften durch die Buchdruckerkunst die Manuskripte anschließend unbeachtet beiseite zu legen, an Kollegen weiterzureichen, zu verschenken oder Sammlern zu verkaufen, so dass sie entweder in (Privat-)Bibliotheken landeten oder völlig in Vergessenheit gerieten, ja sogar zerstört wurden. Manche Manuskripte tauchten, als im 19. Jahrhundert die bedeutenderen Bibliotheken inventarisiert wurden, wieder auf, andere blieben bis heute verschwunden. So auch die Manuskripte des „Edictum Theoderici“. Damit war der Forschung auch die Möglichkeit genommen, eine paläographische Einordnung vornehmen zu können, d.h. aufgrund der Schriftform ein italisches oder außeritalisches Scriptorium und eine entsprechende Zeitstellung vorzuschlagen.5 Alle späteren Editionen beruhen, wie Giulio Vismara zu Recht vermerkt, auf der Ausgabe Pithou/Nivelles, d.h., alle Änderungen im Text späterer Ausgaben sind lediglich gelehrter Emendation zu verdanken.6