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1. Einleitung

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Über die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von erfolgreichen Bildungsprozessen besteht weitgehende Einigkeit. Von Bildung erhofft man sich einen wesentlichen Beitrag zur Begegnung gesellschaftlicher Herausforderungen wie des sozialen Wandels unter den Bedingungen einer zunehmend globalisierten Welt oder den aktuellen demografischen Veränderungen. Vor dem Hintergrund einer solchen gesamtgesellschaftlichen Schlüsselkategorie Bildung sind auch die seit dem „PISA-Schock“ 2001 andauernden bildungspolitischen und allgemeinen Debatten um die Qualität und verbesserte Chancengerechtigkeit des deutschen Bildungssystems einzuordnen. Damit einhergehende politische Bemühungen um die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen sind neben der Einführung von Bildungsstandards, zentralen Abschlussprüfungen usw. auch durch die Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zu einem alle Länder verpflichtenden Bildungsmonitoring (vgl. KMK 2006) gekennzeichnet. Ein solches Monitoring soll regelmäßig Informationen und Analysen über das deutsche Bildungswesen für die Steuerungsakteure1 und die interessierte Öffentlichkeit bereithalten. Neben der Teilnahme an internationalen Leistungsstudien und einer landesweiten Überprüfung des Einhaltens von Bildungsstandards zählt eine regelmäßige Bildungsberichterstattung zu den Elementen der Monitoringkonzeption (vgl. ebd.). Seit dem Jahr 2006 informiert der Nationale Bildungsbericht alle zwei Jahre indikatorengestützt und problemorientiert über das Bildungsgeschehen in Deutschland. Neben diesem bundesweiten Bildungsbericht hat sich außerdem eine Bildungsberichterstattung auf Ebene der Länder weitgehend etabliert und findet sich immer häufiger auch im regionalen und kommunalen Raum wieder.

Für die Bildungsberichterstattung besteht eine zentrale Herausforderung darin, Indikatoren zu entwickeln, die Bildung als prozesshaftes Geschehen abbilden können und zugleich Aussagen zu Problembereichen wie Chancenungleichheiten ermöglichen (vgl. BAETHGE u.a. 2011). Die Kategorie der Anerkennung hat, ausgehend von der Reformulierung der Anerkennungstheorie durch Axel Honneth (1992), in den Sozial- und Bildungswissenschaften inzwischen eine große Popularität erreicht, unter anderem deshalb, weil sie eine Brücke schlägt zwischen den wechselseitigen Anerkennungserfahrungen der Individuen und sozialer Gerechtigkeit. Insbesondere aus der gerechtigkeitstheoretischen Perspektive betrachtet, kann Anerkennung auch als Kategorie für die Bildungsberichterstattung von Interesse sein.

Inwieweit die Bildungsberichterstattung Auskunft über Anerkennungsprozesse geben kann, ist in diesem Beitrag zu diskutieren. Hierfür gilt es zunächst, einführend die aktuelle Konzeption der Bildungsberichterstattung zu skizzieren. Ausgehend von einem ausgemachten Desiderat theoriegeleiteter Indikatorisierung der Bildungsberichterstattung wird sodann das Konzept der Anerkennung theoretisch erarbeitet und insbesondere für eine Perspektive stärker gerechtigkeitsfokussierter Bildungsberichterstattung fruchtbar gemacht. Ausblickend soll aufgezeigt werden, was Beispiele für relevante Anerkennungs indikatoren in Bildungsberichten sein können. So versteht sich der Beitrag angesichts der bekannten Herausforderung, dass Bildungsberichterstattung vor allem auch die theore tische Fundierung der verwendeten Indikatoren wissenschaftlich zu klären hat (vgl. TIPPELT 2009b; WEISHAUPT/ZIMMER 2011), vorrangig als ein Diskussionsversuch zu einer thematisch spezifischen Weiterentwicklung der Indikatorisierung von Bildungsberichtssystemen.

Bildung an ihren Grenzen

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