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Weltkultur der Goldenen Zwanziger Jahre; „Kulturbolschewismus“ und „entartete Kunst“

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Die gedankliche Einbettung der NS-Weltanschauung in ihren historischen Kontext ist abzuschließen mit einigen Hinweisen auf die kulturelle Entwicklung. „Die Goldenen zwanziger Jahre“ mit ihrer „Weimarer Kultur“ waren die Zeit eines faszinierenden, jugendlich-elanvollen Aufbruchs mit weit über die Grenzen Deutschlands ausstrahlenden Leistungen, erst weitgehend im Zeichen eines vor allem im Expressionismus zum Ausdruck kommenden neuen Lebensgefühls, dann stark geprägt durch die „Neue Sachlichkeit“. Mit Kino und Rundfunk, mit Freizeit und Urlaub oder mit Wandern und Sport entwickelten sich bei packender Rasanz neue Lebensformen. Zudem änderten sich die Rollen der Menschen, von Männern und Frauen, Alten und Kindern. Was jedoch ausblieb – auch hier lag eine Tradition des Kaiserreichs zugrunde – war eine Unterstützung der Republik durch die Weimarer „ demokratische“ Kultur. Eher dominierten Anfeindungen, so wenn kulturpessimistische, konservativnationalistische Kräfte mit Oswald Spengler den „Untergang des Abendlandes“ oder – bei differierenden Benennungen – aller gewachsenen Werte fürchteten. Mit solchen Niedergangsphantasien und „Rettung“ verheißenden Sammlungsbewegungen ging die Rechte in Deutschland wie in anderen Staaten auf einen gesellschaftlichen Konfrontationskurs. Traditionell reaktionäre Positionen wurden durch „moderne“, sich rational und technisch-naturwissenschaftlich gebende Denk- und Handlungsmuster ergänzt. Traurige Berühmtheit erhielten gedankliche Komplexe wie die der Eugenik, Rassenhygiene und generell der „Volksverbesserung“, mit denen sozialen und sonstigen Nöten der Zeit entgegengetreten werden sollte. Bei Zivilisationskritik und unter Tabubrüchen rückten Manipulationen am eigenen Volk ins Blickfeld und – an Zustände des Ersten Weltkrieges erinnernd – die Behandlung von Menschen als bloßes Material, fern aller Ethik und Moral. Folglich kennzeichnete eine heftige Konfrontation zwischen Links und Rechts die Kulturszene. Die Nationalsozialisten wussten diese Aspekte des kulturellen und geistigen Lebens der Weimarer Republik zu nutzten, um im rechten Lager Fuß zu fassen und dieses zu dominieren. Sie diffamierten die Avantgardisten als „Kulturbolschewisten“ sowie „entartete“ Künstler und warfen sie mit den politischen „Novemberverbrechern“ in einen Topf. Dessen ungeachtet baute die NS-Führung in ihre Weltanschauung in den Bereichen Technik, Sport oder Körperlichkeit der Geschlechter Elemente eines jugendlichen Aufbruchs in das Zeitalter der Massenkultur ein.25

Das ›Dritte Reich‹ 1933–1945

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