Читать книгу Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit - Gunzelin Schmid Noerr - Страница 26

(a) Individualethik

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Um an das oben erwähnte politische Beispiel anzuknüpfen, könnte man untersuchen und beurteilen, welche ethischen Verpflichtungen Vorgesetzte und Mitarbeiter einer Einrichtung im Verhältnis zueinander sowie zu den von ihnen Betreuten haben. Ethisch formuliert, wird man dabei immer auf überindividuell geltende Grundsätze rekurrieren, die unter gleichen Bedingungen auch für Andere gelten. Aber sofern diese Grundsätze als Anforderungen an Individuen in ihrem konkreten Handeln wirksam werden, kann man hier von einer individualethischen Fragestellung sprechen.

Wenn wir Lebensfragen für uns selbst oder mit anderen zusammen moralisch, d. h. nach Gut und Böse, richtig und falsch, gerecht und ungerecht usw. zu beantworten suchen, dann steht zumeist das Denken, Wollen und Handeln einzelner Menschen im Vordergrund: Habe ich mich richtig verhalten? Hast du verantwortlich gehandelt? Hat er in Wahrheit böse Absichten gehabt? Hat sie an die möglichen Folgen gedacht? usw. Diese Perspektive ist auch in der allgemeinen Ethik sowie in den speziellen Ethiken der Lebensbereiche und der Berufe die zentrale. Um weiter an das obige Beispiel der ethischen Kritik an der Überformung des Sozialen durch ökonomische Strukturvorgaben anzuknüpfen: Gewiss verhalten sich einige Menschen auch raffgierig oder neidisch, und wenn dies ethisch analysiert und kritisiert wird, dann handelt es sich um ein Stück Individualethik. Die Individualethik untersucht Haltungen und Handlungen, sofern diese typischerweise Individuen zugeschrieben werden, die dafür verantwortlich sind. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Einzelne grundsätzlich in der Lage ist, ihren Impulsen auch widerstehen zu können. Die Individualethik sucht nach allgemeinen Kriterien, mittels derer sich individuelles Handeln als moralisch richtig oder falsch bestimmen lässt. In der Professionsethik der Sozialen Arbeit geht es individualethisch um das angemessene Verhalten der Fachkräfte gegenüber ihren Klienten, ihrem Team, den Einrichtungen und Trägern, für die sie tätig sind, und den Angehörigen anderer Berufe, mit denen sie bei ihrer Fallarbeit kooperieren.

Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit

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