Читать книгу Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit - Gunzelin Schmid Noerr - Страница 33

2.3.4 Folgen

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Das im Alltagsbewusstsein präsente Problem der »Risiken und Nebenfolgen« von Arzneimitteln tritt analog auch bei den fachlichen Interventionen der Sozialen Arbeit auf, nur dass kein »Arzt oder Apotheker«, sondern nur die eigene Fachlichkeit zu befragen ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die zu erwartenden, erwünschten Folgen einer Maßnahme durch damit vielleicht verbundene, unerwünschte Folgen zunichte gemacht werden könnten. Genauer betrachtet spielt in der Abwägung aber noch ein weiterer Gesichtspunkt eine Rolle, nämlich ein alternatives Handeln, das auch ein Nicht-Handeln, d. h. die Vermeidung oder Rücknahme einer Maßnahme sein kann. Auch dieses hat Folgen und möglichweise unerwünschte Nebenfolgen. Daraus ergibt sich das abgebildete Entscheidungsschema ( Abb. 3).

Abb. 3: Entscheidungsstruktur hinsichtlich Folgen und Nebenfolgen

Besonders schwierig erscheinen Entscheidungen dann, wenn alle zu erwartenden Nebenfolgen der zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen nachteilig sind, so dass weniger zwischen Gut und Übel als zwischen geringerem und größerem Übel abzuwägen ist. Dabei bedarf die Entscheidung der komplexen Abwägung zwischen den unterschiedlichen Zielen und Nebenfolgen, insbesondere zwischen den Folgen und Nebenfolgen der geplanten Handlung und denen ihrer Unterlassung,

Anders als die voranstehende Abbildung suggerieren könnte, darf man sich die Ziele und ihre Alternativen, die Folgen und Nebenfolgen nicht als ein für alle Mal gegeben vorstellen. Man muss bei dem Schema sozusagen noch eine zeitliche, dynamische Dimension hinzudenken. Ob Ziele tatsächlich erreicht werden, hängt wesentlich vom Zusammenwirken aller Beteiligten ab, und unerwünschte, aber unvermeidliche Nebenfolgen lassen sich durch weitere Maßnahmen mildern. Ethische Verantwortung lässt sich letztlich weniger durch einen »Entscheidungsbaum« vorstellen, in dem die Ergebnisse hierarchischer Entscheidungen geordnet werden (wie in Technik und Ökonomie geläufig), vielmehr als »Rückkopplungsschleife«: Jede erreichte Handlungsfolge wirkt auf die Ausgangsbedingungen zurück und verändert so die Gesamtkonstellation. In diesem Sinne muss das Zusammenwirken von Motiv, Ziel, Mittel und Folge einer Handlung prozessual verstanden werden.

Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit

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