Читать книгу Das Märchen im Drama - Hannah Fissenebert - Страница 10

2.) Reflexion von Darstellungsmitteln

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Nun bedient sich das Märchendrama häufig nicht nur märchenimmanenter Mechanismen, sondern legt diese zugleich frei. Die spielerische Entlarvung der Erzählstrukturen lässt die bereits gegebene überspitzte Darstellung in eine Rekapitulation übergehen, sodass statt der eigentlichen Märchenhandlung die Märchenform zum Thema wird. Dessen geordnete Weltdarstellung kann durch die Reflexion der erzählerischen Illusionsmechanismen eine eigenständige Bedeutungsebene hinzugewinnen. Genau in diesem Sinne werden die formalen Möglichkeiten selbstreferentieller Theatertexte provoziert. Indem Illusionsmechanismen als solche kenntlich gemacht werden, verliert die Handlung zugunsten einer fokussierten Reflexion der Form an Gewicht. Dabei entsteht ein Vexierspiel mit den interagierenden Bedeutungsebenen. Im Vordergrund steht nicht mehr die Handlung des Märchens, sondern das Verwirrspiel mit der Wirklichkeit konstituierenden Kraft des Erzählens.1 Hier kommt es zu einem spielerischen Umgang mit märchenhaften Strukturen, wie es auch in Nietzsches Zitat anklingt.

Häufig wird in Märchendramen für Erwachsene ein inszeniertes Spiel im Spiel eingesetzt. Dabei werden Analogien zwischen der märchenhaften Handlung bzw. ihren übernatürlichen Elementen und dem Theaterspiel als Illusionskunst gezogen. Das Drama wird dann als Ausdruck und Form des Märchens gewählt, sodass die Verwandtschaft beider zur Disposition steht. Trotz der oder gerade durch die Entzauberung der Illusionsstrategien, die unsere Wahrnehmung lenken, bleiben diese als eigentümliche Ebene meist intakt. Wie es scheint, bieten sich Märchendramen in besonderer Weise dazu an, die in der Reflexion angelegte Selbstbezüglichkeit und das konfliktreiche Spiel divergenter Erzählebenen zu inszenieren.

Das Märchen im Drama

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