Читать книгу Das Märchen im Drama - Hannah Fissenebert - Страница 9

1.) Fokussierung der märchenhaften Simplifikation

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Meist wird nicht das im Märchen Dargestellte im Drama kommentiert; vielmehr dient die märchentypische Reduktion dem Theatertext, um die auf ihre wesentlichen Züge konzentrierte Welt kritisch zu adressieren. Die Wahrnehmung des Märchens wird hinterfragt, wenn dessen Darstellung einer geordneten Welt reflektiert wird. Für eine entsprechende Umsetzung ergeben sich dadurch verschiedene Optionen der Auseinandersetzung: vom dezidierten Gegenentwurf als Negation starrer Rollen über die ironische Brechung durch die Wiedergewinnung der dem Märchen fremden Ambivalenzen bis hin zur satirischen Affirmation, Fortschreibung und Steigerung. All dies sind Tendenzen, die sich auffällig oft in den zu behandelnden Märchendramen beobachten lassen.

Dabei kommen dem Märchen Eigenarten zu, die im Drama nicht unbedingt als gegeben erscheinen. Das Märchen zeichnet sich durch einfache Erzählkonstruktionen und holzschnittartige Archetypen aus. Weiterhin liefert es keine vordergründigen Erklärungen für seine oftmals supranaturalen Handlungen und Figuren, um dadurch charakteristische Leerstellen freizugeben und dem Rezipienten vielschichtige Projektions- und Identifikationsflächen zuzuspielen. Für das Drama hingegen ist diese Reduktion keine gattungsbedingte Selbstverständlichkeit, sondern eine künstlerische Entscheidung. Die immanente Distanz zum Märchen als Vorlage des Dramas spiegelt sich in einer oftmals explizit intertextuellen Aneignung. Weiterhin werden häufig märchenfremde Stoffe mit der Vorlage verbunden und die intertextuelle Dimension der Dramen somit potenziert.

Das Märchen im Drama

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