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2.5 Outsourcing

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Wir haben oben die Kernaufgaben des Verlags als die Entwicklung einer Verlagsphilosophie und entsprechender Programmrichtlinien, die Produktentwicklung, die Produkterstellung, das Marketing, vor allem den Vertrieb, und die kaufmännischen Aufgaben Personal, Rechnungswesen und Erfolgskontrolle festgehalten. Bei allen Verlagstypen und unabhängig von der Größe stellt sich organisatorisch die Frage, ob man bestimmte Funktionen im Unternehmen selbst erledigt oder sie an externe Unternehmen auslagert. Dieses Outsourcing hat historisch in der Entwicklung des Verlags stattgefunden, indem die ursprüngliche Einheit von Verlag im engeren Sinn, Druckerei und Handelsfunktion sich sukzessive ausdifferenziert und zur heute prinzipiellen Trennung der drei Betriebsformen geführt hat.

Im Lektorat beispielsweise ist die Arbeit mit freien Lektoren genauso eine Form des Outsourcing wie die Beschäftigung von freien Herstellern in der Herstellungsabteilung. Im Vertrieb ist auf jeden Fall in großen Verlagen die Auslieferung und das Lager outgesourct, in der kaufmännischen Abteilung wird es zum Beispiel die Finanzbuchhaltung sein.

Historische Entwicklungen können aber auch umgekehrt werden. So gibt es heute deutliche Tendenzen, herstellerische Aufgaben, die weitgehend externalisiert worden waren, in den Verlag rückzuverlagern (siehe 6.1).

Betrachtet man Vor- und Nachteile des Outsourcings von Funktionen, so stehen auf der Seite der Pro-Argumente unter anderen die Positionen Professionalisierung durch das Know-how der Fremdfirmen, Kostenvorteile und der Einsatz neuester Techniken ohne hohe eigene Investitionen. Auf der Seite der Contra-Argumente sind die Positionen Verlangsamung von Abläufen, erhöhter Informations- und Koordinationsbedarf sowie die Gefährdung sensibler Unternehmensdaten zu finden. Umfragen haben gezeigt, dass große Verlage zum Teil deutlich mehr vom Outsourcen von Funktionen profitieren als mittlere oder gar kleine Verlage.

Beim Outsourcing steht immer die Frage „Make or buy“ zur Entscheidung, erfüllt der Verlag also die entsprechenden Funktionen selbst und schafft dafür die entsprechenden Voraussetzungen personeller und materieller Art oder kauft er spezifische Fremdleistungen dazu (vergleiche Lucius 2014: 100–105). Dreh- und Angelpunkt solcher Überlegungen und Entscheidungen muss sein, dass der Verlag strategisch keine Kernkompetenzen aufgeben darf, weil sonst auf diese Weise eine Abhängigkeit von externen Dienstleistern entstehen könnte. Von den Hauptaufgaben des Verlags müssen daher die Entwicklung einer Verlagsphilosophie und entsprechender Programmrichtlinien sowie das Marketing den nicht austauschbaren Kern des Unternehmens bilden. Je nach Verlagstyp wird dazu auch die Produktentwicklung gehören, denn es ist unvorstellbar, dass ein anspruchsvoller literarischer Verlag die Lektoratsfunktionen externalisiert, während das bei einem Ratgeberverlag oder einem Lexikonverlag durchaus der Fall sein kann. Vertrieb, vor allem die Auslieferung, und die kaufmännischen Aufgaben können unter den genannten fünf Hauptaufgaben am ehesten outgesourct werden.

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