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Georgi Schukow - Sarah Rosenstrauch - Bergerdamm sei auf der Hut

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„Herr von Bergerdamm - ihre Bordkarte bitte - Frau Rosenstrauch - ihre Bordkarte bitte - Monsieur Panteneau - votre carte d‘accès à Bord - s‘il vors plait - Mister Ishizuzi - your bording card please - Miss Cavendish - your boarding card please - Ladies and Gentleman - come in please - we are in last time…!“ rief die Dame an der Zuwegung in den Eisbrecher, wo uns nur noch wenige Stufen vor der offenen Schotttür in den Aufzugsbereich trennten, wo es dann hinauf ging in die Kabinendecks. Schau an - Monsieur Hulot hat es tatsächlich geschafft der reizenden Valeria Dernikowa eine andere Kabine abzuschwatzen, so ein Filou. Ein kurzer Blick auf meine Bordkarte genügte, um meinem Individualbedürfnis nach Ruhe und Geborgenheit auf Zeit meine Einzelfahrerkabine zu belassen. So ein Schlagbohrerschnarchen hat doch an und ab seine Vorteile. Und meine Gesprächspartnerin Rosenstrauch - wo beliebte sie zu residieren? Bevor ich unanständigerweise nach Sarah‘s Kabinennummer fragen konnte, sprudelte es , wenn auch verhalten leise aus dem prallen Lippenpaar der Sarah Rosenstrauch hervor.

„Das nenne ich einen Service - meine Kabinenwünsche wurden rundum berücksichtigt. Erstes Oberdeck, Backbord außen, Doppelbett und Einzelbelegung - wie kundenfreundlich und das auf einem Eisbrecher. Da muss ich den Genossen ein großes Lob aussprechen“ … lachte die Gouda Gesandte aus Texel,“ und sie Maxilein - schlafen sie auch allein, ältere Menschen neigen dazu, was ja durchaus seine Vorteile hat…“

„Mag schon sein - wenn man dabei gesund bleibt…“

„Beim alleine schlafen…“

„Beim älter werden - wir sind da - der Aufzug wartet - bitte schön Fräulein Rosenstrauch…“

„Danke - aber das Fräulein war einmal, ich hatte schon mit fünfzehn Sex. Reine

Neugier - er war doppelt so alt, und hinterher sah er aus wie achtzig…“ kam es erneut lachend aus dem Rosenstrauch Mund.

„Heute ist wirklich mein Glückstag - erst retten sie mich vor dem Ertrinken, dann bewahren sie mich vor hormonellen Abenteuern und einem möglichen Herzinfarkt - haben sie ihr Praktikum beim Roten Kreuz absolviert…?“

„Nur die Mundtherapie - blasen bei gestandenen Herren, das hatte stets durchschlagenden Erfolg… „Olala Monsieur Panteneau hat da wohl Blut geleckt - dem knallen gleich die Bremsen durch, so scharf ist der auf die englische Prinzessin“… grinste Sarah Rosenstrauch mit einem Blick auf das mehr als angeregte Gespräch zwischen Bernard Panteneau und Gilian Cavendish aus Wales, Meeresbiologin und Vulkanologin für Lebensformen der Tiefseethermik vom Scientology Institute of Volcano unknown Living Forms in the Deep Sea.

„Sie sehen mich überrascht Sarah - wirklich - ihre Urteilskraft in Sachen sexueller Kontaktaufnahme ist beeindruckend wenngleich ich Ihnen dahin gehend beipflichten möchte, dass sich unser französischer Kollege mächtig ins Zeug legt - hat wohl geklappt mit der Einzelkabine…“

„Ach - Monsieur Hunderttausend Volt hat sturmfreie Bude - da tun sich ja ungeahnte Möglichkeiten auf - und Sie Maxilein - wie steht es bei Ihnen - mit der Kabine möchte ich sagen - auch sturmfrei…?“

„Solist Sarah - und das möchte ich auch bleiben während meiner Zeit an Bord und darüber hinaus - mir steht derzeit nicht der Sinn nach intimen Lustbarkeiten oder sexueller Transformation….“

„Eine klare Ansage - aber Vorsätze können sich ändern - und zwar ziemlich rasch. Wir kennen weder den Tag noch die Stunde - Carpe Diem - Maximilian - so, da wären wir… Oberdeck. Bitte nach ihnen Max. Ach - darf ich ihre Kabinennummer von ihnen erfahren, ich möchte nicht den Decksteward fragen, das ist nicht meine Art…“ lächelte mich Sarah Rosenstrauch verführerisch an, während die Kolleginnen und Kollegen durch den erleuchteten Gang des Oberdecks Eins von den Deckstewards zu ihren Kabinen geführt wurden. Ich blickte Sarah Rosenstrauch einen Moment intensiv in ihre tiefblauen klaren Augen, die so kalt und klar waren wie das Eis frischer Gletscherbrüche; es waren die Augen eines Mannes, dem ich vor Jahrzehnten in Alaska begegnete, und der zu einem anderen Zeitpunkt als Teilnehmer einer Tauchfahrt zur Titanic abstieg, gesponsert von der Atomgaz in Murmansk, während ich mit Randy Ballin, ebenfalls unterwegs war zum berühmtesten Wrack der christlichen Seefahrt. Ich war mir in diesem Augenblick Tausendprozentig sicher, dass diese Person vor mir jener Yoshua Rosenstrauch war, den die Geheimdienste der Welt ganz oben auf ihrer Cleaner Liste hatten, eine nasse Aktion - eine Liquidierung.

„Per Aspera ad Astra - Yoshua“ antwortete ich verhalten auf Sarahs Frage, wobei ich mich in die andere Richtung des Ganges im Oberdeck bewegte, um zu meiner Kabine zu gelangen von der ich hoffte, dass mir die attraktive Valeria Dernikowa Schützenhilfe leistete, als sie diesem mitteilungsfreudigen Franzosen um des Friedens und vor allem der harten Währung Willen dieses Zugeständnis machte und nur deshalb, weil ich schnarche wie ein Rhinozeros - unter uns, ich habe noch niemals ein Rhinozeros schnarchen gehört.

„Fortes Fortuna adiuvat - Maxilein“ klang es fast so rein wie Silberschellen durch den mit Bildern der Helden der ehemaligen Sowjetunion, der Marschälle, der Generalsekretäre und Präsidenten, den Helden des Großen Vaterländischen Krieges und nicht zu vergessen - den Helden der Arbeit drapiert war wie die Halle einer Fotogalerie. <<Den Mutigen winkt das Glück>>. Hüte dich Yoshua Rosenstrauch alias Sarah Rosenstrauch oder wer immer du wirklich bist, wir Journalisten kleben an dir wie Kletten in der Wolle eines Schafes. Fand Rosenstrauch in Brewster Ferry nicht das was er suchte? Er war doch der Geburtshelfer des Virus H1N1, als er im Gefrierschrank Nordamerikas in jener kleinen Siedlung die Leichen der Pandemie von 1918 bis 1920 ausgrub, in best erhaltenem Zustand vorfand und sezierte. Er entnahm Teile der Lungen, der Milz, die Herzen und Hirne, welche er bestens gekühlt und konserviert nach… ja wohin brachte er die pathologischen Proben wirklich? Was hat er in den Laboren der USA, in Israel, in England und Frankreich tatsächlich gemacht. War er auch in den Staaten der GUS - Kollegen bestätigten auf Nachfrage diese Vermutung und machten sogar präzise Angaben über den Forschungsstandortes der Labore in Russland, wo Rosenstrauch seinerzeit tätig war - Tscheljabinsk im Ural. Er deckte sich damals mit Proben der Verstorbenen ein wie der Küchenchef eines Fünf Sterne Hotels auf dem Wochenmarkt mit Delikatessen. Da war für alle namhaften Labore etwas dabei, aber nur drei waren weltweit tatsächlich in der Lage, an diesen entnommenen Organen tatsächlich medizinische und vor allem Forschungsrelevante Untersuchungen vorzunehmen. Irgendwie kamen aber auch die renommierten Einrichtungen nicht so richtig zu Potte, was durch die SARS Pandemie zu Beginn der 2000er Jahre bewiesen wurde. Nach der Rückkehr von H1N1 auf die virologische High Dangerous Bühne stieg das Covid 19 zum bis dahin absoluten Star eines Pandemieherrschers auf, aber das würde erst zum Jahreswechsel 2019 - 2020 der Menschheit bewusst werden, wenn sich im österreichischen Ischgl während feucht-fröhlicher Schiferien Hunderte oder sogar Tausende Urlauber mit diesem aus Asien (China) eingeschleppten Virus infizierten und diesen wiederum durch die Heimreise der Erkrankten über Europa, die westliche Welt und Teile Asiens und Afrikas verbreiteten. Die Suche nach einem oder mehreren geeigneten Impfstoffen lief auf Hochtouren, jedes Labor, jede Nation wollte die erste sein, die im Kampf gegen den Immun- und Erstickungstod durch Covid 19 die berühmte Nase vorne hat und somit beide Hände im internationalen Währungstopf, der mit Hunderten Milliarden, wenn nicht sogar Billionen Dollar und Euro zum Überquellen gefüllt war. Aber das würde erst in ein paar Jahren geschehen, jetzt ging es darum Lokis Castle und den Black and White Smokern in der arktischen Tiefsee einen Besuch abzustatten und tüchtig Forschungsmaterial einzusammeln sowie zahlreiche Experimente durchzuführen. Doch bei Gott, was hofften sie alle dort unten zu finden? Den Stein der Weisen - die Antworten auf die dringende und drängende Frage, welche die gesamte Menschheit bis in das Mark ihres Daseins durchwühlt? Ich musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig, das wurde mir mit jedem Wimpernschlag mehr bewusst als mir lieb war. Sarah Rosenstrauch wusste jetzt dass ich wusste, wer sie wirklich war, und dieses Wissen machte sie zu einer extrem gefährlichen Gegnerin. Außerdem konnte ich in keiner Weise einschätzen, welche Mitspieler sie noch an Bord der Georgi Schukow für ihre Zwecke einspannte. Den Kapitän ganz sicher nicht, Viktor Satchev ist ein ehrenwerter Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Kameradschaft, was in der russischen Marine ohnehin einen sehr hohen Stellenwert hat. Personen aus einem der Teams - oder gar aus mehreren? Je mehr Mitwisser es gibt, um so zerbrechlicher das Konstrukt - nein - sollte ein Anschlag auf mich verübt werden, so würde dieser schnell, präzise und nicht nachweisbar erfolgen. Mann über Bord; die Rundgänge außerhalb des Oberdecks wo die zahlenden Gäste wohnten. War nur mit ausdrücklicher Genehmigung und in Begleitung eines Offiziers und zwei Matrosen möglich. Zudem mussten mindestens drei Passagiere an diesem Rundgang teilnehmen. Für meine Recherchen und fotografischen Arbeiten während der Tauchgänge mit Architheutis bräuchte ich keine besonderen Vorkehrungen zu treffen, bis auf meine Yoga Stunde vor Beginn des Abenteuers arktischer Tiefsee. Diesen Akt der inneren Selbstberuhigung und Stabilisierung und die dazu notwendige Technik, hatte ich mir vor Jahrzehnten von einem nordamerikanischen Indianer beibringen lassen. Nur mit dem Bogenschießen wollte es nicht so recht klappen, ich traf fast immer die Zuschauer anstatt die Scheibe, was allerdings keinen Schaden verursachte - Übungspfeile mit Weichgummispitze. Einem Greenhorn wie mir traute man nach vier Wochen Tipi Abenteuer halt noch keine Qualitäten als Bogenschütze zu was mich veranlasste, meine Schießfreudigkeit in Sachen „der weiße Bogenschütze“ einzustellen, was nicht nur bei mir auf Erleichterung stieß. Schießen - Soldaten - Sonderkommandos - Militär - Kampfstoffe - Bakterien - Viren - Kriegführung - Immunität… was suchst du wirklich da unten in der Tiefsee - Yoshua Rosenstrauch?

„Please Mister Bergerdamm - your Kabine - a single room only for you…“ sprach der Oberdecksteward“ the luggage is ready inside the Cabine… if you have a wish or order - call me by phone… i wish you an nice day and good times on Board - Mister Bergerdamm…“ endete die Übergabe meiner Ersatzheimat auf Zeit. Alles andere steht wie üblich auf allen Schiffen mit Passagierbelegung in den Instruktionen zum Aufenthalt an Bord der schwimmenden Einheit.

„Thank you for your instructions - that‘s for you“ und spendierte dem Decksteward einen Euro Zehner als Trinkgeld verbunden mit der Hoffnung, dass diese Zuwendung in seiner eigenen Tasche verbliebe.

Ich wusste von Kollegen um die Gehälter der Matrosen und Unteroffiziere an Bord der Georgi Schukow, denn auch die Deckstewards stehen im Rang eines Unteroffiziers. Was die Atomgaz den Männern zahlt sieht das Unternehmen als großzügige Zugabe zu der unbezahlbaren Möglichkeit auf diesem Schiff Dienst zu tun und die polaren Regionen dieser Erde hautnah zu erleben. Das wäre mit Geld in keiner Weise zu vergüten. Zudem hätten die Mitarbeiter an Bord Unterkunft und Logis frei, könnten somit ihre gesamte Heuer sparen, was aber mehr dem Wunschdenken und Schönreden der Atomgaz Manager entspricht als der Realität. Die Kernbotschaft der Instruktionen aber ist die Eigenschaft aller Matrosen und Offiziere der Georgi Schukow als Botschafter Russlands den Gästen an Bord des Eisbrechers zu begegnen. Im Klartext hieß das nichts anderes, als Augen und Ohren aufzusperren, zu lauschen und zu schnüffeln wo immer sich eine Gelegenheit bot und in den freien Stunden durchaus die Einladung zu einem Gespräch wohlwollend annehmen. Schriftliche Unterlagen in den Kabinen der Wissenschaftler und Forscher, sofern diese ohne großen Aufwand einzusehen sind, sollten fotografisch erfasst werden, wobei unbedingt darauf zu achten ist, keine Spuren zu hinterlassen. Weiße Handschuhe gehören bei den Deckstewards ohnehin zur Standardbekleidung.

Dreizehn - so meine Kabinennummer, einmal in Kyrillsch, zum anderen in arabischen Ziffern. Die Kabinentür glitt sanft in die gepolsterten Zargen, was ein leicht schmatzendes Geräusch erzeugte, bevor der Schließriegel mit einem leisen Klacken in das Schließblech glitt. Die Vorhänge waren wegen der Mittsommernacht zugezogen, was noch einige Wochen so weitergehen würde, daran ging kein Weg vorbei, wollte ich in den Polarnächten wenigstens ein paar Stunden Schlaf finden. Dennoch fiel dort, wo sich die schwarzen Vorhänge überlappten, ein Lichtfinger in die Kabine hinein, der nach einigen Minuten des Eingewöhnens die Konturen der Einrichtung kraftvoll vor meinen Augen erstehen ließen. Das Doppelbett war unübersehbar; die Russen haben mit die größten Betten der Welt in ihren Hotels, was auch für die Kreuzfahrer gilt, und wird als Hommage an die russischen Zaren gewertet. Für mich als Einzelschläfer konnten die Betten gar nicht groß genug sein, aber das warum ist eine andere Geschichte, die nur mich etwas angeht. Zur rechten ein Tisch - ein Schreibtisch mit Sessel davor, an der Wand über dem Tisch eine Lampe, wahrscheinlich mit Minikamera und Mikrofon. Daneben das Bord TV Gerät (ganz sicher auch Kamera und Mikro bestückt), mit internationalen Sendern in der landeseigenen Sprache, sogar zwei deutsche Stationen waren darunter, aber zum Fernsehen hatte ich diese Reise nicht gebucht. Gleich neben der Eingangstür befand sich der Kleiderschrank, dem ich gleich den Inhalt meines Koffers anvertrauen würde. Mein Koffer - mein Gepäck, ich musste Licht machen - am besten die Vorhänge aufziehen. Mir fielen zwei leuchtende grüne Lichter mit Schaltern neben dem Türrahmen auf - einfach mal drücken - es werde Licht. Die Kabine erhellte sich in einem angenehmen Farbton, der durchaus an die Beleuchtung westlicher fünf - Sterne Hotels heranreichte, und schon erblickten meine Habseligkeiten das Licht der Kabinenwelt auf der Georgi Schukow. Fehlt nur noch das Bad mit Toilette - (den Hinweis auf Kamera und Mikrofon erspare ich mir) und das wichtigste überhaupt - die Minibar. Der zweite grüne Schalter ließ die Vorhänge am Kabinenfenster geräuschlos auseinander gleiten, solange ich den grünen Schalter gedrückt hielt. Das gleiche Ensemble leuchtet jetzt auch am Kopfende neben meinem Bett auf, so dass sich das lästige Aufstehen und durch die Kabine stolpern erübrigte. Vom Bett aus ließ sich alles wunderbar bedienen. Licht aus, Vorhang zu, schlafen gehen oder - nein - kein TV, das hatte ich mir geschworen. Vor der Glotze schlafe ich grundsätzlich ein, warum weiß ich nicht und habe auch keinen Drang nach den Ursachen zu forschen, es ist einfach so. Nur so viel - scheint nichts ernstes zu sein - weil, das geht schon seit mehr als zwanzig Jahren so. Jens Hüball, mein früherer Freund und Kollege, den es im Balkan bei der KFOR erwischte, meinte einmal zu mir, dass mein Einschlafen vor der Glotze ursächlich mit der Qualität der Programme zu tun hat. Die Menschen sollen einfach nicht mehr zum Nachdenken kommen und werden über bestimmte Impulse aus dem Bildschirm, welche direkt auf das Schlafzentrum wirken, in den Schlafmodus versetzt. Ein weiteres Indiz dafür ist die zunehmende inhaltliche Merkunfähigkeit bei Talkshows und Lifesendungen. Hier hörst und siehst du alles, verstehst auch den gequirlten Dünnschiss zum Teil, aber deine Wiedergabefähigkeit schon ein paar Stunden später geht gegen Null. Wahrscheinlich hat er recht, kein Wunder, dass immer mehr gebildete Menschen oder solche, die sich dafür halten, zu Eigenbrödlern werden, sich nur noch mit sich selbst beschäftigen und lediglich zu Erwerbszwecken Interessengeartete Betätigungen annehmen. Weg von der Mittelpunktsneurose, weg vom Narzissmus, weg von all dem Promi Getue das mir schon seit Jahrzehnten die Prostata traktiert. Weg vom Schleimen und Heucheln, dem klebrigen Anbiedern, dem um die Wette Rennen mit diesem Heer von Enddarmbewohnern, die selbst Arschlöcher haben die so groß sind, dass man mit dem Lastwagen dreinfahren könnte. Meine Teilnahme an dieser Expedition war so eine Interessengeartete Betätigung, die in erster Linie offiziell dem Broterwerb diente, wenngleich ich nicht von den Honoraren aus meiner freiberuflichen journalistisch-fotografischen Arbeit leben musste und auch nicht gekonnt hätte. Allein meine Abfindung zum Ausscheiden aus dem Unternehmen Bergerdamm bescherte mir für drei Leben ein fettes finanzielles Polster, hinzu kamen noch die Dividenden aus Aktienpaketen, die mir gleichfalls satte Zuwächse einbrachten. Bescheidenheit ist eine Tugend - so lehrte es mich meine Großtante Lina, eine richtige Ostpreußin mit solidem jüdischen Stammbaum. Was du ererbt von den Eltern, erwirb es um es zu besitzen. Mit dem Erben war es so eine Sache; ich hätte komplett verzichten können, auf alles und jegliches, wäre aus dem Unternehmen Bergerdamm ohne Aufhebens ausgeschieden, ohne Abfindung, finanziell nackt und bloß, lediglich die Betriebsrente war nicht verlegbar, die musste ich nehmen - so der Betriebsrat. Von mir aus, viel war es ohnehin nicht. Gegen diesen Schritt standen meine Wünsche und Träume - Reisen - Erforschen - Fremde Welten kennenlernen - Reportagen - Fotos - weltweit. Und der Tierschutz in all seinen Facetten. Good Will ist eine ehrenwerte Tugend, aber ohne feste Basis - sprich Knete - eine sehr wackelige Angelegenheit. Ich hatte zwar Honorareinnahmen aus meinen regionalen und deutschlandweiten Reportagen und Fotosessions, aber das reichte gerade mal für eine Einzimmerwohnung, eine Bahncard fünfzig für Journalisten und einmal im Monat Einkaufen bei ALDI. Meine Klamotten wuschen mir hilfreiche Geister in den Pensionen, in denen ich Abstieg. Die Canon-Nikon Fotokameras mit entsprechenden Objektiven stotterte ich monatlich ab und das nur deshalb, weil ich ein „noch Miterbe des Unternehmens Bergerdamm“ war. Diese Großzügigkeit rechne ich den Fotohändlern bis heuer hoch an. So könnte ich weiter ausführen, aber ich will mich nicht selbstloser darstellen als ich bin und auch keinen Heiligenschein aufsetzen, zum Gandhi eigne ich mich ohnehin nicht. Aber diese Zeit war eine sehr gute Lehrzeit - hart aber lebensnah und - fair, obwohl ich manchen Arschtritt verpasst kriegte. So sagte ich ja und ließ mich von meinen älteren Geschwistern und von den Familienanwälten einschließlich Betriebsratsvorsitzenden in einer Größenordnung auszahlen, die mir eine Summe zufließen ließ, die in der Tat für drei Leben in Hülle und Fülle reichten. Endlich konnte ich meine Wünsche und Träume Realität werden lassen. Zu einem dieser Wünsche gehören die nun schon regelmäßigen Polarfahrten zu den vereisten Erdpolen, daneben Expeditionen mit Mammutforschern zu den abgelegenen Inseln der arktischen Zonen Sibiriens und Alaskas. Das Abtauchen mit speziellen Tauchbooten im Team von Forschern und Wissenschaftlern in die absolute Nacht der eisigen Tiefsee erforderte bei mir mehr als nur Überwindung der räumlichen Enge, das nur am Rande. Kurzum - die naturwissenschaftlichen Magazine weltweit begannen sich für mich und meine Fotoreportagen zu interessieren, es lief rund, meine Honorare nahmen ansehnliche Größenordnungen an und flossen ohne Ausnahme gleich in neue Projekte, vornehmlich Tier- und Artenschutz, wobei ich Tierheime in aller Welt unter konsequenter Kontrolle ausgewählter Vertrauenspersonen versteht sich, ihren Maßnahmen entsprechend unterstützte, was die „Motivation und Selbsthilfekräfte“ der Ehrenamtler in beeindruckender Weise motivierte. Nun sitze ich hier in einer Kabine der Georgi Schukow und bin mir sicher, das dies das Domizil eines Offiziers des Eisbrechers ist, und ich als zahlender Gast auf Zeit die „Annehmlichkeiten“ seiner schwimmenden Datscha genießen darf. Ich werde mich dieser Gastfreundschaft würdig erweisen, auch wenn ich rund um die Uhr beobachtet und belauscht werde. Russland ist eben Russland und sein Präsident der politische Nationalheilige. Der andere Heilige hing als Siebdruck einer Ikone an der Wand über meinem großen Bett - der Heilige Nikolaus von Myra, herkömmlich aus Lykien, Antalya in der Türkei. Soll kein Rückschluss sein auf das gute Verhältnis zwischen den beiden Präsidenten, ist halt nur der Nationalheilige der Ostkirchen. Ein suchender Blick in die Minibar signalisierte mir zufriedenstellende Ergebnisse - Apfelsaft, Mineralwasser, Milch, Hartkäse - Ende der Durchsage. So hatte ich es auf dem Fragebogen lange vor meinem Antragsersuchen auf Teilnahme an der Fahrt mit der Georgi Schukow formuliert. Striktes selbst verordnetes Alkoholverbot - ich wollte den klaren Durchblick haben, zu jeder Zeit des Tages und der Nacht, und so wie die Dinge sich zu entfalten begannen, würde ich diesen Durchblick noch mehr nötig haben als die Luft zum Atmen. Rauchen stand ohnehin völlig außen vor, diesem Suchtmittel schwor ich schon vor Jahrzehnten ab. Also Maximilian von Bergerdamm - an die Arbeit - packen wir es aus!

Der Bote

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