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Erinnerungen des Zeitreisenden Bruders Aramis zu seiner Zeit aus der Liga der Zwölf Apostel

„Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

WAS WÄRE WENN - - -,

das ist die Gretchenfrage zu allen fiktiven oder realen Möglichkeiten die wir uns vorab stellen müssen, bevor wir mit dem eigentlichen Thema beginnen. Hierfällig ist es die Pandemie SARS-CoV-2, ausgelöst durch das Coronavirus Covid-19.“

So formuliert sich die Präambel im Arbeitstext der Bruderschaft der „Zwölf Apostel“ während ihrer Zusammenkunft in einer eher unbedeutenden Ortschaft in einer ebenso, während der Wintermonate sich selbst überlassenen abgelegenen kleinhäusigen Klosteranlage in den europäischen Alpen, in denen das sonst vom touristischem Wintersporttrubel quirlende Leben den lebensfrohen Zeittakt vorgab, hinlänglich zur Ruhe gekommen war. Der Auslöser dieser fast schon mystisch-geheimnisvollen Ruhe, die nur gelegentlich durch die donnernden Abgänge der Schneebretter und Lawinen weniger gestört denn mehr bereichert wurde, ließen die Kolkraben in ihrer sich selbst ergebenen Spielfreude im weißen Flockenwirbel, der unaufhaltsam alles und jegliches unter einem dicken geschmeidigen Teppich wie durch Zauberhand verschwinden ließ, wie der nordischen Mythologie nach die Gesandten des Göttervaters Odin - namentlich Hugin und Munin es seit Urzeiten tun, nach Sonnenaufgang auf Geheiß ihres Herrn und Gebieters Odin, auch genannt „Hrafnaess“ - Rabengott - in die Welt hinausfliegen um diese zu erkunden. Waren sie den „höfischen Zwängen“ erst einmal entflogen, gaben sie sich ausgiebig dem virtuosen Spiel ihrer fliegerischen Eleganz hin, die sie zur Winterzeit oftmals bis in den dicken flockigen Mantel des Winters purzeln ließ, in dem sie sich nur zu gerne und nach Herzenslust rollten und in aller Freundschaft balgten und plusterten. Odin wusste um die ausgeprägte Neigung seiner Freunde und Boten und gewährte ihnen großzügig dieses morgendliche Geschenk des brüderlichen Spieles, das ihre eherne Bindung über alle Zeiten hinweg unsterblich werden ließ. Bruder Aramis aus dem fernen „Fjellfräs“, dem Felsenland Norwegens, welches ursächlich an der Eindeutschung auf „Vielfraß“ beteiligt war, gleichwohl die eigentliche Namensgebung für den „Vielfraß“ auf „Felsenmarder“ deutet, da sich selbiges Tier aus der Familie der echten Marder, neben Tundra und Taiga auch im Felsenland Skandinaviens wohl fühlte und dort den zahlreichen Höhlen sein Zuhause fand, waren die Kolkraben aus seiner Heimat ein vertrauter Anblick. Schon als Kind auf dem großväterlichen Hof aufgewachsen, der an den Ausläufern einer sanft abfallenden, mit Kiefern dicht bewaldeten Hangzunge lag, war ihm das Spiel dieser majestätischen, in metallisch schimmerndem dunklem Blau-Schwarz ihres Gefieders gehüllten Vögel so vertraut wie die Gezeiten des Meeres, die zweimal am Tag die Landschaft und Ufer am Auslauf und Ende des Fjordes im Hinterland mit ihren segensreichen Fluten bedeckten und hernach wieder freigaben. Die Erinnerung daran lag lange zurück, sehr lange, aber sie war dennoch so frisch wie in jenen Tagen, als er in unbekümmerter Weise seine Lebenswelt zu erkunden, zu begreifen und zu verstehen begann, die sein Großvater mit einer schon sprichwörtlichen Engelsgeduld behutsam wie ein aufregendes Spiel, akribisch in allen Einzelheiten und Facetten ihres universalen Gefüges vor dem geistigen Auge seines kindlichen Entdeckergeistes erstehen ließ. Einer seiner prägenden Aussagen, an die sich Bruder Aramis oft erinnerte und die er auch selbst wenn es Not tat gebrauchte war jene - Wer die Gegenwart und Zukunft verstehen will, muss um das Vergangene wissen - wie recht er doch hatte, sein Großvater. Wo mag er wohl sein - just in diesem Moment? Schaute er ihm zu bei seinen Bemühungen ein klein wenig mehr an Gerechtigkeit und Toleranz an jene Erdlinge zu heften, ob dass diese sich nicht doch noch in ihrer Unvernunft gegenseitig eliminieren. Sein Großvater war einer der ihren, was er jedoch erst sehr spät von ihm erfuhr zu einer Zeit, als er - Aramis - jene Gabe an sich eigenhändig feststellte, darüber mehr erschrocken als überrascht und schon gar nicht glücklich schien. Sein Großvater nahm ihn danach behutsam „an die Hand“ und führte ihn in die „Liga der Zeitreisenden“ ein, ganz bedächtig, ohne Hast oder Eile, alles und jegliches seinem eigenen Wesen und Gedeihen anheim gelassen - nur beobachten, verstehen, begleiten und wenn wirklich bei allem für und wider nötig, erste - kaum merkliche Korrekturen setzen, die ausschließlich - wobei seine Betonung auf ausschließlich lag - das beobachtete Objekt - ob mineralogisch oder organisch Gegenstand seiner Betrachtung war. Durch seine geistige Einwirkung durfte nur das ausgewählte Objekt - in welcher Hinsicht auch immer - so beeinflusst werden, dass dies nur zu seinem Vorteil und nie zum Schaden anderer geschah. Daran hatten sich alle Zeitreisenden konsequent zu halten - bis in alle Ewigkeiten in allen Galaxien und Universen. In den Ausführungen seines Großvaters nahmen die mystischen Göttergestalten des Nordens ebenso ihren Platz ein wie die christlichen Sendboten, die aus der Mystifizierung des großen Opfergangs eines Jesus von Nazareth hervorgingen, eines Mannes, der das Leiden und die Qualen der Menschen, welche diese ihresgleichen sich selbst und anderen zufügten nicht länger hinnehmen wollte, und so beschloss dieser Jesus ein Zeichen zu setzen, - sein unsterbliches Leben als Opfer in der Körperlichkeit eines Menschen am Kreuze hingeben, um dadurch das Seelenheil aller Menschen für alle Zukunft zu bewahren. Dieser Jesus schloss einen Pakt mit den Urkräften, die alles und jegliches in allen Galaxien und Universen gestalten und fügen, und so geschah es dann, was wir heuer als das Wunder der Auferstehung - als österliche Mission anerkennen und feierlich begehen. Zuweilen sehnte er sich zurück an jene Zeiten der mystischen Mittsommernachtfeuer, wenn die Nächte des Nordens von der ewig leuchtenden Himmelsfackel wie ein einziger Tag erhellt wurden und das knisternde Flackern der Flammen zahlloser Feuer in ihrem feurigen Tanz die Geister der Ahnen und die magische Anwesenheit der Götter der Alten Zeit beschworen, die zu später Stunde aus ihrem Göttersitz in Walhall herabstiegen zu den Menschen und sich mit ihnen bei Met, Ochsenbraten und duftenden Bratäpfeln an ihren Lagefeuern wärmten und die alten, ewig jungen Geschichten erzählten, aus denen die Äonen der Zeit jene Legenden zauberten, die damals wie heute und in alle Zeit die Menschen in ihren Bann ziehen. Die Mittsommernachtfeuer und Feiern wurden nur noch von einem Tag im Laufe eines Jahres übertroffen - dies war die Zeit des Samhain - jener Tag und jene Nacht, wo die Zeiten aufhörten zu existieren, wo Tag und Nacht eins waren und es den Menschen gestattet war mit den Ahnen zu verkehren, in gleich welcher Art und Weise auch immer. Das Samhain gehörte neben dem Tag der Wintersonnenwende zu den höchsten „Feiertagen“ im Leben der Vorfahren, und beide mussten in aller Ernsthaftigkeit und Bereitschaft zur Erneuerung des Lebensbundes mit der ewig Licht und Wärme spendenden Sonne zelebriert und gefeiert werden. Er durfte bereits als Kind diesen Ereignissen beiwohnen und Dinge erleben, die viele Menschen ob ihres ungeübten Geistes schier in Verzweiflung gestürzt hätten. Die Götter des Nordens - Mystik - Legende - ein Fünkchen Wahrheit - Bruder Aramis war durchaus in der Lage auf diese Fragen eine plausible Antwort zu geben, aber er dachte nicht im Traum daran dieses wunderschöne Gebilde aus Träumen, Wünschen, Dichtung und Wahrheit irgendwelchen seelenlosen wissenschaftlichen Abstrakten preiszugeben. Sollten sie doch auf ihren eigenen Füßen diesen Weg der Erkenntnis gehen.

„Guten Morgen Hugin - guten Morgen Munin - einen schönen Tag wünsche ich euch und entbiete meinen Gruß den Boten des großen Odin. Für mich ist es Zeit das Tagwerk zu beginnen - genießt die frühe Stunde die nur euch gehört - denn auch ihr habt die ganze Welt zu besuchen. Alles Gute auf eurem Flug - lebt wohl.“

Bruder Aramis schloss das schmale Fenster seiner Klausur, öffnete die Feuerklappe des kleinen Ofens und schob noch einen Buchenscheit in das hungrige Maul des feurigen Wärmespenders, aus dem die Flämmchen einen tanzenden Ring aus feurigen Zacken bildeten - „Corona Borealis - der Feuerring“. Genüsslich verschloss Bruder Aramis die Klappe des Ofens, nahm seine Unterlagen zur Hand, ging die wenigen Schritte zur Tür der Klausur und blickte sich noch einmal um, bevor er selbige hinter sich schloss. Auf seinem wenig langen Weg in die Bibliotheka begegnete ihm keiner seiner Brüder oder Schwestern, wenngleich durch die angelehnte Tür zum Refektorium die um diese Zeit üblichen Küchengeräusche zu vernehmen waren - gedämpft aber dennoch hörbar, was sich jedoch in keiner Weise auf das Befinden der Zwölf Apostel auswirkte, die noch in ihren Klausuren beim Morgengebet weilten. Tatsächlich waren es nur noch elf an der Zahl, denn der Zwölfte war er - Bruder Aramis selbst, auf dem Weg in die Bibliotheka, wo er die Vorbereitungen für die Zusammenkunft treffen musste, wenn die Brüder und Schwestern nach dem Prandium, dem Frühstück, sich zur Zusammenkunft und zum Disput in der Bibliotheka einfinden würden. Entgegen der altehrwürdigen Mauern und der Abgelegenheit des Klosters würde niemand auf die Idee kommen in seinem Inneren Kommunikationseinrichtungen der neuesten Hightech Generation von Übermorgen zu vermuten, was im Gegensatz zur Bestückung der Klausuren oder der Cocain - Küche mit technischen Geräten im krassen Kontrast stand, was Bruder Aramis bei jedem Besuch des Refektoriums ein genügsames Schmunzeln entlockte, waren ihm die Küchengerätschaften aus seiner Kindheit nur zu gut vertraut. „Wenigstens diese Dinge sind der modernen Zeit nicht zum Opfer gefallen“ - so seine gedankliche Feststellung bei der kurzweiligen Betrachtung des Küchenpersonals - Laienbrüder und Laienschwestern, die ihren Dienst auch während ihrer Abwesenheit für Pilger und Wanderer versahen, die praktisch zu jeder Jahreszeit den Weg in die Abgeschiedenheit dieses Klosters fanden, ohne jedoch mit den Zwölf Aposteln in keiner Weise in Sicht- oder Sprachkontakt zu treten, wobei Letzteres ohnehin nicht zur Disposition stand, da die Zwölf Apostel sich ausschließlich in der nur ihnen eigenen Zeichensprache unterhielten, welche von Außenstehenden nur zu leicht als Taubstummen Gebärdensprache angesehen wurde, was den Frauen und Männern um Bruder Aramis nur gelegen kam. Die Anwesenheit ihrer kleinen Gruppe fand im wahrsten Sinne des Wortes unter Ausschluss jeglicher Beobachter, Zuhörer oder Zuschauer statt, selbst für das Küchenpersonal waren sie lediglich eine Gruppe Schiwanderer, die auf ihrer Tour durch die Berge in diesem Kloster eine zweitägige Rast einlegten. Mehr wusste niemand zur Anwesenheit der zwölf Männer und Frauen - und so sollte es auch in jedem Fall bleiben. Während der Mahlzeiten, die sie ausschließlich für sich in einem separierten Raum einnahmen, beschränkten sie sich auf die notwendigen Höflichkeitsformulierungen, weitergehende Gespräche - gleich welcher Art auch immer, unterblieben schon aus Sicherheitsgründen. Bruder Aramis öffnete die Tür zur Bibliotheka und betrat umsichtig den mit Regalwänden zu beiden Längsseiten bestückten Raum, der zur Ostseite in seinen dicklichen Mauern mehrere Fenster aufwies, durch die erste Strahlen der aufgehenden Sonne ihr goldenes Licht sandten, welches sich in virtuosem Spiel auf den ledernen Rücken unzähliger Bände in sattem Glanz spiegelte, unabdingbarer Beweis für den Fleiß der Nutzer all dieser Werke, welche durch ihre Hände und Finger in vieltausendfacher „Ergreifung“ diesen Meisterwerken buchmacherischer Handwerkskunst über Jahrhunderte hinweg jenen unverwechselbaren, fast schon mystischen Ausdruck sphärischer Erhabenheit verliehen, die sie unter all dem was Menschen seit ihres Weilens auf Erden durch ihren schöpferischen Willen zu geistig-mentalem Leben erweckten. „Warum tun sie dann all diese schrecklichen Dinge? Sie brauchten doch nur in den Büchern lesen?“ Bruder Anselm konnte sich bis zum heutigen Tage keine eindeutig schlüssige Antwort auf diese Frage geben, gleichwohl es über die Jahrzehntausende endloser Reisen durch ebenso viele Wurmlöcher, Einsteinschen Brücken und Schwarze Löcher eine kaum noch messbare Vielzahl an Zusammenkünften, Disputen und Konferenzen gerade zu diesem exemplarischen Thema gab. Bei allem Leben auf diesem Steinplaneten war es allein dem Homo Sapiens Sapiens gegeben, sein Dasein, seine Existenz nicht nur zu Hinterfragen, sondern sie auch durch seinen eigenen Willen nach der Erkenntnis zum Nutzen durch Einwirkung seines formenden geistig-körperlichen Einsatzes nachhaltig zu prägen oder gänzlich zu verändern - und das ohne „Rücksicht auf jegliches Andere, wenn es denn seinem Anspruchsdenken entgegen stand. Diese Fähigkeit veränderte nicht nur das Leben auf Erden radikal, sondern griff auch elementar in das evolutionäre Geschehen auf dem Steinplaneten Erde ein, denn das Leben auf diesem Planeten Erde folgt den rationalen Vorgaben der Evolution in Anpassung auf die sich stetig verändernden Bedingungen des Lebensraumes, dem alles Leben auf dem Planeten Erde unterworfen ist - bis auf eines - dass des Menschen. Er ist längst in der Lage entgegen allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Beweisen das vorhandene mechanisch-physikalische Erdenbild im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf zu stellen - bis hin zur völligen physischen Vernichtung des Planeten und seiner eigenen Spezies. So etwas hatte es in allen Universums, Galaxien und Sonnensystemen zu keiner Zeit an keinem Ort jemals gegeben. Das nicht Vorstellbare, nicht für möglich Gehaltene war geschehen und ein Wesen scheinbar zur dominanten Spezies auf diesem in habitabler Zone rotierenden Kreisläufer mit Namen Erde um eine immerwährende Licht- und Wärmequelle mit Namen Sonne gemacht. Diese Entwicklung geschah schleichend, nicht unsichtbar, aber dennoch mit einer für die bislang erfolgten natürlichen Perioden, die sich über Hunderte Millionen Jahre erstreckten, in beeindruckender, ja beängstigender Geschwindigkeit, welche den anfänglichen Startschwierigkeiten dieses Wesens durchaus den Anstrich kurios-originell gefärbter Verhaltensmuster eines Varieté Clowns überstreifte, unter dem jedoch eine bösartige Kreatur zu einem kannibalischen Allesfresser mutierte, der, als seine schreckliche Gesinnung offensichtlich wurde, den Planeten Erde in einem Netz aus Gier und Angst gefangen hatte, aus dem es - so die Einsicht nicht nur der Zwölf Apostel - keinen anderen Ausweg mehr gab als das Armageddon. Wie konnte es im Gefüge der Evolution, in der Matrix der Reproduktionsordnung eine derartige Fehlleitung geben und - warum wurde diese Fehlleitung nicht beizeiten schonend korrigiert - auf das zehnfache an Zeit gedehnt? Die Suche nach möglichen Fehlerquellen im Meer der Millionen an Lichtjahren wäre eine Sisyphos Arbeit, die selbst der Zusammenschluss aller Ligen der Zwölf Apostel schwerlich erfolgreich zu leisten in der Lage wäre. Was tun - vor allem pragmatisch, konzentriert und zeitlich eingrenzbar, um so die etwaigen Erfolge zu sichten und die Maßnahmen entsprechend anzupassen? Es gab bereits einmal ein „Reinigungspogrom - eine Strafmaßnahme“ - besser bekannt als Sintflut, angeordnet vom obersten Chef daselbst, allein die Erwartungen ließen nach Hundert und einer Generation nur den einen Schluss zu, das der Mensch von Geburt aus extrem anfällig ist für das Böse - eine Mutation, die im Evolutionsplan der Genese so nicht vorgesehen war. Bei einer auftretenden Krankheit erfolgt die Untersuchung durch den Mediziner - der auch die Diagnose stellt, wenn nicht allein, dann zieht er Kolleginnen oder Kollegen zu Rate. Danach wird eine Therapie vorgeschlagen - Medikamentös oder stationär, je nach Art der Erkrankung und Dauer des Genesungsablaufs. Die operative Entfernung erkrankter Körperregionen stand praktisch als letzte Option der klassischen Schulmedizin zur Verfügung, was natürlich die parallele Anwendung anderer Heilmittel und Genesungsmaßnahmen nicht ausschloss. So weit so gut - Praxis geht vor Theorie. Im Falle des Steinplaneten Erde waren die Damen und Herren in der obersten Liga wohl ein wenig zu euphorisch im Hinblick auf ihre neueste Schöpfung eines Hominiden, anzusiedeln in den Wäldern dieses Planeten als Baumbewohner, wo er sich seiner genetischen Bestimmung gemäß von allem nähren sollte, was die Bäume der Wälder an Früchten hergaben - und das war eine Unmenge an Nahrung, wodurch zu keiner Zeit ein Mangel auftrat, mithin ein entscheidender Grund dafür, dass diese Hominiden ihren angestammten Lebensraum nicht verlassen würden, denn das Nahrungsangebot in den schier endlosen Wäldern ließ die „neue Art“ in kleinen Gruppen umherstreifen, jedoch zum Abend hin in den Baumkronen geeignete Schlafplätze aufsuchen, in denen sie ihre Schlafnester einrichteten. So hätte es weitergehen können alle Tage, die weitere Entwicklung allein der Genese überlassen, wären die „obersten Chefs und Chefinnen“ nicht der Idee aufgesessen, ähnliche Arten in den parallel Universums „anzusiedeln“ - eine wohlgemeinte Maßnahme zur Erweiterung der Artenvielfalt, welche die Familie der Primaten durchaus positiv ergänzen könnte. Das einzige was sich erweiterte - allerdings nicht positiv - war die Entwicklung jener Hominiden Art, die sich im Laufe der Genese als Erdlinge profiliert und auf Erden positioniert haben, und zwar als das „Größte Raubtier“ aller Zeiten. Die Vorstellung, dass es auf den millionenfachen Exoplaneten in den zahllosen Sonnensystemen in ebenso unzähligen Galaxien und Universums und Dimensionen eine Art gibt, die eine ähnliche Entwicklung durchlaufen hat wie die jener auf der Erde, ließ die Liga der Zwölf Apostel in fast schon albtraumhafte Reaktionen und Maßnahmevorschläge abgleiten, wie am effizientesten und nachhaltigsten dieser „Bedrohung“ und „enthemmten Verbreitung“ dieses Hominiden begegnet werden könnte. Da alle Zeitreisenden von der Basis bis zur obersten Ebene auf die Grundsätze ethischer Moralvorstellungen und der konsequenten Handhabung und Durchführung ihrer philosophischen Wertmaßstäbe „vereidigt“ waren, musste zunächst eine „Bestands- und Entwicklungsanalyse“ durchgeführt werden und genau festzustellen, wo und gegebenenfalls in welchem Umfang, sich eine ähnliche Genese vollzogen hatte oder diese im Begriff war sich zu etablieren. Danach musste entschieden werden, wie diese Entwicklung sanft und langfristig zu korrigieren ist. Darüber vergingen nach der kalendarischen Zeitrechnung der Erdlinge einige Jahrhunderttausende, was aber die Zählebigkeit und Erfindungsfähigkeit dieser neuen Art verstärkt antrieb, so dass es ihr möglich war sich selbst extremsten Klimaänderungen anzupassen. Die Maßnahmen der „Obersten Liga der Zwölf Apostel“ verfehlten ein um das andere Mal ihr eigentliches Ziel, was auch im Laufe der nachfolgende Jahrzehntausende, keine wesentlichen Änderungen hervorbrachten. Erst die Verballung und Vermassung der Menschen in riesigen urbanen Konglomeraten schuf die Voraussetzung - die Basis für Epidemien und letztlich Pandemien, die ganze Kontinente bis auf eine Handvoll Erdlinge dezimierten. Die Erdlinge des Planeten Erde hatten sich durch ihre Verhaltens- und Lebensweise letztendlich in eine Situation gebracht, aus der es kein Entkommen mehr gab. Was sagte einst der Indianerhäuptling Seattle vom Stamm der Suquamish in einer Rede vor dem Gouverneur des Staates Washington“…wenn alles ausgerottet ist werdet ihr erkennen, dass ihr Geld nicht essen könnt…“. Steht praktisch in jedem Bildungswörterbuch, in jeder Enzyklopädie über Nordamerika und ist Pflichtwissen bei den Regenbogenkriegern, einer Bewegung des 20. Jahrhunderts, als es mit dem Planeten bereits unaufhaltsam abwärts ging. Ein Sakrileg - die Perversion des göttlichen Auftrages und seiner Gebote - jene Worte auf der Rückseite der One-Dollar Note - der sogenannten „Greenback“ mit dem alles sehenden Auge der Vorsehung - „Annuit coeptis - Novus ordo seclorum“ - Es ist unseren Unternehmungen gewogen. Bruder Aramis schüttelte es jedes Mal, wenn das Gespräch unter den Brüdern und Schwestern auf dieses Reizthema fiel. Das ist wie ein Freibrief zu Raub, Plünderung und Piraterie, ähnlich den Kaperbriefen des späten Mittelalters und der Zeiten der großen Seefahrernationen, welche die neu entdeckten Kontinente nach eigenem Gutdünken zu eigenem Nutzen absteckten wie ihre Vorgärten und mit unvorstellbarer Gier und Habsucht ausplünderten, wobei die menschlichen Verluste in diesen Regionen in die Millionen gingen. Die Worte auf der One-Dollar Note der USA stammen übrigens aus dem Epos Änäas von Vergil, der selbiges 40 vor Christus schrieb. Umsonst und aus sich heraus ist Rom nicht zur damaligen größten Weltmacht aufgestiegen. Unterstützt wurden diese Formulierungen von den griechischen Philosophen - so Protagoras, der im 4. Jahrhundert vor Christus jenen berühmten Satz prägte (Zitat „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, derer die sind, dass sie sind, und derer die nicht sind, dass sie nicht sind“). Haben sie etwas anderes verdient - diese Erdlinge? Ist diese Pandemie nicht letztlich das Ergebnis des Handelns einer Population, die nach Milliarden zählt, ein Handeln nach den Maßstäben der Anmaßung, der Überheblichkeit, der Heuchelei, der gnadenlosen Ausbeutung und Räuberei, dem Millionenfachen Mord an unzähligen Mitgliedern ihrer eigenen Art - erbarmungslos, nur um des eigenen Vorteils Willen - selbst die Kinder ihrer Kinder bringen sie mit einem gefühllosen Lächeln um, um sich den Besitz billiger Vorteile zu verschaffen. Was sagte einmal ein berühmter Militärführer und späterer bedeutender Politiker.

„Um ein gutes Kleines zu bewahren kann es notwendig werden, ein weniger gutes Großes untergehen zu lassen.“ Der Plan der Genese ist so rein wie das Licht an einem klaren kühlen Morgen während der Blauen Stunde. Dabei ist die Struktur klar definiert - die Pflanzenfresser nähren sich von Pflanzen jeglicher Art, die Wasserlebewesen von den niederen Formen, die ob ihres Vermehrungsvolumens einen ausreichenden Nahrungsvorrat beistellen. Vögel suchen in der Welt der Gräser, Bäume, der Lüfte und auch im Wasser ihr pflanzliches wie auch tierisches Auskommen. Die Reptilien zu Wasser und zu Lande nähren sich je nach ihrer Konstitution und dem Angebot an Nahrung des Lebensraumes, der für sie bestimmt ist, sowohl vom Fleisch als auch von Pflanzen, zu denen auch die Früchte der Pflanzen zählen. Die Fleischfresser - in allen Lebensräumen zu finden, nutzen das überzählige Nahrungsangebot zum eigenen Erhalt ihrer Art - nicht mehr und nicht weniger, was letztlich die Garantie für das Gleichgewicht des Lebens in seiner Gesamtheit bedeutet. Diese von allen respektierte Garantie hatte mit dem Auftreten jenes Erdlings, den wir allgemein Homo Sapiens sapiens nennen, aufgehört zu bestehen, sie wurde von jenem „über Nacht“ auftretenden zweibeinigen Wesen als Alleinvertretungsanspruch und Herrscher über den Steinplaneten Erde und alles was auf ihm gedeiht oder an mineralischen Vorkommen wertig ist dahin gehend ausgelegt, dass er auf Gebot von höchster Stelle dazu bestimmt ist,sich diese Erde untertan zu machen, sie seinem Willen zu unterwerfen, sie in letztlich räuberischer, ausbeuterischer und mordlüsterner Manier in den Untergang zu führen. Der Zeitpunkt, wo der Scheitel zwischen Überleben und Vernichtung durch eigene Hand gestellt wird, ist längst erreicht - es bleibt im Grunde nur noch die Frage nach dem Wie und Wann, wenn denn diese Antworten noch für eine abschließende Stellungnahme von Bedeutung sein sollten, was sie in keiner Weise sind - denn das Armageddon kennt nur ein Ziel und somit eine Antwort. „Si vis Pacem - Para Bellum“ - Wenn du den Frieden willst - bereite den Krieg vor“, so sagt es ein antikes lateinisches Sprichwort aus der Zeit der Cäsaren. Clausewitz formulierte es dem modernen Zeitgeist gemäß geschmeidiger und angepasster „Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ So soll man es schreiben - so wird es geschehen. Es gibt keine andere Möglichkeit mehr, die Erdlinge und der Steinplanet Erde mit allem was derzeit auf ihm lebt und gedeiht wird sich selbst, dem Virus Covid 19, seinen Mutanten und somit dem Untergang überlassen. Dem Wahnsinn eine Gasse - welcher Dämon hat sich die orientierungslos über den Planeten Erde stampfenden Zweibeiner Horden gefügig gemacht, sie unter seinen höllischen Willen gezwungen? Werden wir nicht sehenden Auges zu Helfern und Mittätern an dem was kommt? Die Erdlinge, sie selbst nennen sich Menschheit und gebrauchen Abwandlungen dieses Begriffes zu fast jedem Anlass und jeder passenden Gelegenheit - würden sie doch nur Ansatzweise diesen Gebetsmühlenartigen Wiederholungen globale Taten folgen lassen, die diesem Anspruch gerecht werden. So aber sind diese Erdlinge zu einer Population von Enddarmbewohnern verkommen, die alles und jegliches unternehmen, um sich und ihres Gleichen Vorteile zu verschaffen, und seien sie auch noch so bedeutungslos. Die Gier nach Besitz und Macht hat sie allen philosophischen und humanen Ansprachen gegenüber immun gemacht. Es ist das Verhängnis des Menschen und letztlich sein Untergang, dass er vergisst. Bruder Aramis schluckte oder versuchte es, allein die Trockenheit seines Halses verlangte dringend nach Feuchtigkeit, wollte er nicht durch seine festklebende Zunge in seinem Racheninneren in Erstickungsnot geraten. Rasch griff er nach einer Flasche Mineralwasser, die zu Dutzenden auf den Tischen vor den Arbeitsplätzen der Brüder und Schwestern in gekühlten Spendern bereit standen. Durch die angelehnte Bibliothekatür drangen leichte Schrittgeräusche in den Innenraum, wo gleich zwölf Schwestern und Brüder sich gegenüber sitzen und ihre Gedanken und Vorschläge zur Pandemie und dem Niedergang des Planeten Erde kundtun werden, zum anderen Grundlegende Maßnahmen diskutieren, die zur gemäßigten Eindämmung der Pandemie führen können - alles war gleitend, nichts festgeschrieben, die Zwölf Apostel begannen beim Ground Zero - dem Nullpunkt.

„Schwester Lydia, willkommen - hier bitte - neben eurer Schwester Lutetia“ wies Bruder Aramis der Glaubensschwester durch Handzeichen ihren Sitzplatz neben der verehrten Schwester Lutetia zu. Ebenso lautlos wie seine Glaubensschwestern begrüßte Bruder Aramis die nachfolgenden Brüder und Schwestern, die allesamt in gemäßer Diskretion in die Bibliotheka eintraten wobei sie es nicht vergaßen ihrem Bruder Aramis, dem Disputleiter durch Auflegen der rechten Hand auf seine linke Brustseite den gemäßen Dank auszusprechen. Die Kommunikation basierte auf dem Standard Handzeichen „Alphabet“, ergänzt durch Klopfzeichen - mehr leichten Fingertrommeltönen auf der Tischplatte, welche die Verständigung zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in eine akustisch-visuelle Formierung lenkte. Bruder Aramis registrierte die Anwesenheit aller gemeldeten Schwestern und Brüder und stellte zur Zufriedenheit fest, dass niemand seiner Anmeldung fernblieb. Er nahm seinen Platz im Halbrund der Sitzordnung ein, wobei ihm durch seine Namensgebung der Vorteil der Disputleitung oblag, allerdings nur für ein Jahr im Universum jener Galaxie, in dem sich auch das Sonnensystem befand, dem er entstammte. Der oberste Rat residierte im Sternbild LY-Myra 1515, wobei auch hier ein kontinuierlicher Wechsel der Örtlichkeit erfolgte, allerdings nach einem Ablauf von drei Universumszyklen, die dem Intervall der Primzahlenreihe folgte, die sich ohne Wiederholung in sich selbst in die Unendlichkeit fortschrieb - eine geniale Einrichtung die sich seit Jahrmilliarden bewährte und keine Veränderung erforderte, nur um der Skalierung der Bezifferung ein anderes Aussehen zu verleihen. Nachdem die Anwesenheit der Schwestern Lutetia, Lydia, Barbareta, Anglouieme, Karinata und Hildegardis sowie der Brüder Aramis, Geronimo, Vincenzo, Oktavius, Bernardus und Mastroianus festgestellt wurde, machte sich Bruder Aramis die entsprechenden Notizen in sein Logbuch, aus dem er später die Protokollniederschrift und Beschlussfassung in mehrfacher Ausfertigung erstellen würde, die alle Anwesenden Personen nach Abschluss der Veranstaltung erhielten. Darüber hinaus waren alle Teilnehmer im eigenen Interesse gehalten sich eigenständige Notizen zu machen, zumal die Dramatik und Gewichtigkeit des Themas sich mittlerweile aus der dritten Dimension heraus in die benachbarten Dimensionen verlagert hatte und hier gleichfalls zu Veränderungen im Harmonierhythmus der Galaxien und der in ihnen eingebundenen Sonnensysteme führte. Machte es somit noch Sinn über den weiteren Ablauf des Untergangs des Steinplaneten Erde zu debattieren? Sollte der Planet Erde ohne die Erdlinge weiter bestehen? Sollten die Erkenntnisse aus der Fehlentwicklung in der Genese zu einem überarbeiteten Denk- und Strukturmodell Anlass geben - einen „guten Menschen“ erschaffen? Bruder Aramis schüttelte den Kopf ob dieses interstellaren geistig-genetischen Eintopfes, sollte es denn rein theoretisch soweit kommen, es nur ein winziger Schritt wäre zu dem, was ein Volk auf diesem Planeten vor rund neunzig Jahren in die Eugenik und letztlich in den Rassenwahn führte, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen. Nein - Nein, Bruder Aramis wehrte sich entschieden gegen jegliche Art dieser Gedanken, allein schon die Diskussion zu diesem Thema in der Liga der Zwölf Apostel, vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar, ließen ihn keine gute Entwicklung befürchten. Braute sich da ein „Königsmord“ zusammen? Oder litt er ob seiner Lichtjahrelangen Erfahrung an altersbedingter Paranoia, verursacht durch die schier endlosen Rasereien von einem Wurmloch zum anderen, das schon so manchen Zeitreisenden in den frühzeitigen Ruhestand versetzte. Er schmunzelte ob dieser Vorstellung und wusste sich in seinen Überlegungen der Unterstützung seiner ehemaligen Geliebten - Schwester Lutetia sicher - eine charakterfeste, attraktive Glaubensschwester mit messerscharfem Verstand, der man schon öfters den Wechsel in die oberste Etage der Liga Konföderation anbot - worüber sie sich geehrt fühlte, aber ebenso freundlich lächelnd dankend ablehnte.

Der Bote

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