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Valeria Dernikowa - oder doch Natalie?
ОглавлениеNa endlich, da war sie ja, die Frau aus Gilbert Becaud‘s Schmachtlied „Natalie“, des Monsieur Hunderttausend Volt (Zitat), welche ihm die kalten russischen Winternächte im Nobelhotel „Zarengold“ angenehm wärmte - und dann eines Morgens - wie durch Zauberhand verschwunden war - nur mit einem zarten Kuss auf dem Briefumschlag des Hotels - Natalie…
„Bitte kommen Sie bis nach vorne - bis in die ersten Reihen - das macht die Konversation einfacher - nehmen Sie auf den Stühlen vor den Tischen platz - Ihre Namenschilder sind vorbereitet - das dient dem Kennenlernen und der direkten Ansprache. Auf den Tischen vor Ihnen befinden sich Mikrofone mit Gegensprecheinrichtung - einschalten am Fuß unten links - der grüne Knopf - dann können Sie sprechen, fragen oder antworten. Der rote Knopf rechts beendet ihre Anfrage oder Antwort. Bitte nur ansprechen, fragen oder antworten, wenn der grüne Knopf leuchtet, bei blinkendem Rotlicht ist keine Ansprache oder Anfrage möglich, da dann der Diskussionsleiter spricht. Das Headset wollen Sie bitte aufsetzen, ich spreche in russisch aus Gründen der Gleichbehandlung, übersetzt wird simultan live in englisch, französisch, chinesisch, japanisch, deutsch und italienisch. Danke für Ihr Verständnis. Wir kommen gleich zum organisatorischen Teil, da die Georgi Schukow noch heute gegen 20.00 Uhr ausläuft, mithin stehen Ihnen und uns noch vier Stunden für das Bekanntmachen, die Pass- und Visaformalitäten und das Einchecken auf der Georgi Schukow zur Verfügung. Mein Name ist Valeria Dernikowa, und ich bin Ihre Ansprechpartnerin an Bord der Georgi Schukow in allen organisatorischen Fragen. Ich bedanke mich bei Ihnen allen dass Sie hier in Murmansk sind, freue mich sehr auf unsere internationale Zusammenarbeit und bitte Sie nun um Ihre Aufmerksamkeit. Herzlichen Dank an Sie - ach - noch auf ein Wort, an den Getränken auf ihren Tischen dürfen sie sich gerne bedienen“ beendete Valerie Dernikowa den wohlklingenden Fluss ihrer mehr als freundlichen Ansprache an fünfzehn Personen der Marine-Saal Gruppe, den Forscher und Forscherinnen, Medizinerinnen und Medizinern, Thermalgeologinnen und Geologen, die von ihren Instituten, Universitäten und Regierungen in den Nordatlantik und das angrenzende Eismeer an Bord der Georgi Schukow geschickt wurden, um in der Tiefsee nach Dingen zu suchen, die noch geheimnisumwitterter waren als die Eingangs Codes in Fort Knox. Im Saal der U-Boote saß die Fernost Gruppe mit mindestens elf Teilnehmerinnen und Teilnehmern, soviel ließ sich jetzt schon mit Bestimmtheit sagen. Sechs Landessprachen wurden genannt, das wären mindestens vier Teilnehmer-Teilnehmerinnen pro internationalem Team plus die Russen, aber dann würden die Russen mit nur einem Kollegen ins Rennen gehen - kaum vorstellbar. Aus meiner Erfahrung bei internationalen Veranstaltungen in Sachen Erforschung der arktischen Regionen und der Tiefsee wusste ich, dass die Russenteams stets die meisten Wissenschaftler vor Ort antreten ließen, was ohnehin von ganz oben dirigiert wurde, darüber war sich jeder Teilnehmer auf dieser Expedition im Klaren. Mithin dürfte unser internationales Team mindestens einunddreißig Personen stark sein, was hinsichtlich der Kabinenkapazität der Georgi Schukow keinerlei Probleme bereitete. Ich setzte das Headset auf und sogleich kehrte eine beruhigende Stille ein, die mich gegen das unausrottbare Gemurmel der Kolleginnen und Kollegen aus noch sechs Nationen abschirmte, die sich wie auf jeder anderen Veranstaltung - gleich welcher Art weltweit - ungemein wichtige Dinge zu erzählen hatten, die nicht bis zur Pause oder Ankunft an Bord der Georgi Schukow warten konnten. Routinemäßig betätigte mein rechter Zeigefinger den Schaltknopf Headset hear on germany, und schon vernahm ich die wohlklingende Stimme einer zweiten „Natalie“ vielmehr Kollegin von Valeria Dernikowa, die uns noch um ein wenig Geduld bat, bis alle Teilnehmer gesteckt hatten und die Simultan Übersetzer den jeweiligen Landessprachen zugeteilt waren. Das übliche Prozedere, welches ich während meiner journalistisch-wissenschaftlichen Tätigkeit in den vergangenen fünfzig Jahren schon oft erlebte.