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Zögernd tat er seinen ersten Spaziergang ins Freie. Er versprach sich keine freundlichen Überraschungen davon. Doch die Luft wehte angenehm und ihm deuchte, sie röche nach Lorbeerholz. Man mochte solches auf der andern Seite des Gebirges für ein rasches Herdfeuer nehmen wie anderswo Knickhasel und Fichte. Und Bäume standen blond vor den blaugrauen Schroffen, und eine Wiese war da und spiegelte den milchigen Himmel.

Tidemunt ging an einer Hecke entlang mit der Empfindung, unterwärts aus Schilfrohr zu bestehen. Dann kam auf der andern Seite der Straße ein Tabakladen. Der Duft traf seine ausgeruhten Nerven, noch ehe er sah, woher er kam. Er wartete einen bedrohlich und brutal vorbeifahrenden Lastkraftwagen ab, der schlechter roch, querte den Weg und stellte sich vors Schaufenster. Seine Augen prüften die ausgestellten Zigarrenmarken. Es war nichts darunter von dem, was ihn früher gelockt hätte. Auch sah er sich wildbärtig in der Scheibe. So bleib nur! dachte er: Unkenntlich dir selber und andern, der du versagt hast mit allem, was du bist und kannst! ...

Mit bitterem Behagen wollte er diesen Sermon noch fortsetzen und im einzelnen belegen, wurde aber abgelenkt, da in der gleichen Scheibe gespiegelt, sozusagen hinter seinem Rücken, eine Gestalt auftauchte, die ihm bekannt schien. Ehe er sich aber schwerfällig umgedreht hatte, war sie schon auf der Straße vorüber und vom nächsten Vorgarten verdeckt. Dieser Mensch hat doch damals auf einer Art Flöte geblasen, dachte er, und eine sonderbare Erregung ergriff ihn. Und auf einmal wußte er, warum er den Nonnenschwestern im Hospital allen so forschend und enttäuscht ins Gesicht und auf die Figur geblickt hatte. Diesmal aber war der Flötenbläser ohne Begleitung gewesen. Tidemunt machte ein paar mühsame Schritte.

Da hinten ging der Mann, seemännisch gekleidet, und ein Schimmer roten Bartes wehte über die knochige Schulter. Aber nichts war von jener sanften Musik von damals zu hören. Von damals? Von wann und wo denn eigentlich? Und was für eine Musik war es gewesen, und was hatte die zarte Erscheinung neben diesem dürren Janmaaten doch noch gesungen ...?

Tidemunt stand grübelnd. Automatisch langte seine Hand ins Jackett, wo früher die Zigarren in derber Lederhülle aufbewahrt gewesen. Nun war dort nichts als die Brieftasche. Er wandte sich wieder dem Tabakladen zu, aber die Neigung, etwas Minderes zu versuchen, als er früher geraucht, verflog im Umwenden. Dann sah er, wie hinter der Ladenscheibe ein Plakat aufgehängt wurde; er erkannte das Wort „Konzert“ und fand sich nähergezogen. Er las die Einladung zur Besichtigung der Schloßbeleuchtung auf der Insel Herrenchiemsee ... Dreitausend Wachskerzen ... Kammermusik ... Er las den Satz: Es spielt das Münchner Quartett mit Berta Förl-Tidemunt als Gast ...

Die Sonnenflöte

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