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Tidemunt riß die Schublade vollends heraus, darin er den „munteren Trödel der unweißen Unschuld“ zu sammeln pflegte. Er hegte es dort als Speicher für die kleinen häuslichen Geschenke, wie er sie hafenlängs bei den Althändlern als vertanes Seemannsangedenken aufstöberte, zumeist keine wertvollen Stücke, sondern für den Fremdenverkehr ferner Küsten zurechtgedrehtes billiges Zeugs und dennoch nicht ganz der Ursprünglichkeit entkleidet, Abbild des Dämonischen zu sein und der Beschwörung zu dienen. Es ärgerte Tidemunt, sich dieser allzu privaten Sammlung eben geschämt zu haben, und er schüttete den ganzen Krempel in den Papierkorb.

Dabei fauchte er des öfteren: „Ich gebe nicht nach!“ Doch indes er dieses gegen die Wände hervorstieß und die hastige zerklirrende Melodie der Geige sich darunterschob, krampfte sein Eingeweide sich übel zusammen. Und als er nun gar in den Modellsaal stürmen wollte, wo auf riesiger Platte in reizvoller Akribie die plastische Darstellung der neuen Hafenanlagen aufgebaut war, und er sich mit seinen Fäusten darauf zu stürzen gedachte, schlug er an der Tür jäh rücklings zu Boden.

Im Nu aber war er wieder auf den Beinen. Verdutzt taumelte er an seinen Arbeitstisch zurück, sank auf einen Hocker. Ich bin plötzlich ohnmächtig geworden, dachte er. Das ist mir noch nie passiert. Er horchte, ob etwa der Hausmeister den peinlichen Aufschlag bemerkt habe. Es blieb aber alles still. Nur der Lärm der nächtigen Stadt drang von fern durch die Vorhänge der Fenster, verging und schien entsetzlich anzuschwellen, zugleich mit einem schraubenden Schmerz unterm Zwerchfell. Tidemunt krümmte sich vornüber, lag hingepreßt über die verwirrten Pläne. Die Höhlungen und Gefäße seines Körpers, bis dahin wenig bedacht, kündigten an, daß sie nicht lange mehr geneigt sein würden, bei weiterem Mißbrauch den überlasteten Kräften zu dienen.

Die Sonnenflöte

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