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Tidemunt ging wieder hinauf. Er meinte keinen Schmerz zu spüren. Der Zigarrendunst im Wohnzimmer war gemischt mit dem süßlichen Juchtenduft, den sie als Parfüm liebte. Tidemunt stieß das Fenster auf, blickte über die Dächer auf den nächtigen Hafen. Der Reigen der festen und wandernden Lichter dort und deren Spiegelungen, die Konturen der Kaianlagen, Schuppen, Höfte, Molen, Stege, Silos, Kräne und Speicher, das war seine Welt. Er spähte in das ziehende, vom Hafenabschein entzündete Nachtgewölk gen Westen, wo hinter dem Rumor der Werften der Strom ins Breite graute. Dort hinten lag das neue Gelände seiner Planung. Er vermeinte, das Gestöhn der Bagger schon zu vernehmen, die dort in wenigen Tagen anfangen sollten, die neuen Hafenbecken in die Sände und Uferwiesen zu fressen.

Lange stand er da. Schlotqualm beizte herein. Aber hindurch wehte ein Hauch der erwachenden Heidewälder von jenseits des Stromes. Der Wind kam über Süd, noch kühl, als komme er weither von verschneiten Gipfeln. Und diesem Wind entgegen nun knatterte ein Fernzug über die Elbbrücke. Tidemunt dachte es und sah seine Frau im Gespräch mit dem Schlafwagenschaffner. Sie bestellte sich einen Sauerbrunnen und sagte dann dem kleinen Lorns gute Nacht. Ja, gute Nacht! Gute Nacht! ... Tidemunt meinte, das Geräusch der Räder und Geleise trotz des Hafenlärms zu erkennen. Es klang wie eine Salve, die gegen ihn gerichtet war, gegen das in ihm, was er so lange Jahre als unabänderliche Gemeinschaft, als Glück und als Liebe, als ein Beständiges empfunden hatte, als ein geheiligt Gewohntes, das einer Bestätigung nicht bedurft.

Die Sonnenflöte

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