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Sir William darf nicht sterben.

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Und immer blies noch der Wind, zäh brausend, nach Langusten und Lemonen duftend, Wind der Adria. Grund genug, die festliche Illumination der Stadt hinauszuschieben. Man glaubte schon, dass man die Kosten sparen wolle oder könne. Die Königin war jedoch noch nicht fort. Sie lag zu Bett — Nachwirkungen der Reise — und war so krank fast wie Sir William. Doch eher als er erhob sie sich und ging zu der San-Pietro-Kirche, um Gott für mancherlei zu danken und zu bitten. Und wie das Volk so ist, wenn Höhere noch Höheren sich neigen, es jubelte begeistert.

Doch der Hamilton schlug das Gewissen. Wie sollte es sein, wenn ihr Gemahl schon auf der Reise starb? Mit Trauerkleidern macht man schlecht Empfänge, der Rausch des Ruhmes verhält sich vor den Witwen, Festen hat man fernzubleiben, essen darf man wenig, trinken nichts, Attitüden, Gesang sind unmöglich, die freimütige Begleitung, die Vertrautheit, das enge Seite an Seite mit Nelson müsste sofort gegen jeden Ton sein und vorbei: „Mein Gott, du darfst nicht sterben!“ weinte sie an Sir Williams Lager.

„Du meinst, noch nicht!“ meinte er müde, aber das alte gepfefferte Lächeln ringelte schon wieder in wenigstens einem seiner Mundwinkel. Und da er Nelson zur andern Seite seines Bettes erkannte, griff es auch auf die andere Gesichtshälfte über, und er sagte mit Anstrengung, da die beim Sprechen sich notwendigerweise stoppende Luft auf seine geschwollene Galle drückte: „Ich werde mich bemühen, Kindlein! Haben wir den guten Jungen Horatio nun schon aufs Land geführt, so wäre es gemein, ihm die Freude zu versalzen, wo er doch kein Salz liebt ausser in der See.“

„Nein!“ lächelte sie unter Tränen: „Eine Verführung in Trauerkleidern können wir ihm nicht zumuten!“

Aber Nelson mochte nicht auf den leichtfertigen Schwung eingehen, obwohl er ihre Gefasstheit bewunderte. Ihm war höllenschwer. Er hatte immerhin eine Frau in London. Und sein Entschluss, Lady Emma gleich nach dem Tode ihres Mannes als sein Eigentum zu erklären, stand fest bei ihm wie ein Bugsprit bei Windstärke eins, mochte die Welt knistern wie sie wollte.

Aber es war ihm auch honigklar, dass dies Unterfangen, verbunden mit der bevorstehenden Landreise, etwa so verzwickt sein würde, wie mit einem Krokodil über den Vesuv zu reiten.

In den Zeitungen stand, Freunde Dolomieus, voran der amerikanische Konsul in Messina, hätten durchgesetzt, dass der arme Gelehrte zukünftig als Kriegsgefangener behandelt, aber nicht nach Russland ausgeliefert werden solle. Das Schicksal kam ihnen entgegen. Man hatte schon ganz vergessen, was man einem gewissen Capaci auf dem Schiffe versprochen hatte.

Ob Lord Nelson wisse, fragte Messer: dass man in Hamburg-Altona heimlich französische Kaper ausgerüstet habe, um die Postschiffe Yarmouth–Cuxhaven abzufangen und den ganzen, seit vier Jahren so hübsch laufenden England-Hamburg-Dienst zu unterbinden?

Das wäre der Satan! Er hoffe allerdings, von Hamburg mit einer anständigen Fregatte abgeholt zu werden.

Immer noch riefen am Hafen halbnackte Jollenführer: „Due grossi per vedere le Fregatte moscovite!“ Riefen sie nicht auch seinen Namen? Nein, dem Himmel sei Dank, nicht in Verbindung mit dieser russischen Sechs-Kreuzer-Fregatten-Besichtigung. Und dennoch schade! Keinen Kreuzer für Nelson! Für den Abtrünnigen des Meeres, der an der Mole umherstand wie ein Hosenmatz mit blausilbernen Schiffsjungenträumen.

Die Lady und der Admiral

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