Читать книгу Die Lady und der Admiral - Hans Leip - Страница 31

Fatme.

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Da nahmen alle ihre Sitze wieder ein. Und die Postschwäger stiessen ins Horn und waren froh, dass sie loskamen; denn soeben nahte eine lange Reihe Frachtwagen vom Tal herauf, mit Baumwoll- und Seidenballen, Wein- und Ölfässern beladen. Fatme überliess ihren Kutschbock dem unartigen Viehzeug allein und hockte sich aufs Wagendach zwischen das Gepäck.

Sie lehnte sich an den flachen, harteckigen englischen Sarg und hielt sich an der Harfe fest, die da unter ihrer verschabten Saffianhülle allerlei merkwürdige Töne von sich gab und mit den Grillen um die Wette zirpte. Sie meinte, alte Kinderweisen daraus zu hören, Gesumme von der Muhme hinter Schilfblattwänden und dann das Musikgeplärr hinter den immer verschlossenen Haremsfenstern. Da war es geborgen gewesen. Sie mochte gar nichts zu tun haben mit der weiten Welt. Aber Soldaten waren gekommen, Krieger des Sultans und Sklavenjäger, was wusste sie, und hatten sie durch die Wüste geschleppt als sie noch halb ein Kind war, und hatten sie verkauft auf dem Markte zu Stambul, und sie war an Murad Bei geraten, als er noch ein kleiner Unteroffizier war bei den Janitscharen, und hatte es ganz gut gehabt.

Aber schnell war er emporgestiegen in der Sonne Allahs und war ein Schrecken der weissnäsigen Männer aus dem Westen. Die aber eines teuflischen Tages schlugen ihn, und er fiel in der Schlacht und ward von den Huris hingeführt zum siebenten Paradies, wo die Helden sitzen, gefallen im Kampfe mit den Ungläubigen. Und die ungläubigen Hunde raubten alles, bis in die geheimsten Frauenzelte drangen sie und nahmen, was sie fanden, und zogen zurück durch die Wüste, und einige desertierten und schleppten sie, kleine arme Fatme, Fatuma, mit, dass sie die Sprache spreche des Landes um Wasser und Brot.

Wie kam es denn, dass sie nun wieder durch die Wüste sollte? War es das Ende nicht, dass sie an eine weisse Herrin geraten war, die gut zu ihr war oder böse, sie streichelte oder sie schlug, wie es Allah und ihrem weissen Gott gefallen mochte? Und dass kein Mann mehr Begehren trug nach ihrer schwarzen Schöne?

Rings das Land tot, öde, Gestein, weiss wie Salz in der Wüste. Es war der Karst. Weiss und kahl wie aus bleichen Gebeinen aufgeschüttet.

Herr Andersson kroch fröstelnd neben Herrn Tyson in den Wagen, und die hübsche Zofe nahmen sie als Pastete zwischen sich. Sir William schlief; alle andern druselten vor sich hin in der dumpfen Wagenwärme. Ab und an schrie der Papagei: Avanti! Und die Meerkatze streckte gekkernd den Arm durch die Trallen, um ihm eins zu rupfen, und zog ihn mit einem Schmerzensschrei wieder zurück.

Und über allen hockte vergessen die Mohrin und blickte in eine wenig einladende Ferne schroff zerborstener Bergzacken, von denen soeben der letzte Sonnenwiderschein in eine endlos kalte Himmelswölbung entglitt. Und ihr Gesicht war uralt.

Man kam über Sessana, über Prewald, nahm einen Imbiss im Wirtshaus zu den drei Schwestern, über die und deren geistlichen Tröster Seume so erquickend berichtet, als er ein Jahr später auf der Wanderung nach Syrakus einkehrte.

Schief und dunstig stieg der Mond herauf, letztes Viertel. Man würde etwa mit Neumond in Wien einrücken. Das schien nicht ungünstig, und die Betrachtung darüber munterte Sir William sonderbar auf, so dass er, als man spät in der Nacht Adelsberg erreichte, sich sogar noch fähig erwies, eine Gesteinsprobe zu betrachten, die Gaetano pflichtbewusst unterwegs aufgesammelt hatte.

„Tonschiefer mit proletarischem Marmordreck. Unmögliches Zeug!“ erklärte er. Dieser kernige Ausspruch deutete auf Gesundung. Und alle freuten sich.

Die Lady und der Admiral

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