Читать книгу Die Lady und der Admiral - Hans Leip - Страница 42
Die grossartige Passstrasse,
das freundliche Kärnten.
ОглавлениеDa knallten die Postknechte mit der Peitsche, die Bremsblöcke waren angedreht, das Hündchen bellte, der Papagei schrie: „Avanti!“ Die Meerkatze knickerte. Und hü, holdrio und rumpumpel ging es abwärts zum Gasthof „Deutscher Peter“, wo man nachmittags gegen vier Uhr hielt. Die Postillone und die Pferde stillten ihren Durst und erleichterten sich, welch gutem Beispiel man folgte und auch etwas ass.
Und weiter ging es, und die Gegend wurde schöner, gewaltig schwangen die Brücken über die Schlünde, Giessbäche erschäumten, liebliche Blicke in Seitentäler eröffneten sich uns zu fernen Berghäuptern. Felsen und Matten wechselten, Hammerwerke, Heide. Rosa blühte der Buchweizen um ein kleines Dorf. Man trank Ziegenmilch. Eine kleine Kapelle, ein munter aufgeputztes Hochzeitspaar mit Hirtenbuben, die auf groben Flöten bliesen ... Flog vorüber, vorüber. Avanti!
Ein Kunstwerk, diese hohe Passstrasse! Und selbst Sir William, der sie schon kannte, allerdings bei schlechtem Wetter, fand sie grossartiger als die Bochetta von Novi nach Genua, höher als die Apennindurchfahrt bei Tolentino und Moncerata, romantischer als Nordwales und besser als alles in der Schweiz.
Und die drei Wagen, die tiefrote englische Kutsche und die gelb und schwarzen Thurn- und Taxisschen-Postkaleschen leuchteten schön unter den grauen Bergzacken vor den Almen und durch düster hohe Tannenwälder und vorbei an hübschen Landsitzen, Schlössern, Kapellen und Ruinen, an gelbem und an schwarzem Klee über die lange Brücke der Drau nach Kirschtheuer, wo man auf Fräulein Knights Rat zur Probe Kirschen kaufte, doch sie gar nicht teuer fand.
Die Dörfer wurden immer freundlicher und mit ihnen die Menschen. Die Stimmung beflügelte sich. Schon sah man in der Ferne Klagenfurt. Ein See wurde uferlängs passiert. Der Konsul erklärte, es sei der Werthersee, nach dem Haupthelden eines vor ein paar Jahren modernen Buches so geheissen. Bonaparte habe es sogar mit nach Ägypten gehabt. In jenem Schloss dort hinten habe die tragische Geschichte gespielt.
„Weiss ich“, sagte die Hamilton, obwohl sie wenig Ahnung hatte, „der Dichter war mal bei uns in Neapel. Er schenkte es uns. Fräulein Knight hat es wahrscheinlich gelesen. Wir wollen es gleich wieder kaufen.“ Und sie rechnete nach, dass es dreizehn Jahre her sei und erinnerte sich, dass der junge Mann für einen Dichter sehr wohlgepflegt gewesen sei. Aber sie mochte ihn nicht, ihre Wirkung auf ihn hatte sie nicht gross in Erinnerung. Er hatte einen ärgerlich kühlen Blick. Ein Advokatenjunge aus Frankfurt, hatte man ihr gesagt. Klug. Zu klug, um für sehr schöne Frauen in Betracht zu kommen.