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Vera und Jens

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Vera und Jens lagen am Strand in Paguera/Mallorca auf ihren Badehandtüchern und sonnten sich. Priese lag ungefähr 3 Meter neben ihnen, nicht, weil sie sich mochten, sie kannten sich nicht einmal, sondern weil der Strand voll war, und man sehen musste, wo man sich hinlegte. So wurde Priese unfreiwillig Ohrenzeuge von dem, was sich zwischen den beiden abspielte. Erst einmal tat sich aber nichts, sie cremten sich mit Sonnenöl ein, auch Priese und legten sich dann wieder hin. Priese fragte sich schon gar nicht mehr, wie er nach Mallorca gekommen war, er sah neben sich ein kleines Strandtäschchen, nahm es in die Hand und öffnete es. Er fand seine Papiere, Geld und eine Zimmerkarte von einem „Hotel Creta, Paguera“, wie er später erfuhr, hatte es nur 3 Sterne, war aber mit 9.8 von 10 Punkten bewertet worden. Er fand in dem Täschchen auch den „Spiegel“ und begann in ihm zu lesen, um ihn herum lagen die Menschenmassen. Kinder liefen mit Bällen über den Strand und belästigten die Touristen, die einfach nur daliegen wollten. Im vorderen Teil des Wassers drängelten die Menschen, an Schwimmen war kein Denken, außer man schwamm hinaus.

„Das war eine schöne Idee von Dir, Vera, dass wir unseren Urlaub hier in Paguera verbringen!“, sagte der männliche Begleiter dieser Vera, und Priese bekam alles mit, was sie erzählten.

„Lieber Jens, ich habe unseren Urlaub schon seit einem halben Jahr geplant, das musst Du doch mitbekommen haben!“, antwortete Vera. Jens war ein athletischer junger Mann, der braungebrannt neben seiner Vera lag, er trug die Haare an der Seite und hinten kurz, wenn nicht sogar abrasiert, dazu hatte er eine Sonnenbrille von „Ray-Ban“ auf der Nase. Auch Vera war sehr gut gebaut, sie hatte lange schlanke Beine, eine enge Hüfte und einen nicht zu übersehenden Busen, sie trug ihr blondes Haar lang und offen. Sie war mit einem einteiligen Badeanzug bekleidet, der dunkelblau war und ihre hervorragende Figur gut betonte.

„Was hältst Du davon, wenn wir mal ins Wasser gehen?“,fragte Jens und Vera sagte:

„Lass uns noch einen Moment hier liegen, Du kannst leise bis 50 zählen, dann gehen wir!“ Priese las im „Spiegel“ über die zerrüttete Beziehung zwischen CDU und CSU in Berlin und bekam mit, wie Vera und Jens sich plötzlich erhoben und zum Wasser liefen. Priese sah ihnen hinterher und staunte über Jens muskulösen Körper, er sah aber auch auf Veras strammen Po, er konnte nicht anders und widmete sich wieder seinem „Spiegel“. Nach einer Weile kamen die beiden wieder und trockneten sich ab, dann nahm Vera das Sonnenöl und cremte sich und Jens ein, danach legten sich beide auf ihre Handtücher, Händchen haltend.

„Ich liebe Dich“, sagte Vera zu Jens.

„Ich liebe Dich auch“, antwortete Jens, und beide hielten sich dabei in ihrer Lautstärke nicht zurück, sie taten völlig unbekümmert und störten sich nicht daran, wenn ihr Nachbar mitbekam, was sie sagten. So schliefen sie beide ein und hörten nicht den Krach, der sie umgab.

Priese legte seinen „Spiegel“ zur Seite und lief zum Wasser, um sich eine Erfrischung zu gönnen. Als er wieder zu seinem Liegeplatz kam, bot sich ihm ein ganz anderes Bild: Vera und Jens waren in einem Streit verfangen und schrien sich nicht gerade an, aber sie redeten sehr laut miteinander, wieder ohne sich um ihre Strandnachbarn zu kümmern.

„Du bist doch derjenige, der auf Feten immer die Mädchen anmacht!“, rief Vera.

„Ich habe noch nie jemanden auf einer Fete angemacht, solange ich mit Dir zusammen bin!“, antwortete Jens.

„Und was war das letzte Woche bei Karin auf der Fete, als Du mit dieser Petra herum gemacht hast?“

„Das war doch eine völlig unverfängliche Situation, ich habe sie nur gefragt, ob sie eine Freundin von Karin ist, mehr nicht!“

„Und dabei hast Du Deine Arme um sie gelegt und sie an Dich gedrückt!“

„Das behauptest Du!“

„Da kannst Du jeden fragen, der bei Euch gestanden hat!“

„Ich habe keine Lust mit Dir weiter zu streiten!“

„Dann lass uns doch gehen!“, und Vera packte ihre Sachen zusammen und stand auf. Jens machte es genauso, und die beiden verließen den Strand zu ihrem Hotel. Priese, der den Streit natürlich mitbekommen hatte, sah ihnen nach, nahm dann aber seinen „Spiegel“. Er musste zugeben, neugierig geworden zu sein, neugierig zu erfahren, wie sich der Streit zwischen Vera und Jens weiter entwickeln würde. Kurze Zeit später verließ auch er den Strand und lief zu seinem Hotel. Er war mehr als zufrieden mit seinem Zimmer, alles war sauber und gemütlich, und die Leute an der Rezeption waren sehr freundlich. Priese ließ sich auf sein Bett fallen und schloss für kurze Zweit die Augen. Danach stand er wieder auf und ging auf den Boulevard, um ein Restaurant zu finden. Am frühen Abend hatte sich der Strand deutlich gelichtet, und alle waren auf der Suche nach Möglichkeiten, ein Abendessen zu bekommen. Priese landete schließlich im „Restaurant Gaby“ und bestellte sich sein Abendessen. Als er in Ruhe aß und trank und sich so richtig wohlfühlte, hörte er mit einem Mal die Stimme von Vera:

„Wenn Dir unsere Beziehung nicht gefällt, dann lass uns doch Schluss machen!“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme und Jens legte seinen Arm und sie und küsste sie.

„Aber wer wird denn gleich so dramatisieren?“, erwiderte er.

„Ich weiß nicht, was daran Dramatisieren sein soll, ich erzähle doch nur die Fakten!“

„Die aber so nicht stimmen!“

„Dann lass doch einmal die Leute erzählen, die dabei gewesen sind!“

„Die sind aber jetzt nicht hier, lass uns doch vernünftig sein und mit dem Streiten aufhören!“ Vera wurde ruhiger, war aber immer noch sehr in dem Streit befangen und schluchzte, und als auch Jens tröstende Worte nicht halfen, stand sie auf und verließ das Restaurant, Jens folgte ihr. Priese, der wieder Zeuge ihres Streits gewesen war, fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie ihren Urlaub beenden und sich voneinander trennten. Er hatte die ganze Zeit zugehört, worüber Vera und Jens gestritten hatten und widmete sich wieder seinem Essen, das inzwischen kalt geworden war. Er aß es aber auf und zahlte dann, ging den Boulevard auf und ab und lief dann zu einer Bar, in der er zwei Bier trank. Der Abend war lau und es ließ sich prima draußen sitzen und die Leute beobachten.

Als es 20.30 h war, Priese war fix und fertig und wusste nicht wovon, ging er zu seinem Hotel und legte sich ins Bett. Am nächsten Morgen dachte Priese beim Frühstück an seine eigenen Erfahrungen mit Emily zurück, wie sie sich gestritten hatten, dass die Fetzen flogen. Aber sie hatten sich immer wieder geeinigt und den Streit beigelegt. Es kam in ihrer Anfangszeit sehr oft zum Streit, da genügte schon ein geringfügiger Anlass. Nach und nach bekamen sie beide aber ein dickeres Fell, und als die Kinder da waren, konnten sie es sich einfach nicht leisten, sich permanent zu streiten, das wäre bei beiden doch sehr auf die Konstitution gegangen. Bis sie sich so gut wie gar nicht mehr stritten und alles so glatt lief, wie man das eigentlich auch nicht haben wollte. Priese packte seine Badesachen in seine Strandtasche und lief gemütlichen Schrittes zum Strand, er wollte einen faulen Tag verleben.

Als er den Strand erreichte, sah er so früh am Morgen, es war ungefähr 10.00 h, so viele Menschen, die schon alle im Sand lagen, wie er sich das gar nicht vorgestellt hatte. Er steuerte seinen Liegeplatz vom Vortag an und sah dort tatsächlich Vera und Jens wieder, wie sie einträglich dalagen und so taten, als hätten sie nie miteinander gestritten, wieder hielten sie Händchen. Priese legte sich wieder in einem Abstand von ungefähr 3 Metern neben sie und holte seinen „Spiegel“ aus seinem Strandtäschchen. Aber als er anfing, in seiner Zeitschrift zu lesen, hörte er, wie Vera vorwurfsvoll sagte:

„Jens, Du hast das Sonnenöl vergessen!“

„Wieso ich“, fragte Jens zurück, „Du hättest doch auch an das Sonnenöl denken können, gestern hast Du es im Hotel eingepackt, also bin ich davon ausgegangen, dass Du auch dieses Mal daran denkst!“

„Also einer von uns beiden muss wohl oder übel noch einmal zum Hotel zurück und das Sonnenöl holen“, sagte Vera, „und das solltest Du machen, denn Du hast das Sonnenöl vergessen!“

„Also gut, ich gehe noch einmal los“, antwortete Jens, stand auf und lief noch einmal zum Hotel zurück. Priese betrachtete in der Zeit von Jens Abwesenheit Vera, wie sie sich auf ihrem Badehandtuch breitmachte. Er schätzte sie auf 25 Jahre, genau wie Jens, die beiden schienen noch am Anfang ihrer Beziehung zu stehen, so heftig und intensiv sie sich stritten. Als Jens wieder zurück war, nahm Vera das Sonnenöl und cremte zuerst Jens und dann sich ein. Jens nahm Veras Hand und umschloss sie mit seiner, immerhin schienen die beiden Frieden miteinander geschlossen zu haben. Priese stand auf und lief zum Wasser, wo sich schon Unmengen von Menschen tummelten. Er lief ein Stück hinein und schwamm dann ins Tiefe, er genoss die Erfrischung doch sehr und schwamm ein Stück hinaus.

Als er zu seinem Liegeplatz zurückgekehrt war, sah er Vera und Jens miteinander schmusen. Beinahe wäre er geneigt gewesen, sie zu ihrem Friedensschluss zu beglückwünschen, ließ das aber natürlich, er las stattdessen in seinem „Spiegel“ und ließ sich die Sonne auf den Körper scheinen, bis er seine Augen schloss und einschlief. Er fiel in einen Traum, in dem er mit Emiliy zusammen war und mit ihr stritt, er wusste nicht mehr, worüber, jedenfalls versöhnten sie sich wieder und schmusten hinterher miteinander. Dann wurde er wieder wach und sah, wie sich Vera und Jens küssten und streichelten.Jens fuhr mit seiner Hand über Veras Rücken und sie ließ es sich gern gefallen, von Jens gestreichelt zu werden. Sie strich über Jens Kopf und blickte verträumt in den blauen Himmel. Priese wollte kein Voyeur sein und wandte seine Augen von den beiden ab. Er freute sich im Stillen, dass die beiden wieder zueinander gefunden hatten, er hatte keine Erklärung dafür, denn schließlich kannte er Vera und Jens nicht. Am Vortag am Strand und am Vorabend im Restaurant stand ihre Beziehung auf der Kippe und Priese hätte nicht darauf gewettet, dass die beiden zusammenblieben.

Sicher hatten sie sich in ihrem Hotel ausgesprochen und geeinigt, der Vorwurf, dass Jens sich an fremde Mädchen heranmachen würde, musste ausgeräumt werden und Jens hat Vera wohl von der Falschheit ihres Verdachtes überzeugen können. Priese stand auf und lief zum Wasser, er wollte lange draußen schwimmen, wenn er sich an den Menschenmassen vorbei gekämpft hätte.

Priese ist Zeuge eines handfesten Beziehungsstreites geworden, der dann ein gutes Ende fand. Vera und Jens waren ihm auf Anhieb sympathisch, er konnte gar nicht sagen warum. Einer intakten Beziehung haftet etwas Gutes an, wahrscheinlich war es das, was Priese so gefangen nahm. Er erkannte Emiliy und sich in den beiden wieder, exakt die gleichen Verhaltensmuster, wie sie sie damals auch gezeigt hatten. Dass er sich auf Mallorca eingefunden hatte, um die beiden zu beobachten, dafür hatte er keine Erklärung. Für Vera und Jens war es in diesem Augenblick der Hauptsinn ihres Lebens, ihre Beziehung aufrechtzuerhalten, und dafür taten sie alles. Ihr Urlaub, der abrupt beendet zu werden drohte, fand seine Fortsetzung und Vera und Jens verbrachten friedliche 2 Wochen in Paguera.

Priese

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