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In Shanghai, Peking und Xian
ОглавлениеEine kurze Zeit später wachte er auf einer Bank am Bund mitten in Shanghai auf und sah sich unter tausenden von vorbeiströmenden Menschen. Er war gleich präsent und dachte nicht eine Sekunde daran, wie er nach Shanghai gekommen war und was er dort sollte, vielmehr fühlte er sich bei der angenehmen Temperatur pudelwohl. Er saß direkt am Huang Po und blickte auf den gegenüberliegenden Oriental Pearl Tower. Die Uhr am Kiosk neben ihm zeigte 14.15 h und er überlegte, dass er sich ein Hotelzimmer besorgen musste, als er sein Handy hörte. Emily war dran und fragte besorgt:
„Wo bist Du denn bloß, wir machen uns zu Hause große Sorgen!“
„Sorgt Euch nicht um mich“, antwortete Priese, „ich bin weit weg, es geht mir gut, ich melde mich, wenn ich wieder da bin!“ Er nahm das Handy und schaltete es aus, dann steckte er es in seine Tasche. Mit einem Mal sah er neben sich auf der Bank einen Trolley stehen. Er traute sich zuerst gar nicht, an den Koffer, um ihn zu öffnen. Aber es saß außer ihm sonst niemand auf der Bank, dem der Koffer gehören könnte, und so nahm er ihn und öffnete seinen Reißverschluss. Er fand in seinem Inneren seinen Pass mit gültigem Visum, Unterwäsche und Kleidung und in einem Seitenfach Yuan im Wert von 500 Euro. Er nahm sich ein wenig Geld, kaufte sich an dem Kiosk etwas zu essen und setzte sich wieder auf die Bank. Er aß ganz gemächlich und beschloss, sich nach einem Hotel umzusehen, das nicht allzu teuer sein und dennoch zentral liegen sollte.
Als er wieder so recht bei Sinnen war, sah er erst einmal, wie viel Abertausend Menschen um ihn herumschwirrten, und er stand auf und nahm seinen Trolley. Die kleinen Rädchen seines Rollkoffers hinterließen ein lautes Rollgeräusch, was aber angesichts des Lärms, der ihn umgab, nicht weiter störte. Preise lief ein Stück in die Fuzhou Road und fragte sich zum „Villas Hotel“ durch, nachdem er vorher wegen des starken Verkehrs von der Fuzhou Road abgebogen war. Das „Villas Hotel“ hatte ihm der Kioskbesitzer am Bund empfohlen. Priese hatte gut und gerne 500 Meter zu laufen, bis er an dem Hotel angekommen war, aber das tat ihm nach der ganzen Herumdöserei ganz gut. Zum Glück war sein Englisch so gut, dass er die Leute und die ihn verstehen konnten. Er belegte in dem Hotel ein Zimmer für zwei Nächte, am nächsten Tag wollte er sich ein wenig von der Stadt ansehen und dazu eine geführte Stadtbesichtigung mitmachen. Am übernächsten Tag wollte er mit dem Bus nach Peking fahren. Die Angestellten im Hotel waren sehr freundlich und zeigten ihm sein Zimmer, das zwar recht klein, aber sauber und mit allem eingerichtet war, was er an Komfort benötigte. Priese stellte seinen Trolley in die Ecke und ließ sich auf das Bett fallen, er lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und fiel in einen leichten Schlaf. Anderthalb Stunden döste er vor sich hin und stand wieder auf. Vor dem Hotel gab es eine Terrasse, auf die er sich setzte und ein Stück Kuchen und Tee bestellte. Auf seinem Tisch lag eine „China daily“, und er blätterte in der Zeitung herum. Geistesabwesend überflog er einen Artikel über das Treffen von Trump mit Kim Jong-un am 12. Juni 2018 in Singapur, aß seinen Kuchen und trank seinen Tee. Er machte an der Rezeption eine Stadtrundfahrt für den nächsten Tag fest und reservierte einen Sitzplatz oben auf dem Doppeldeckerbus.
Sie würden ihn gegen 8.30 h am Hotel abholen, sagte man ihm. Danach ging Priese vor die Tür und merkte schon nach kurzer Zeit, dass er sich in dem Vergnügungs- und Einkaufsviertel der Nanjing Road befand. Es kam ihm alles so europäisch vor und er konnte alle nur erdenklichen Sprachen vernehmen, und er sprach jemanden auf Englisch an, um nach einem guten Restaurant zu fragen. Sofort zeigte man sich ihm gegenüber sehr entgegenkommend und empfahl ihm ein Restaurant nur 3 Minuten entfernt, das „Da Giacomo“ hieß, und Priese bedankte sich für den Tipp.
Es war inzwischen 18.00 h geworden und Priese verspürte inzwischen Hunger, er setzte sich vor das Restaurant nach draußen und wurde gleich nach seinen Wünschen gefragt. Er bestellte sich ein Glas Barolo und die Speisekarte. Da saß er nun bei einem Italiener in Shanghai und beobachtete, wie die Chinesen und andere Nationalitäten ihre Einkäufe nach Hause schleppten und sich dabei lauthals unterhielten, ohne ein Wort davon zu verstehen.
Als der Kellner ihm den Barolo hinstellte, bestellte er eine „Pizza Quattro Stagioni“, wie er sie auch zu Hause beim Italiener immer nahm. Der Wein schmeckte ihm hervorragend, den bekam er in Kainsfeld auch nicht besser, und er orderte gleich noch ein Glas, als der Kellner ihm seine Pizza brachte. Die Pizza war superkross und mit allem belegt, was auf eine „Quattro Stagioni“ gehörte, Priese ließ es sich schmecken. Obwohl das Viertel, in dem er saß, von Menschen beinahe überquoll, fühlte sich Priese gut aufgehoben und sehr relaxt. Nach dem Essen zahlte er und ging ein paar Schritte weiter zu einer regelrechten Bierkneipe, vor der man draußen saß und sich die Halben bringen ließ. Priese überlegte nicht lange und setzte sich mit zu den zechenden Biertrinkern, er war gleich willkommen, und alle stießen mit ihm an, als er seinen Halben vor sich stehen hatte. Priese fühlte sich in dieser überbordenden Fröhlichkeit sofort wohl und trank sein tsingtao-Bier, das ihm ausgezeichnet schmeckte und das ihn stark an deutsches Bier erinnerte. Er trank zwei Halbe in der Runde, in der er saß und unterhielt sich auf Englisch mit seinen Sitznachbarn, so gut es ging, und er wurde immer besser in seinem Englisch. Er wurde gefragt, woher er käme und sagte, dass er aus Norddeutschland stammte, mehr nicht. Die anderen waren Australier und Engländer, und sie hatten wohl schon mächtig getankt. Priese gab eine Runde und verließ das Lokal dann wieder. Er stromerte noch ein wenig durch das Nanjing-Viertel und sah die Leute einkaufen, als gäbe es am nächsten Tag nichts mehr. Es war 21.30 h geworden und Priese ging allmählich zu seinem Hotel zurück, er war müde und wollte sich gleich in sein Bett begeben. Am nächsten Morgen nahm er sein Frühstück ein und wartete im Anschluss darauf, zur Stadtbesichtigung abgeholt zu werden, und pünktlich um 8.30 h erschien jemand, der ihn mit dem Wagen zur Sammelstelle brachte, an der die Stadtbesichtigung ihren Anfang nahm.
Es stand eine Menge Leute dort und wartete darauf, in den Doppeldeckerbus einsteigen zu dürfen. In diesem Augenblick dachte Priese, dass es gut war, einen Sitzplatz in dem Bus reserviert zu haben. Nachdem jeder seinen Platz eingenommen hatte, Priese oben auf dem Sonnendeck, ertönte eine Lautsprecherdurchsage auf Englisch, dass die Führung den ganzen Tag bis 18.00 h dauern und um die Mittagszeit ein gemeinsames Essen eingenommen werden würde. Die Busfahrt begann mit der „Alten Straße“ von Shanghai, die früher eine Durchgangsstraße gewesen war, und in der es heute viele Touristenattraktionen und Geschäfte gab. Anschließend ging die Fahrt zum „Yuyuan Garten“, der der größte der alten Gärten Shanghais war und „Ming-“ und „Qingarchitektur“ zeigte. Es gab immer eine kleine Pause und die Touristen konnten aussteigen und sich die Beine vertreten. In der Mittagspause gab es ein Essen, das sich an den europäischen Geschmack anlehnte, aber auch noch viel Chinesisches hatte. Priese mochte das Essen sehr und auch die Touristen, die mit ihm an seinem Tisch saßen, es waren Amerikaner, waren voll des Lobes. Um 18.00 h wurde Priese wieder zu seinem Hotel gebracht und fand, dass er einen guten Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt bekommen hatte. Er machte sich auf seinem Zimmer kurz frisch und ging danach zu dem Italiener vom Vorabend.
Und wieder bestellte er zwei Gläser Barolo und eine „Pizza Quattro Stagioni“. Als er nach dem Essen an dem Bierlokal vorbeilief, saß wieder eine Gruppe von Biertrinkern draußen, und der eine prostete dem anderen zu. Er wurde von der Gruppe aufgefordert, sich zu ihnen zu setzen, lehnte das aber mit einer unmissverständlichen Handbewegung ab, ohne aber unfreundlich zu sein. Er drehte eine Runde durch das Viertel und ging in sein Hotel. Am nächsten Morgen beendete Friese nach dem Frühstück seinen Shanghai-Aufenthalt, zahlte das Hotel und fuhr mit dem Taxi zum Fernbus-Bahnhof. Das war ein riesiges Gebäude mit allen möglichen Busdestinationen, er wollte nach Peking. Die Fahrt nach Peking wurde mit 12-14 Stunden veranschlagt. Priese kaufte sich zuerst ein Ticket und danach an den Ständen etwas zu essen für die Fahrt. Er hatte noch eineinhalb Stunden bis zur Abfahrt des Busses und setzte sich bei dem schönen Wetter draußen auf eine Bank und wartete. Während er die Leute beobachtete, wie sie hektisch ihr Reisegepäck nahmen und ihre Busse bestiegen, verging die Zeit wie im Fluge. Dann endlich war es soweit, er gab dem Fahrer seinen Trolley, der ihn im Kofferraum verfrachtete und setzte sich in den Bus. Der Bus war sehr modern und bot dem Reisenden ausreichend Platz und Komfort. Als es losging, fuhr der Bus zunächst endlos lange durch die Agglomeration Shanghai, bis er die Autobahn nahm und die große Brücke über den Jangtsekiang überquerte. Danach drückte der Fahrer aufs Gas und raste Richtung Peking. Die große Hitze, die sich draußen einstellte, wurde im Inneren des Busses von der Klimaanlage bewältigt.
Es herrschte im Bus eine ziemliche Stimmung, Kinder schrien herum und wurden von den Erwachsenen zurechtgewiesen. Viele holten schon kurz nach der Abfahrt ihre Esspakete hervor und begannen zu essen, den Kindern gab man etwas Süßes, damit sie still waren. Priese nahm von seinem Reiseproviant und aß vor sich hin, als er bemerkte, wie er von zwei Kindern dabei beobachtet wurde. Er griff in seinen Proviantbeutel und holte Schokolade hervor, die Kinder starrten gebannt auf die Süßigkeit. Dann brach Friese jedem Kind ein Stück von der Schokolade ab und gab es ihm. Ohne ihn noch einmal anzusehen rannten sie zu ihrem Platz und waren in den Verzehr ihrer Schokolade vertieft. Priese fiel sogar in einen leichten Schlaf, was er sonst im Sitzen nicht schaffte. Bei Jinan überquerten sie den gewaltigen Gelben Fluss und Priese fing noch einmal an zu essen. Dann aber, am späten Abend, erreichten sie die Hauptstadt, und als der Bus im Busbahnhof zum Stehen gekommen war, machte Priese gar keinen großen Umstände und nahm sich eins er billigen Hotels, die es dort gab. Er buchte an der Rezeption ein Zimmer für 2 Nächte und machte für den nächsten Tag eine Stadtrundfahrt fest. Danach legte er sich ins Bett und schlief sofort ein. Wie auch schon in Shanghai wurde Priese am nächsten Morgen nach dem Frühstück zur Stadtrundfahrt abgeholt und zum Sammelpunkt gebracht. Priese hatte eine Tour gebucht, die den Tiananmen-Platz, die Verbotene Stadt, den Himmelstempel und den Sommerpalast berücksichtigte. Er hatte bewusst auf die Große Mauer und Badaling verzichtet, weil dafür zu viel Zeit gebraucht worden wäre. Auf dem Tiananmen-Platz kam er sich beinahe verloren vor, so riesig wie der Platz war. Er sah die Große Halle des Volkes, das Chinesische Natinalmuseum, das Tor des Himmlischen Friedens und die Gedenkhalle für den Vorsitzenden Mao Tse-tung. Es wurden der Besichtigungsgruppe 2 Stunden für die Erkundung der Verbotenen Stadt gewährt, danach ging es weiter zum Himmelstempel. Auf dem Weg dorthin hielt der Bus an einem Geschäft für Traditionelle Chinesische Medizin, einer Art Apotheke also. Es war für Priese interessant zu sehen, wie die Angestellten für ihre Kunden die Ingredienzien für deren Rezepturen mit kleinen Schüppen zusammenschütteten. Im Himmelstempel beteten die Kaiser früher für Frieden und reiche Ernten. Anschließend nahmen sie ein chinesisches Mittagessen in einem lokalen Restaurant, um ihre Tour mit einem Besuch eines Perlenmarktes und des Sommerpalastes abzuschließen. Der Sommerpalast wurde wegen seiner herausragenden chinesischen Landschaftsgestaltung ausgezeichnet. Die Besichtigungsgruppe hatte 80 Minuten Zeit, den Kumming-See und die Tempel und Paläste auf dem Hügel der Langlebigkeit zu erkunden. Nach 7 Stunden war die Tour zu Ende und Priese hatte Gelegenheit, etwas auf eigene Faust in Peking zu unternehmen.
Er fuhr mit der U-Bahn zur Station „Quianmen“ am Tiananmen-Platz und stromerte ein wenig durch die Gegend. Die Riverside Street, auf der er sich befand, war eine Geschäftsstraße und unterschied sich in nichts von Geschäftsstraßen in Deutschland, wie Priese fand. Er setzte sich vor ein westlich anmutendes Cafe, aß ein Stück Kuchen und trank eine Tasse Kaffee dazu, was vor ein paar Jahren sicher noch nicht möglich gewesen wäre, weil der Kaffeegenuss in China nicht verbreitet war. Um 19.00 h war er wieder in seinem Hotel und ließ den Mann an der Rezeption eine Zugfahrkarte nach Xian bestellen. Der Zug fuhr am nächsten Tag schon um 7.00 h und würde 14 Stunden brauchen. Deshalb machte er nicht mehr so lange. Ihm fiel ein, dass er den Mann an der Rezeption auch ein Hotel in Xian buchen lassen könnte und ging noch einmal zu ihm. Mit einem Anruf bei einem Bekannten in Xian erledigte er die Hotelbuchung, und Priese ging nach dem Abendessen, das er in der Nähe zu seinem Hotel in einem billigen Restaurant zu sich nahm, ins Bett. Er ließ sich am nächsten Morgen um 5.00 h ein Lunchpaket geben und fuhr mit dem Taxi zum Pekinger Bahnhof. Als er gegen 6.00 h am Bahnhof eintraf, stand sein Zug schon am Bahnsteig, und er konnte einsteigen. Er setzte sich auf einen Fensterplatz und machte sich an seinem Lunchpaket zu schaffen. Langsam füllte sich der Zug, und er startete pünktlich um 7.00 h zu seiner 1100 Kilometer langen Fahrt. Zuerst rollte er eine ganze Zeit über Pekinger Stadtgebiet, bevor sich das Häusergewirr aber auflöste und einer zunächst noch flachen Landschaft Platz machte.
Priese verfiel in ein Gespräch mit zwei englischen Touristen, die sich ihm gegenüber gesetzt hatten. Er unterhielt sich mit ihnen und stellte fest, dass sie aus London stammten und eine China-Rundreise machten. Priese stellte sich mit seinem richtigen Namen Hans-Peter vor und sagte, dass er aus Norddeutschland käme, die beiden Engländer sagten, dass sie Mike und George hießen. Während der Fahrt nach Xian entwickelte sich ein Gespräch über alles Mögliche, sie sprachen viel über London, wo Priese vor Jahren einmal mit Emily gewesen war. Um die Mittagszeit gingen Bahnangestellte herum und verkauften Tee und Kleinigkeiten zu essen, danach machte Priese ein Nickerchen, wie die Engländer auch. Als sie wieder aufwachten fragte Mike, der der Rundlichere von beiden war und rote Haare hatte:
„Hans-Peter, was hältst Du davon, wenn wir uns morgen Xian gemeinsam ansehen und anschließend zusammen Bier trinken gehen?“ Priese musste bei Mike´s Vorschlag lachen und gab sein Einverständnis:
„Das ist eine prima Idee, da sitze ich nicht allein in dem Besichtigungsbus!“
George, der im Vergleich zu Mike von geradezu zarter Statur war, nickte mit seinem Kopf. So fuhren sie bis Xian und stiegen aus dem Zug, es war inzwischen 21.00 h geworden, die Sonne schien aber noch.
„Könnt Ihr die Stadtrundfahrt in Eurem Hotel buchen?“, fragte Priese, und die beiden Engländer gaben ihr Okay. Priese gab den beiden den Namen seines Hotels und bat sie, ihn anzurufen. Dann verabschiedete er sich von ihnen und lief zum Taxistand, um sich zu seinem Hotel bringen zu lassen. Dort fiel er ins Bett und schlief gleich ein. Beim Frühstück am nächsten Morgen kam der Mann von der Rezeption und brachte ihm das Telefon:
„Hier ist Mike, George und ich haben für die Stadtrundfahrt alles klargemacht“, und er gab Priese die Adresse des Sammelpunktes. Priese fuhr mit dem Taxi dorthin und traf seine beiden Freunde, sie stiegen in den Doppeldecker und gingen auf das Panoramadeck. Dort setzten sie sich auf ihre reservierten Plätze und stellten die Lautsprecher an. Wie nicht anders zu erwarten war, war der Bus vollbesetzt, bis auf den letzten Platz. Auf dem Programm stand als Erstes ein Besuch der Terracotta-Armee, der sich lohnen sollte. Die Grabstätte des Kaisers Qin Shihuangdi war weltberühmt und zeigte Terracotta-Krieger, die zu seiner Bewachung dienten. Mit der Terracotta-Armee waren aber erst geschätzte 5% des gesamten Ausgrabungsgeländes freigelegt, der Rest war immer noch geheim. Es gab um die Mittagszeit ein Essen und im Anschluss stand die Stadtmauer der alten Kaiserstadt an.
Eine Fülle von Sehenswürdigkeiten wurde einfach außer Acht gelassen, weil sie in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu schaffen war. In Xian begann auch die berühmte Seidenstraße, über die Waren von und bis nach Europa transportiert wurden. Am Ende liefen sie die Moscheenstraße entlang und hatten am Spätnachmittag ihr Besichtigungsprogramm erledigt. Xian hatte eine wunderschön erhaltene Altstadt, in der alles fußläufig zu erreichen war. Die drei steuerten die erstbeste Bierkneipe an und ließen sich drei Halbe nach draußen bringen. Priese sagte:
„Das ist das Gute an Xian, dass man hier vieles zu Fuß erreichen kann, während Shanghai und Peking dermaßen weitläufig sind, dass das dort unmöglich ist.“ Mike antwortete, nachdem er einen mächtigen Schluck von seinem Halben genommen hatte:
„Das stimmt, wir sind vorher auch in Shanghai und Peking gewesen und haben dort das meiste mit U-Bahn und Taxi unternommen.“ George ergänzte:
„Anders hätten wir die Dinge, die uns interessiert hatten, gar nicht zu Gesicht bekommen.“ Die drei zahlten und liefen durch die Altstadt zum nächsten Bierlokal. Und wieder bestellten sie drei Halbe, die sie im Nu leergetrunken hatten, und beim dritten Lokal blieben sie hängen. Sie bestellten einen Halben nach dem nächsten und ihre Zungen wurden beim Erzählen immer schwerer, bis nichts mehr ging. Sie lagen sich am Ende in den Armen und verabschiedeten sich voneinander. Priese und Mike und George ließen sich jeweils ein Taxi kommen und zu ihren Hotels bringen. Priese schaffte es gerade noch auf sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett fallen ließ und sofort einschlief.
Priese fiel gleich in einen tiefen Traum, aber anders als sonst, wo er zumindest in Teilen das am Tage Erlebte in seinen Träumen verarbeitete, er hatte auch nicht in Shanghai oder Peking seine Tageserlebnisse in seinen Träumen wiederauferstehen lassen, wähnte er sich in einer Kohlenmine unter Minenarbeitern auf einer Zeche in Deutschland. Kein Bisschen wurde ihm zu seinem plötzlichen Chinaaufenthalt erklärt, wie auch kein Wort darüber verloren wurde, dass er sich mit einem Mal in einer Zeche befand.