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An der Nordsee

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Priese saß am Strand inmitten von Touristen, die ihren Urlaub dort verbrachten. Er drehte sich um und erkannte das „Strandhotel Juister Hof“, er erinnerte sich an Urlaube mit der Familie, als die Kinder noch klein waren und an den unglaublich feinen Sand, den es am Strand gab. Um ihn herum gab es Strandkörbe, so wie sie damals auch immer einen gemietet hatten. Priese saß auf einem Badehandtuch in Badehose, neben ihm stand ein Rucksack mit seinen Sachen. Er fühlte im Rucksack in die Hosentasche und fand dort ein Portmonee mit Geld und seine Papiere. Plötzlich rollte ein Ball auf sein Handtuch und ein Junge kam, um den Ball zu holen.

„Spielst Du Fußball?“, fragte Priese den Jungen, und der antwortete:

„Mein Bruder und ich kicken uns den Ball immer zu.“ Priese drehte sich zu dem Strandkorb direkt neben ihm und machte ein Elternpaar und einen Jungen aus, offensichtlich waren das die Eltern von dem Jungem mit dem Ball.

„Entschuldigen Sie bitte, dass mein Sohn Sie gestört hat, ich habe schon hundertmal gesagt, dass sie weiter unten Fußball spielen sollen“, sagte der Vater.

Aber ich bitte Sie, das ist doch nicht weiter schlimm, die Kinder spielen eben!“, antwortete Priese und stellte sich gleich vor. Er nannte seinen Vornamen, weil er sah, dass die Urlauber in etwa sein Alter haben mussten, und im gleichen Augenblick stellten sich die Eltern mit Nina und Herbert vor. „Ich werde wegen meines Familiennamens „Priese“ genannt und bitte Euch“, er duzte Nina und Herbert gleich, „das auch zu tun,“ sagte Priese.

„Bist Du eigentlich allein am Strand?“, fragte Nina, und Priese, der nicht wusste, wie er überhaupt nach Juist gekommen war, gebrauchte eine Notlüge und sagte:

„Die Anreise ist für mich nicht weit, und ich bin einfach losgefahren und hierher gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen.“

„Sind Deine Kinder schon groß?“, fragte Herbert und Priese antwortete:

„Benny ist 12 und Alice ist 13!“

„Dann sind sie gerade einmal 3 Jahre älter als unsere, Peter ist 8 und Jens ist 10“, sagte Nina.

„Wie lange seid Ihr schon auf der Insel?“, fragte Priese und Herbert antwortete:

„Das ist unser zweiter Tag“.

„Ist das Euer 1. Mal auf Juist?“, fragte Priese weiter und Herbert sagte:

„Ja , das ist unser 1. Mal auf Juist und ich muss sagen, dass die Insel etwas hat, und ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll!“

„Ich weiß schon, was Du meinst, da sind die Sauberkeit, die Ruhe, die fehlende Hektik, die Autofreiheit und das Familiäre“, sagte Priese, „und das alles fügt sich zu einem unnachahmlichen Gesamt, das Juist ausmacht.“

„Ja, Du beschreibst das völlig zutreffend, schon am 1. Tag hat man das Gefühl, dass es auf Juist so ist, wie Du sagst!“, meinte Nina.

„Wo seid Ihr untergebracht?“, fragte Priese.

„Wir haben eine Ferienwohnung im Ort und wollen abends immer essen gehen“, sagte Herbert.

„Wenn Ihr nichts dagegen habt, schließe ich mich Euch beim Essen an!“, sagte Priese und die beiden waren einverstanden. Priese fand in seinem Rucksack die Karte für eine Zimmertür im „Hotel Pabst“ und sagte:

„Und ich habe ein Zimmer im „Hotel Pabst“, habt Ihr Lust, mit ins Wasser zu gehen?“, fragte er und Nina und Herbert sprangen gleich auf und nahmen Peter und Jens mit. Eine Menge Leute tobte mit ihren Kindern im Wasser, und Priese und Herberts Familie kühlten sich ab. Die Jungen hatten ihren Ball mitgenommen, und ehe man sich versah, schwammen sie alle und warfen sich gegenseitig den Ball zu. Priese fand die Familie sehr nett und umgekehrt schien es ja auch so zu sein, denn sonst hätten sie sich ja nicht mit Priese abgegeben. Die Jungen schwammen schon sehr sicher und waren auch mit dem Ball sehr fit. Sie machten sich einen Spaß daraus, ihrer Mutter den Ball direkt vor ihr Gesicht zu werfen, sodass ihr das Wasser ins Gesicht spritzte.

„Hört sofort damit auf!, rief Herbert, und die Jungen fügten sich. Nina ging aus dem Wasser, und die vier begannen, sich den Ball regelrecht zu zu schmettern, sodass man Mühe hatte, ihn zu fangen. Dann hatten sie aber auch genug und gingen aus dem Wasser. Es war früher Nachmittag, wie Priese auf Herberts Uhr sehen konnte, und er trocknete sich ab und zog sich um, um zu seinem Hotel zu gehen.

„Ich will dann mal zu meinem Hotel, wann wollen wir uns denn heute Abend zum Essen treffen?“, fragte Priese und Nina antwortete:

„Lass uns doch um 19.00 h bei der Kurverwaltung treffen, das ist direkt bei Deinem Hotel!“

„Ist gut“, sagte Priese, „bis heute Abend also!“, und er ging zu seinem Hotel. Auf seinem Zimmer fand er es sehr komfortabel, wie auch das ganze Hotel oberer Standard zu sein schien. Priese zog die Gardinen vor sein Fenster und ließ sich auf sein Bett fallen. Es brauchte nur einen Moment, und Priese schloss seine Augen und schlief ein. Er wurde von den Rollkoffern ankommender Gäste wieder wach, es war 16.00 h geworden und er machte sich frisch. Anschließend lief er in den Ort, um zu sehen, ob er sich noch erinnerte. Dort fand er die Gebäude so, wie sie damals dastanden, und er fand den Bötchenteich, der unverändert geblieben war, seit er selbst ein Junge gewesen war, man hat die Anlage um den Teich herum etwas verschönert, mehr nicht. Zu seiner Zeit gab es neben dem Teich eine Milchbar, in der man Milchshakes bekam. Es gab aber auch als Spezialität dieser Zeit Schälchen mit Schlagsahne, die man mit einem Löffel essen konnte. Das verlor sich aber nach und nach, niemand isst heute mehr Schlagsahne aus Schälchen. Ein Stück weiter lag früher der Hafen, von dem aus das Inselbähnchen in den Ort fuhr. Man hat inzwischen einen neuen Hafen angelegt, direkt neben dem Ort, mit allem, was das Seglerherz höher schlagen lässt. Priese ging wieder zum Teich und setzte sich vor das „Cafe Baumanns“, wo er einen Kaffee bestellte und sich die vorbei promenierenden Urlauber anschaute. Dann lief er in die Billstraße, in der er früher mit seinen Eltern und seinem Bruder in einer Pension gelebt hatte.

Es gab aber keine Pension mehr, und er spazierte langsam wieder zu seinem Hotel. Er ging auf sein Zimmer und fühlte, ob er in seinem Rucksack Geld fände, und tatsächlich steckte vorne in dem Rucksackfach ein Portmonee mit ausreichend Geld. Er nahm das Geld und lief anschließend zu dem Treffpunkt mit der Familie vor der Kurverwaltung. Priese stellte sich dorthin und wartete, und schon nach kurzer Zeit erschienen Nina, Herbert und die Jungen. Sie fragten sich, wohin sie zum Essen gehen sollten und entschieden sich für „Köbes“, 80 Meter weiter in Richtung Strand, ein Fischlokal, in dem man auch Steaks essen konnte.

„Ich habe regelrechten Hunger bekommen und hoffe, Euch geht es genau so!“, sagte Priese.

„Von uns aus können wir sofort essen!“, riefen die Jungen.

„Wir hatten den ganzen Tag über noch nichts, bis auf ein paar Plätzchen“, sagte Nina, und sie gingen in das Lokal. Die Erwachsenen bestellten Scholle und die Jungen nahmen Steaks, zu trinken gab es Bier und Limo.

„Wo kommt Ihr eigentlich her?“, fragte Priese Nina und Herbert und die beiden antworteten:

„Aus Herford und Du?“

„Ich komme aus der Nähe von Stade“, antwortete Priese, „was haltet Ihr davon, wenn wir uns Morgen Fahrräder leihen und uns ein wenig von der Insel ansehen, ich will Euch beiden aber nicht meinen Willen aufzwingen!“ Nina schaute Herbert an, und als der nickte, sagte sie:

„Okay, wann soll es denn losgehen?“

„Ich finde, dass 10.00 h eine gute Zeit ist!“, sagte Priese. Die Jungen schauten ihn an, als wollten sie sagen:

„Zum Glück nicht wieder ein langweiliger Strandtag!“ Ihr Essen war ausgezeichnet und sie aßen es mit Heißhunger, die Jungen verschlangen ihre Steaks geradezu, und als sie um Nachtisch bettelten, bekam jeder noch ein Eis. Sie hielten es immerhin bis 21.00 h aus und gingen hinterher noch auf die Düne, wo es einen Spazierweg gab und setzten sich auf eine Bank.

„Die Stimmung ist am Abend auf der Insel immer besonders eindrucksvoll“, sagte Priese und Nina und Herbert gaben ihm Recht. Um 22.00 h war der Abend beendet, und sie verabschiedeten sich bis zum nächsten Morgen, wenn sie sich wieder vor der Kurverwaltung treffen wollten. Am nächsten Morgen begrüßten sie sich um 10.00 h, liefen gleich zum Fahrradverleih und holten sich für jeden das passende Fahrrad. Dann fuhr Priese vor und steuerte die alte Hafenmole an. Er setzte sich mit allen dort hin und erzählte, wie er früher dort mit dem Schiff angekommen war. Dann zeigte er zum alten Haltepunkt des Inselbähnchens uns sagte:

„Wenn unser Gepäck auf den Waggon geladen war, stiegen wir in den Zug und fuhren zum Ort, das waren ungefähr 2 Kilometer. Manchmal fuhr mein Vater mit mir zur Mole, und wir hatten geangelt. Am Ende waren wir recht erfolgreich und hatten ein paar Schollen und ein paar Aale herausgeholt.“ Die Jungen fragten gleich:

„Können wir nicht auch einmal angeln?“, und Herbert antwortete:

„Lasst uns erst einmal ein paar Tage Urlaub hier verleben, dann sehen wir weiter!“ Sie setzten sich wieder auf ihre Fahrräder, und Priese fuhr in Richtung „Domäne Bill“. Der Plattenweg war der gleiche geblieben, vielleicht war die eine oder andere der rotbraunen Platten ein Stück versetzt, aber ganz eben war der Weg auch früher nicht gewesen, und man musste auch damals vorsichtig mit den Fahrrädern fahren. Sie überholten einige Pferdefuhrwerke mit Touristen und erreichten schließlich das Ausflugslokal. Sie hatten Mühe, draußen einen Tisch zu finden, am Ende sahen sie aber einen freien Tisch und stellten einen weiteren Stuhl daran.

„Hier bestellt jeder Stuten mit Nutella und eine heiße Schokolade“, sagte Priese und bestellte gleich für alle. Den Jungen gefiel es besonders, Stuten mit Nutella essen zu können, und sie aßen jeder zwei davon.

„Hier hat sich gegenüber früher nichts geändert, es gab auch damals schon Stuten mit Nutella, und es war damals schon mindestens so voll wie heute hier“, sagte Priese. Nach einer Weile zahlten sie und fuhren wieder zurück, und Priese schlug vor:

„Wir können uns den Rest des Nachmittags doch an den Strand legen!“, und alle packten ihre Badesachen und liefen zu Ninas und Herberts Strandkorb. Die Jungen nahmen ihren Ball und rannten zum Wasser, Priese rannte mit und spielte mit im Wasser, und als auch noch Herbert kam, formten sie einen Kreis und warfen sich den Ball immer zu. Am Abend trafen sie sich wieder und gingen zu „Köbes“, sie bestellten das Gleiche wie am Vorabend und waren sehr zufrieden damit.

„Wenn Ihr wollt, können wir Morgen einmal zum anderen Ende der Insel fahren, dort gibt es einen Spielplatz und den Flughafen“, schlug Priese vor. Sie trafen sich wieder um 10.00 h vor der Kurverwaltung. Auf dem Radweg zum Flughafen war eine Menge los, Eltern fuhren mit ihren Kindern zum Spielplatz und waren natürlich nicht so schnell, sodass man vorsichtig an ihnen vorbeifahren musste. Da es am Spielplatz sehr voll war, schenkten sie sich den Besuch und fuhren weiter zum Flughafen. Dort standen inzwischen die Maschinen wohlhabender Privatleute, etwas, das es früher nicht gegeben hatte.

„Früher landete hier nur die Postmaschine, mit der auch die Filme für das Kino im Ort geliefert wurden“, sagte Priese, „ein Stück weiter liegen die Salzwiesen, in denen Austernfischer und Lachmöwen brüten. Besonders vor den Lachmöwen muss man sich in Acht nehmen, denn die attackieren mit ihren scharfen Schnäbeln jeden, der ihnen zu nahe kommt.“ Sie fuhren wieder zum Ort zurück und wollten jeder eine einstündige Mittagspause machen. Als Priese sich auf sein Bett legte und seine Augen schloss, war ihm mit einem Mal ganz anders. Als er erwachte, sah er sich inmitten des Fanblocks des BVB im Signal Iduna Park Stadion.

Priese hatte seinen Inselaufenthalt in zweierlei Hinsicht genossen, er hatte in Erinnerungen geschwelgt und er hatte eine nette Familie kennengelernt. Herberts Familie war schon irgendwie typisch: Nina, er und die Kinder waren doch sehr unerfahren, was den Urlaub anbelangte, sie gaben sich sehr zurückhaltend und überließen fast jede Initiative Priese. Der wiederum glaubte manchmal, sich zu sehr aufzudrängen und versuchte sich zurückzunehmen. Die Urlaubsfamilie jedenfalls hatte das Ziel zu entspannen und von der Hektik des Alltags auszuruhen.

Priese

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