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2.2.1Wirtschaftsgeographie in der Länderkunde

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Gemäß dem Ordnungsplan der länder- und landschaftskundlichen Geographie nach Uhlig (1970) nimmt die Wirtschaftsgeographie den Status einer Geofaktorenlehre ein, deren primäre Aufgabe es ist, regional erworbenes Wissen in der synthetischen Gesamtschau komplexer Landschaften und Länder bereitzustellen. Wirtschaftsgeographische Forschung bezieht sich demnach auf die Indexierung von Wirtschaftsaktivitäten in bestimmten, meist als natürlich angenommenen Landschaften oder Ländern und verbleibt empirisch weitgehend deskriptiv. Da die Aufgabe der Wirtschaftsgeographie vorwiegend in der Erfassung der Folgen wirtschaftlicher Tätigkeit für die Raumstruktur gesehen wird (Wagner 1981, S. 183), bleiben die Zusammenhänge und Mechanismen ökonomischer Aktivitäten in diesem Verständnis unterbeleuchtet. Die strenge Arbeitsteilung zwischen Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsgeographie ist Ausdruck der hierarchischen Integration der Teildisziplin unter dem Primat der länder- und landschaftskundlichen Geographie.

Das vergegenständlichte Konzept des Raums im länderkundlichen Paradigma schlägt sich auch im Forschungsgegenstand der Wirtschaftsgeographie nieder. Zentrales Forschungsobjekt ist – in je unterschiedlichen Stadien des Paradigmas – zuerst die Wirtschaftslandschaft (Lütgens 1921), dann die Wirtschaftsformation (Waibel 1933 a) und schließlich der Wirtschaftsraum (Krauss 1933) mit zahlreichen darauf folgenden Modifikationen (Otremba 1969; Voppel 1970). Die zentrale Gemeinsamkeit dieser Konzepte besteht darin, dass nicht das Handeln ökonomischer Akteure, sondern die lokalisierten Handlungsergebnisse in zusammenhängenden Räumen in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt werden (Wagner 1981, S. 19): „Der Wirtschaftsraum ist [. . .] das zentrale Forschungsobjekt der Wirtschaftsgeographie.“ Es gilt als Leitziel, die räumliche Ordnung der Wirtschaft in Wirtschaftsräumen zu erfassen und abzugrenzen. Dies zeigt sich deutlich im Aufbau älterer Lehrbücher (z. B. Bartling 1926) und findet noch heute Niederschlag in Schulbüchern der Geographie, die allerdings zunehmend problemorientierter aufgebaut sind (z. B. Volkmann 1997; Allkämper et al. 1998).

Wenngleich sich länderkundliche Ansatzpunkte auch in späteren Arbeiten von Wagner (1998) und Voppel (1999) wiederfinden lassen, aber inzwischen von dynamischen und sozialwissenschaftlich beeinflussten Perspektiven überlagert werden, ist eine solche Grundkonzeption mit ihrer idiographisch-deskriptiven Methode und ihrer Vergegenständlichung von Raum als Forschungsgegenstand unvereinbar mit einer relationalen Wirtschaftsgeographie. Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass detailliertes Wissen über regionales Wirtschaftsgeschehen und über lokale ökonomische Rahmenbedingungen ein wertvolles gesellschaftliches Gut ist. Nicht zufällig kommen bei Krisensituationen oder Kriegen immer wieder auch regional spezialisierte Wirtschaftsgeographen in den Medien zu Wort. Ausdruck dessen sind auch die nach wie vor zahlreichen wirtschaftsgeographischen Länderkunden und Reiseführer (z. B. Lutz 1980; Lenz 1988; Hofmeister 1997; Boal und Royle 1999; Hofmeister und Lutz 1999; Lamping 1999; 2000) sowie ökonomisch fokussierte Länderstudien wie etwa von Banken und Auftragsforschungsinstituten. Interessant ist auch, dass die vergleichende Politikwissenschaft dezidiert eine regionale Spezialisierung und Aufgabenteilung anstrebt und breiten regionalen Wissenskontexten von ökonomischen, kulturellen und politischen Prozessen eine hohe Bedeutung einräumt. Entsprechend beschreibt Bahrenberg (1995) die Bedeutung einer nachfrageorientierten und adressatenspezifischen Funktion der Länderkunde als Expertensystem, um territoriales Wissen als gesellschaftliche und politische Dienstleistung in Entscheidungs- und Bildungsprozesse einzubringen. Der Versuch von Wirth (1978) hingegen, ein länderkundliches Forschungsprogramm wissenschaftstheoretisch zu verankern, wird von Bahrenberg (1979) als gescheitert angesehen.

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