Читать книгу Die Toten am Kleistgrab - Harro Pischon - Страница 11

März 1802

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Kleist ging allein durch das Haus. Die Decken waren niedrig, gerade mal zwei Meter. Vom Flur ging eine Küche ab und ein Wohnraum mit etwa 15 Quadratmetern. Von diesem konnte man auf den See blicken und auf eine Terrasse treten. Ans Ufer schlugen sanft die Wellen. Es war noch kalt, die Bäume kahl. Und es war ruhig. Aller Lärm der Stadt war verstummt. Nur die fernen Ufer und die Berge schimmerten durch die spätwinterliche Luft. Kleist stand am Ufer und sog die Luft ein. Hier könnte er zur Ruhe kommen. Hier könnte er schreiben. Hier könnte er es beweisen.

Nachdem er das obere Stockwerk besichtigt hatte, war ihm klar, dass er in einem der Räume arbeiten wollte und im anderen schlafen. Die Fischerstochter konnte im Erdgeschoss in der Küche walten und das Essen anrichten. Sie würde ihn dort oben nicht stören. Seine große Truhe mit Büchern und Papieren musste nach oben geschafft werden. Er brauchte Hilfe.

So ging er zum Haus des Fischers, klopfte und wieder öffnete ihm die Tochter, das Mädeli. Diesmal betrachtete Kleist sie genauer, sie war ungefähr gleich groß, schlank, aber kräftig, mit blanken, wachen Augen. So schwierig ihm die Schätzung des Alters junger Frauen schien, meinte er doch, dass sie im gleichen Alter war wie er selbst. Kleist war noch in ihren Anblick versunken, da fragte ihn das Mädeli: „Haben Sie's gemietet, das Hüsli, Herr von Kleist?“

Ja, ja, ich habe es gemietet, das Haus, den Schlüssel habe ich schon in meinem Rock.“

Und wann ziehen Sie ein?“

Heute in einer Woche, ich muss ...muss noch einmal nach Bern, zu einem Freund. Wenn ich wiederkomme, ziehe ich ein, nicht gleich in der Früh, am Vormittag, am späten Vormittag.“

Kleist hatte Mühe, in Gegenwart der jungen Frau ohne Hemmung zu sprechen, er stotterte fast.

Ich weiß schon, die Herren schlafen länger als wir. Aber das macht nichts, ich helfe Ihnen gern Ihren Besitz hineinzutragen. Der Vater hat ja schon gesagt, dass ich Ihnen den Haushalt machen werde. Es soll Ihnen an nichts fehlen, Herr von Kleist.“

Wie heißt du eigentlich?“, fragte Kleist, „Herr Gatschet hat dich 'Mädeli' genannt.“ Sie lachte hellauf über die Aussprache Kleists. „Das stimmt schon. Mädeli ist mein Taufname im Berner Deutsch. In Ihrem Deutsch ist das 'Magdalena'.“

Oh, eine Jüngerin Jesu, die mit umherzog und die Jüngerschaft versorgte“, sagte Kleist, „für manche sogar die Gefährtin Jesu. Ein passender Name - Mädeli.“

Die Toten am Kleistgrab

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