Читать книгу Die Toten am Kleistgrab - Harro Pischon - Страница 6
5 Montagnachmittag
ОглавлениеUm 14 Uhr fand die Lage statt. Beate Lehndorf und Menzel informierten ihre Gruppe über den Erkenntnisstand, der nur aus der Identität der Opfer bestand und einigen Hinweisen auf ihre Tätigkeit. Das Hauptproblem im Augenblick war das offensichtliche Arrangement am Fundort, dem Kleistgrab. Wer hatte ein Interesse und warum, nicht nur die beiden zu töten, sondern sie derartig auszustellen? Für eine Irreführung - einem vorgeblichen verabredeten Selbstmord - war das Vorgehen doch zu durchsichtig. Am naheliegendsten war eine Eifersuchtstat, da der Literaturwissenschaftler mit der Schauspielerin ermordet wurde. Hier kam als erste die Ehefrau in Frage, aber auch einen Liebhaber der Schauspielerin könnte die Beziehung der beiden verletzt haben.
„Als erstes müssen wir die Opfer kennenlernen, ihre Beziehungen, ihre Kollegen, ihre Arbeit. Ich selbst werde mich um Dehmels Umfeld kümmern, du Wolfgang erkundest den Hintergrund der Schauspielerin. Außerdem müssen die Anwohner in der Bismarckstraße befragt werden, ob sie etwas wahrgenommen haben. Ihr kennt den vollen Namen von Andi..“ „An die Arbeit“, ertönte die gewohnte Antwort im Chor.
Menzel ging zu Beate. „Und ich sage dir, es war die Ehefrau. Ein Lebensgefährte der Czerny würde keine Kleistinszenierung veranstalten. Der würde höchstens den alten Knacker aus dem Weg räumen. Diese Ausstellung am Tatort zeigt doch, dass sich seine Frau geärgert hat.“
Beate schluckte den Ärger über Menzels selbstgefällige Gewissheit hinunter. „Du magst ja Recht haben, aber erstens brauchen wir Fakten und Beweise und zweitens ist mir die Erklärung doch zu vordergründig. Die Frau ist intelligent, sie würde es uns nicht so einfach machen.“
„Eifersüchtige Frauen sind nicht intelligent“, versetzte Menzel.
„Finde etwas über die Czerny heraus, wir müssen mehr wissen.“
„Es ist Zeitverschwendung, aber du hast das Sagen“, meinte Menzel. „Wenn ich Recht behalte, kostet es dich ein Essen bei „Wegner“ in der Dahlmannstraße.“
„Und was kostet es dich, wenn du nicht Recht behältst?“
„Dann darfst du dir ein Restaurant aussuchen.“
„Oder ich darf frei über den Abend verfügen – und alleine bleiben.“
„Warum bist du so kratzbürstig?“
„Ich bin nicht kratzbürstig, ich bin nur nicht interessiert.“
Menzel sah sie an, seufzte und wandte sich zum Gehen. Warum mussten Frauen immer so viele Widerstände aufbauen, bevor sie sich einlassen konnten?