Читать книгу Die Toten am Kleistgrab - Harro Pischon - Страница 5

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Das Taxi fuhr weiter und sie ging in ihr Haus nahe der Krummen Lanke. Melanies Wut war verraucht. An ihre Stelle trat eine tiefe Erschöpfung. Wie hatte sie gekämpft um diesen Mann. Seit Wochen, ach was, seit Monaten, war er nicht mehr ansprechbar gewesen, nicht mehr da gewesen, auf Dienstreisen – angeblich, und immer in der Nähe dieser kleinen Schauspielernutte. Anfangs hatte sie ihn noch zur Rede gestellt: „Was hast du mit dieser jungen Schnepfe? Bin ich dir nicht mehr gut genug?“ Er hatte immer abgewiegelt, war ausgewichen: „ Mach dir keine Sorgen. Es geht nicht um eine Affäre. Es geht um mehr. Ich bin an einer Sache dran, größer als alles, was ich in meinem Leben geschafft habe. Sei geduldig!“

Ausreden. Die alte Leier. Er konnte das Älterwerden nicht ertragen. Seine sexuelle Unbeholfenheit wollte er immer aufs Neue bei einer Liebschaft überwinden. Nun war es zu Ende. Und doch wusste sie, dass die Wut nicht vorbei war, dass sie die Kränkung nicht überwunden hatte, dass die Erschöpfung wieder diesem Brennen weichen musste.

Sie setzte sich an den Flügel und schlug die Eingangsakkorde an, atmete tief und mit der Kraft einer alten Sehnsucht sang sie die Arie der Susanna aus „Le nozze di Figaro“:

Deh, vieni, non tardar, oh gioia bella,

vieni ove amore per goder t'appella...

Noch war ihre Stimme biegsam und kraftvoll, noch war ihr Körper ansehnlich. Sie würde es allen noch zeigen.

Die Toten am Kleistgrab

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