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Kapitel 2
ОглавлениеManni Schulz fuhr die Rummelsburger Landstraße nach Westen. Sein Beifahrer war Ralph Demuth. Sie sollten einen Schuttcontainer am Ende der Rummelsburger laden und zurück nach Altlandsberg bringen. „Wat hat Chef jesacht, wo det jenau is?“, fragte Manni. „Mensch, du hast aber ooch mehr Sieb als Jedächtnis“, maulte Ralph.
„Ick fahre, mein Bester, ick muss ma konsentriern, vastehste? Da kannste mir den kleenen Gefallen mal tun, wa?“
„Also jut, jenau uff der Höhe von de Shelltanke jeht et rechts rin. Außerdem, meine Herren“, Ralph machte den Chef nach, „sehen Sie hinter der Tankstelle das ausgedehnte Gelände des Funkhauses Nalepastraße, Sitz des früheren Rundfunks der DDR. Und wenn Sie weiter über die Spree blicken – blicken, det musste dir mal vorstellen – sehen Sie bestimmt das Riesenrad des alten Spreeparks im Plänterwald.“
„Als ob wir det nich kennen, hält der uns für nen Wessi-Grünschnabel, wie er einer is?“, knurrte Manni. „Ick war noch mit meen Vadder im Spreepark, als allet noch funktionierte.“
Ralph rief laut: „Achtung, wir sind gleich da! Da vorne is die Tanke!“
Manni fuhr langsamer und bog in einen unbefestigten Weg ein, der parallel zur Straße lief, bis er wieder in die Rummelsburger mündete. Da stand auch der große gelbe Schuttcontainer, mit einer grünen Plane bedeckt. Manni rangierte vor den Container und fuhr die beiden Ausleger mit den Ketten aus.
„Nu mal hopp, Ralfi!“, scheuchte er seinen Beifahrer, „flott die Ketten festjemacht! Und prüf nochmal, ob die Plane auch dicht ist! Du weißt, wie’s neulich war, als wir alles hinter uns eingestaubt haben. Bloß’n Glück, dass keene Klamotten runterjekommen sind.“
Ralph sprang aus dem LKW und wollte auf seiner, der Straße abgewandten Seite, anfangen. Er war gerade dabei, die Ketten einzuhaken, als er merkte, dass die Plane an einer Stelle geöffnet war. Außerdem...
„Manni! Manni!“
„Wat is denn, Ralfi?“
„Da is was!“
„Na, wat is denn da?“
„Da hängt’n Been raus!“
„Mann, Ralfi, wat du dir immer zusammenspinnst!“ Manni kletterte vom Bock und ging auf die andere Seite zu Ralph. Der zeigte schreckensbleich auf eine Öffnung zwischen Plane und Container, aus der ein Unterschenkel ragte, die Kante im Kniegelenk. Manni wiegte seinen Kopf. „Det woll’n wir doch mal sehen.“ Bevor er an der Seite hochkletterte, sagte er noch zu Ralph: „Haste neulich den Krimi jesehen? Da dachte ooch eener, er hätte ne Leiche jefunden in nem Container. Und denn war’s ne Prothese. Und de Polizei war schon mit'm janzen Fuhrpark anjerückt.“
„Det is ne Leiche, sag ich dir“, zitterte Ralph, „ick gloob sojar det is 'n Mädchen. Guck dir doch mal den Fuß an.“
Manni stand inzwischen auf dem Blech, in das die Ketten eingehängt wurden. Er hob die Plane hoch und lugte darunter. Dann sprang er herunter, ebenso bleich wie Ralph und sagte: „Recht haste, det is n' totes Mädchen.“
„Wat mach'n wir'n jetze?“
„Nu dreh mal nich durch, Ralfi, setz dir mal in'n Wagen rin und trink was. Ick ruf mal die Bullen an und sach dem Chef Bescheid. Der wird sich freuen, det weeß ick schon.“
Manni zog sein Handy aus der Gürteltasche und tippte 110.
„Ja, hallo, die Polizei? Ja, wir haben hier ne Tote jefunden, also ne Leiche jewissermaßen. Wo hier is? Na, inne Rummelsburger Landstraße, jenau gegenüber vonne Shelltanke und von det Funkhaus. Mit wem...? Also, ick bin Manni, also Manfred Schulz und mein Beifahrer, das ist der Ralph … Demuth, mit h hinten, aber det is jetzt nich so wichtig. Wo wir...? Innem Container, den wollten wir abholen. Ja, klar, wir bleiben vor Ort und warten, bis Sie kommen. Und nüscht anfassen, un'nich rumtrampeln, allet klar.“
Dann sah Manni nach Ralph, der mit blasser, spitzer Nase im Führerhaus saß. „Die werden wohl bald kommen. Weeßte wat, du passt hier schön auf, rührst dir nich vom Fleck und ick hol uns mal 'n Kaffee von gegenüber. Chef ruf ich später an.“
Er wartete, bis er die Rummelsburger Landstraße überqueren konnte. Seine Hände zitterten.