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Kapitel 7

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Obst, Getränke, Brot. Wie viel? Schwer zu sagen. Akio stopfte in seinen Rucksack, was reinpasste. Wie lange würden sie überhaupt unterwegs sein? Mehrere Tage? Zu viel Gepäck war auch nicht gut. Pollum saß auf Akios Schultern und verfolgte mit großen Kopfbewegungen jedes einzelne Teil, das Akio in seinen Sack steckte, als wollte er genau überprüfen, was sein Herrchen mit auf die Reise nahm.

»Du reitest in den Tod«, jammerte die Mutter, die noch genauso wie vorher auf dem Hocker saß.

»Du wirst dem Moloch vorgeworfen wie deine Schwester«, fügte der Vater hinzu. Er stand mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Stube und richtete unter Ächzen und Stöhnen die Möbel wieder auf.

»Adelia ist meine Schwester und ich werde nicht zulassen, dass fremde Männer sie in ihrer Gewalt haben«, sagte Akio laut und bestimmt. »Und wenn ich ebenfalls dem Moloch vorgeworfen werde, dann kann ich wenigstens sagen, dass wir den letzten Weg gemeinsam gegangen sind!«

Etwas unheimlich wurde ihm schon zumute, als er seinen Eltern diesen Satz so vorwarf. Aber er fand, dass dies in etwa so klang wie das, was Silva vorhin über sich und ihren Bruder gesagt hatte.

»Du bist erst fünfzehn«, knurrte der Vater.

»Was soll das heißen: erst fünfzehn?« Akios Augen blitzten böse, als er das fragte.

»Fünfzehn ist wenig von zehn entfernt. Vor Kurzem warst du erst zehn und hast in der Schmiede unterm Tisch gespielt.«

»Fünfzehn ist genauso weit von zehn weg wie von zwanzig!«, stellte Akio laut fest. »Stell dir einfach vor, ich bin fast zwanzig!«

»Ich wollte nur sagen, dass es sehr gefährlich ist«, warf der Vater ein. »Verstehst du das nicht? Bisher hab ich für die Familie gekämpft. Du nie. Wie willst du gegen die Häscher des Moloch ankommen, wenn du nie fechten, kämpfen oder Krieg führen gelernt hast?«

Die Mutter schluchzte: »Ich will nicht beide Kinder auf einmal verlieren.«

Dieses wehleidige Gejammer begann Akio zu nerven. »Vielleicht kriegst du ja auch beide Kinder auf einmal wieder zurück«, sagte er scharf. »Diese Möglichkeit gibt es immerhin auch noch.« Und zum Vater sagte er: »Ich tu es einfach, weil ich Adelia befreien will. Verstehst du das nicht? Wenn du zu schwach und verwundet bist, um für die Familie zu kämpfen, dann muss ich es doch tun, oder nicht? Ja, ich hab es nie gelernt! Aber ich hab einen festen Willen! Und der wird mich zur richtigen Zeit das Richtige lehren! Darauf vertraue ich!« Er griff nach dem Umhang mit der Kapuze und band ihn sich um die Schultern. Dann packte er seinen Rucksack und ging durch die Schmiede des Vaters in Richtung Stall.

In der Schmiede verlangsamte er seine Schritte und blieb vor dem großen Amboss kurz stehen. Wie oft hatte er hier dem Vater geholfen, das Feuer zu schüren, die Eisen zu beschlagen, Hufeisen zu formen, Schwerter, Spieße, Messer zu stählen und zu schärfen. Der Vater war schon immer ein kräftiger Mann gewesen, den Akio bewundert hatte. Aber er hatte auch oft kämpfen müssen. Und gerade in den letzten Jahren, seit die Priester des Moloch und die Späher der Bluträuber herausgefunden hatten, dass Adelia und Akio so wertvolles Blut in sich trugen, war die Familie häufigen Überfällen ausgeliefert gewesen. Heute also war es endgültig so weit: Die Räuber waren stärker als der Vater. Adelia war der Familie entrissen worden.

Akios Blick fiel auf das mittelgroße Schwert in der Ecke neben der Werkbank. Vor einigen Jahren, als er ein Junge von etwa zehn oder zwölf Jahren gewesen war, hatte er es mithilfe seines Vaters geschmiedet. Damals wollte er unbedingt ein eigenes Schwert haben. Und sie hatten gemeinsam eins hergestellt. Mit kunstvoll geschwungenem Querstück, lederumwickeltem Griff und stählerner Klinge. Akio war richtig stolz auf sein Erstlingswerk gewesen. Aber nach ein paar Monaten übertriebener Fechtübungen, bei denen er wild in die Luft gestochen und mit unsichtbaren Gegnern gekämpft hatte, war das Schwert hier in der Werkstatt gelandet, und irgendwann wurde es gar nicht mehr beachtet.

Jetzt fiel es ihm wieder auf. Unsicher nahm er den Griff in die Hand, hob das Schwert in die Höhe und betrachtete es vorsichtig, indem er es vor seinen Augen hin und her drehte. Pollum auf seiner Schulter reckte neugierig den Hals. Akio wusste nicht, wie man mit einem Schwert umging. Er wusste auch nicht, ob er mit Schwert überhaupt reiten konnte. Aber irgendetwas in seinem Inneren flüsterte ihm zu, er sollte es mitnehmen. Ein Krieger, der seine Schwester befreien wollte, brauchte ein Schwert. Hier hatte er eins. Er griff nach einem ledernen Schwerthalter aus einem der Regale, befestigte ihn an seinem Gürtel und ließ das Schwert hineingleiten. Ja, das fühlte sich gut an.

Gefangen in Abadonien

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